Beschreibung
Historische erkennungsdienstliche Fotografien von Polizeibehörden bieten zeitgeschichtlich Interessierten eine persönliche und faszinierende Reise in die Vergangenheit - inklusive einem leichten Schaudern.
In der englischsprachigen Welt werden diese Bilder «Mugshots» genannt und sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Medienlandschaft.
Durch eine Kooperation mit der Landespolizeidirektion Wien erhielt der Herausgeber die offizielle Genehmigung für die journalistische Verwendung der wohl letzten erhaltenen erkennungsdienstlichen Polizeifotografien der k.u.k. Monarchie von 1890 bis 1918.
Diese faszinierenden Fotografien zeigen kleine Gauner und schwere Burschen, raffinierte Mädchen und skrupellose Frauen, die Orte ihrer Verbrechen und das Leiden der Opfer.
Die wissenschaftliche Relevanz dieser Serie von suggestiven Fotografien wird dabei mit den persönlichen Schicksalen der Opfer verbunden, die sich in den Ablichtungen der professionellen Fotografen und den stets genau formulierten Tatbeschreibungen der k.u.k Behörden zeigen.
Dies eröffnet den Lesern die verborgene Seite einer längst vergangenen Epoche, die eben nicht nur aus dem Glanz der kaiserlichen Familie, aus dem Pomp des Adels und dem Reichtum der Bourgeoisie, sondern auch aus den Schwierigkeiten, dem Elend und der absoluten Verzweiflung der unteren Klassen bestand.
«Das k.u.k. Verbrecheralbum» enthält eine Fülle von bislang unveröffentlichten wertvollen Originalfotos sowie mehrere wissenschaftliche Beiträge von Kriminalsoziologen und Rechtshistorikern.
Dazu das YouTube-Video: https://youtu.be/S1qAoqSYqk4
https://kurier.at/kultur/geschichten-mit-geschichte/aus-dem-k-u-k-verbrecheralbum/400696487
Rezension
Von Renate Oppolzer auf Bücherschau.at:
Buch Rezension
Fuchs, Walter / Sedivy, Robert / Simon, Thomas - Das k.u.k. Verbrecheralbum
The Criminal Album of the Austro-Hungarian Monarchy
Karl Habsburg hat das Vorwort zu diesem außergewöhnlichen Büchlein geschrieben. Betrifft es doch die Zeit des großen Kaiserreiches um die Jahrhundertwende. Die Österreichisch-Ungarischen Monarchie war ein Vielvölkerstaat und daher naturgemäß ein Schmelztiegel mit all seinen Vor- und Nachteilen. Wien, die Hauptstadt und der zentrale Mittelpunkt, war aber nicht nur durch die tiefgreifende bauliche Umgestaltung, die Franz Joseph in Gang setzte, Anziehungspunkt für Künstler, Wissenschaftler und Investoren und die reiche Oberschicht. Die spannende Zeit der Gesellschaft im Industriezeitalter brachte zwar rasante technische Fortschritte, aber auch enorme soziale Umbrüche. Viele Menschen wurden ihrer Lebensgrundlage beraubt und schlitterten in unvorstellbare Armut. Durch diese schier ausweglose Situation für viele Bürger stieg die Kriminalitätsrate erschreckend an.
Das vorliegende Buch beschreibt die historische Entwicklung der Kriminalgeschichte und die Neuerungen, die zur heutigen effizienten Verbrechensbekämpfung führten. Wien hatte die älteste Gerichtsmedizin der Welt. Unter der Herrschaft Maria Theresias wurde angeordnet, dass eine Leichenbeschau verpflichtend wurde und durch speziell ausgebildete Ärzte (Stadtwundarzt) durchzuführen sei. Die Autopsie musste z.B. durch die Öffnung aller drei Körperhöhlen (Brust, Bauch und Kopf) erfolgen. Dies verhalf zu grundlegenden Erkenntnissen. Die Gerichtsmedizinische Sammlung in Wien, das Josephinum, ist daher die älteste derartige Sammlung von gerichtsmedizinischen Präparaten der Welt und besteht bis heute. Noch waren aber die Gerichte an ein „geständniszentriertes“ Beweisrecht gebunden. Das heißt, entweder ein Geständnis oder der Beweis durch zwei Tatzeugen führten zu einer Verurteilung. Dies hatte aber auch oft zur Folge, dass Verbrecher ungeschoren davonkamen. Aber rasch änderten sich auch die Methoden der Kriminalistik.
Robert Sedivy, Thomas Simon und Walter Fuchs haben durch akribische Recherche gemeinsam die Entwicklung der Kriminalgeschichte des Kaiserreichs zusammengetragen. Dabei fällt auch die Erfindung der Fotografie besonders ins Gewicht. Täter- und Tatortfotos wurden erstellt und in „Verbrecheralben“ gesammelt. Sie lösten die Zeichnungen, die bisher angefertigt wurden, ab. Die Autoren haben aus der Fülle der noch vorhandenen Fotos aus dem Archiv der Wiener Polizeidirektion eine Anzahl von Fällen gefiltert und in diesem Buch vorgestellt. Neben dem kriminalgeschichtlichen Aspekt ist aber auch der soziale Hintergrund interessant. Man sieht die erschütternd ärmlichen Lebensverhältnisse an Hand der Tatortfotos und bekommt so eine Vorstellung, wie die Menschen am Rande der Gesellschaft gelebt haben. Dabei haben die Autoren es geschafft, die grausamen Bilder in einer pietätvollen Weise und ohne Pathos zu kommentieren.
Der Bildband stellt eine beeindruckende, historische „Momentaufnahme“ dar. Anhand von Einzelschicksalen (von Opfern und Tätern) wird eine Zeit lebendig, die nicht nur für Historiker interessant ist. Die grobkörnigen schwarzweißen Fotos geben in ihrer ungeschönten Kargheit eindrucksvoll das menschliche Drama dahinter wieder und lassen uns erschüttert in die Vergangenheit blicken. Die Texte und Bildunterschriften sind auch in einer englischen Version wiedergegeben, dies erweitert sicherlich den Leserkreis und macht das Büchlein auf jeden Fall europatauglich. Das Buch ist per Mail hier erhältlich: info@arge-archaeologie.at.
Renate Oppolzer
Download: https://www.buecherschau.at/cs/Satellite?blobcol=urldata&blobheadername1=content-type&blobheadername2=content-disposition&blobheadervalue1=application%2Fpdf&blobheadervalue2=inline%3B+filename%3D%22B%25C3%25BCcherschau_219.pdf%22&blobkey=id&blobnocache=false&blobtable=MungoBlobs&blobwhere=1342711475661&ssbinary=true&site=V03
https://www.buecherschau.at/cms/V03/V03_999_Suche.a/1342628384974/suche/suche/fuchs-walter/sedivy-robert/simon-thomas-das-k-u-k-verbrecheralbum