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Fünfundfünfzigtausendfünfhundertfünfundfünfzig Bälle

Roman

Erschienen am 25.08.2003
14,90 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783446203709
Sprache: Deutsch
Format (T/L/B): 1.5 x 19.4 x 12.1 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Beim Golfen werden viele Bälle verschossen. 55.555 davon muss Laurent eigenhändig einsammeln, um eine alte Schuld bei NO, seinem Jugendfreund, zu begleichen. Dieser hatte Laurents Vater vor der Gestapo gerettet. Was zunächst wie ein harmloser Scherz aussieht, ist ein grausames Spiel. Ein heiter-trauriger Roman, in dem Sportliches und Mathematisches, Historisches und Philosophisches aufs Eleganteste verwoben sind.

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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
pina.lore@hanser.de
Kolbergerstaße 22
DE 81679 München

Autorenportrait

Elisabeth Edl, 1956 geboren, lehrte als Germanistin und Romanistin an der Universität Poitiers und arbeitet heute als Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin in München. Sie wurde u. a. mit dem Celan-Preis, Petrarca-Preis, Voß-Preis, dem Österreichischen Staatspreis, dem Romain Rolland-Preis und dem Prix lémanique de la traduction ausgezeichnet. Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres der Republik Frankreich.

Leseprobe

Deutsche Offiziere kamen nun auf den Golfplatz. NO und Laurent sahen sie haßerfüllt an, begleiteten sie mit vor Wut kochendem Herzen, erwiesen sich aber dennoch als vorbildliche, gewissenhafte, perfekte Caddies. John hatte es seinem Sohn klar und deutlich gesagt: In Kriegszeiten muß man die Kunst der Verstellung erlernen. Es ist der einzige Augenblick, in dem die unumstößliche Regel, die einem Gentleman das Lügen verbietet, Ausnahmen zuläßt. Der Krieg ist nicht zu Ende. Die Deutschen haben uns besetzt, aber das wird nicht so bleiben. Davon muß man überzeugt sein. Inzwischen muß man seine innersten Gefühle für sich behalten. Wenn es einem an Kraft fehlt, muß man zur List greifen. Man muß so listig sein wie der Fuchs, der ein edles Tier ist. Man muß den Feinden ein undurchdringliches Gesicht zeigen, poker-face, wie die Engländer sagen (was nicht 'Schürhaken-Visage' heißt, sondern 'Gesicht eines Pokerspielers'). Laurent hörte sich diese ungewöhnlich lange Rede seines im allgemeinen wortkargen Vaters aufmerksam an. Und er befolgte seine Anweisungen peinlich genau, nachdem er sie auch an NO weitergegeben hatte. Das eine oder andere Mal hätte NO die Offiziere, die die verabscheute Uniform trugen, gerne durch irgendeine Geste herausgefordert, doch er erkannte Laurents Argumente schnell an: Es war einfach ein neues Spiel. Wenn sie allein waren, ersannen sie trotz allem aufsehenerregende Taten. Zum Beispiel: Sie würden einen ausgehöhlten, mit Pulver gefüllten und mit einer Zündschnur verbundenen Ball in ein Loch legen. Und wenn Kommandant Geideherr von der Gestapo und sein französischer Freund, der Verräter und Chef der Miliz, der elende Giboux, der von allen Menschen mit Herz gehaßt wurde, sich zu ihrem letzten infamen Streich gegen die Widerstandskämpfer beglückwünschen und an das Loch herantreten würden, bum, dann würde ihnen der Ball ins Gesicht springen und explodieren. Und mit einem einzigen Schlag gäbe es zwei Nazis und einen Verräter weniger! In der Villa gingen sehr geheimnisvolle Dinge vor sich. John hatte die Gewohnheit angenommen, sich stundenlang in ein abseits gelegenes Zimmer auf der Voila-Seite zurückzuziehen, dessen Tür immer abgeschlossen war, sobald er sich nicht darin aufhielt. Wenn Laurent sich ganz nahe heranschlich, ohne gesehen zu werden, dann hörte er ihn manchmal sprechen, aber er fragte sich, mit wem er sich wohl auf diese Weise unterhielt, denn er war ganz sicher allein. Darüber hinaus gab es merkwürdige Geräusche, so als klimpere jemand auf einer Klaviertastatur, doch es kam nur ein Pfeifen dabei heraus, ähnlich jenem, das manchmal zu hören war, wenn Eleonore im Rundfunkempfänger Radio London suchte, zwischen Monte-Carlo und Beromünster, und die Stimme nur mit großer Mühe aus den Fadings oder den gewittrig knisternden Störungen hervortauchte. Bisweilen trafen Fremde ein, die sich vorsichtig verhielten; bisweilen verbrachten sie ein oder zwei Nächte in der Villa, dann verschwanden sie still und heimlich, auf Nimmerwiedersehen. Die spanische Grenze ist nicht weit von B. entfernt. Um von den Kindern nicht verstanden zu werden, sprachen sie mit John und Eleonore Baskisch. Sie kamen bei Einbruch der Nacht, redeten wenig, machten sich wieder auf den Weg, bevor die Sonne aufging, teilten die kümmerlichen Mahlzeiten der Familie Akapo. Eines Morgens, als er früher aufgewacht war, sah Laurent, wie eine alte Dame weinend seine Mutter umarmte und mit einem komischen Akzent, als wäre sie eine Deutsche, zu ihr sagte: 'Merci! Merci!' Und Eleonore drückte sie an sich und sagte: 'Alles Gute!' Wie seltsam das alles war! Zwei Ereignisse gruben sich besonders tief in sein Gedächtnis ein. Beim ersten Mal saßen sie am Tisch. Es war ein Herbstabend. Sie warteten auf Großtante Jeanne, die aus Lyon gekommen war, um ein paar Tage bei ihnen zu verbringen. Zwei junge Leu ... Leseprobe

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