Beschreibung
Frank Beck, 38, ist unsicher, unzufrieden und völlig ausgebrannt. Als Lehrer fühlt er sich zu Nadja, einer klugen, unerreichbaren und selbstsicheren Schülerin, hingezogen. Sofort geht das Gerücht einer Affäre um, erste Drohungen und gewalttätige Ausbrüche folgen. Norbert Niemann erzählt in seinem zweiten Roman erneut aus dem wirklichen Leben - von einer Liebe, die vielleicht gar keine ist, und von Gewalt, die niemand begreifen kann.
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Leseprobe
Hallo. Ich bin&39;s. Nadja. Wollte nur mal kurz guten Tag sagen. Ist ja abgefahren, das. Hab ein bißchen drin gelesen. Und dir, wer immer du bist und welche Rolle du hier eigentlich genau spielst, was so kompliziert auch wieder nicht ist, wie Frank glaubt. Also, dir wollte ich mal stecken, nur damit du Bescheid weißt, der Mann ist voll okay. Ich jedenfalls kenne keinen netteren, wahrscheinlich auch keinen besseren Lehrer. Mach dir das bitte irgendwie klar, wenn du dazu überhaupt imstande bist. Und ihm auch. Und außerdem soll er mit dem hier unbedingt weitermachen. Ich kann zwar nicht erklären warum, und schon gleich gar nicht wozu, aber ich bin sicher, es ist wichtig. Das war&39;s. Viele liebe Grüße! P.S.: Mir geht es übrigens glänzend. Das hat wirklich sie geschrieben. Ob du&39;s glaubst oder nicht. Sie saß an meinem PC mit meiner Strickjacke um die Schultern, und ich mußte solange Richtung Fenster schauen. Darfst du erst lesen, wenn ich mindestens eine halbe Stunde weg bin, hat sie befohlen. Und ich habe mich brav dran gehalten. Natürlich entspreche ich auch ihrer zweiten Bitte. Es geht also weiter mit der Chose. Hast du gehört, Nadja? Tja, was sagst du dazu. Da kommt doch gleich ein ganz fremder Ton ins Spiel, wie, das produziert sofort ein neues Gefühl. Nadja ansprechen, direkt, hallo, liebe Nadja, alles in Ordnung? Nicht mehr nur in diese Leere hineinquengeln, dein ewiges feistes Schweigen. Nun rückst du also endgültig in den Hintergrund. Du bist schon kaum mehr zu erkennen da hinten, in deiner Schmollecke. Beruhige dich, das war kein Lachen aus Schadenfreude. Siehst du, ich kümmere mich doch um dich. Es herrscht eben einfach ein anderes Klima jetzt, daran wirst du dich gewöhnen müssen. Etwas zu heiß vielleicht für jemand wie dich, weshalb du wohl auch dort im Schatten sitzt. Aber ich fühle mich großartig hier vorne. Sozusagen in der blendenden Sonne. Die Fenster sperrangelweit offen, Licht flutet herein, ich bade förmlich darin. Wissen, daß sie von heute an in erster Linie für Nadja stattfinden, diese Versuche. Aus Überlebensgründen, um es mal ganz direkt, ganz ungeschützt, meinetwegen vielleicht auch etwas sehr pathetisch zu sagen. Nicht mehr vergebens für mich, diesen, wie ich endlich weiß, hoffnungslosen Fall, nehme ich die Anstrengung in Kauf. Sondern für einen Menschen, den ich auf gewisse Art und Weise liebe. Jawohl, liebe, das kann ruhig so stehenbleiben, deinen notorischen Fehldeutungen zum Trotz, die können mich nicht mehr einschüchtern. Nadja versteht das nämlich im Gegensatz zu dir vollkommen richtig. Außerdem, und das ist eigentlich das Schönste, bereitet es mir inzwischen so eine Genugtuung, vor dem Schirm hier zu sitzen. Ein weiterer Licht- und Wärmequell, Mensch. Den noch immer schmerzenden Fuß hochgelagert, die Fingerspitzen fliegen übers Keyboard, und ich explodiere, der Saft kocht mir über. Raus mit ihm. Wie das war für mich, als sie plötzlich vor der Tür stand? Ich hatte gerade aufbrechen wollen zum Laufen, steckte bereits im Jogging-Dress. Und Nadja hatte Blumen dabei, einen riesigen Herbststrauß. Chrysanthemen, Astern, glaube ich, auch rote Rosen darunter, er wirkte auf jeden Fall sehr bunt. Um so mehr, als sie selbst, sozusagen als Bildhintergrund, einfarbig angezogen war. Dunkelblaue Kordhose, dunkelblaues weites Sweatshirt mit etwas hellerem Schriftzug. Bodytalk stand drauf, wenn ich mich recht erinnere. Mit den immer noch sehr kurzen Haaren sah sie darin wie ein, allerdings ausgesprochen hübscher Junge aus. Ob ich die von ihr annehmen würde, so ihre ersten Worte nach einer endlosen Minute verlegenen Schweigens, Räusperns, Hüstelns. Als Dank, doch, doch, für die Hilfe, ja, Hilfe, neulich, bevor sie ins Krankenhaus mußte, bitte, da. Und schon war sie vorbei an mir und drin in meiner heillos verwahrlosten Wohnung. Drehte eine Runde, schaute sich ...
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