Beschreibung
Eine Familie erlebt einen Rollentausch: Der Vater, zweifach verwitwet, ist wieder Kind geworden. Er braucht Betreuung und wird sein Haus verlassen müssen, denn er vergisst, was gerade eben noch gewesen ist. Immer wieder erzählt er seine Liebesgeschichten, und manchmal phantasiert er. Nach dem Bestseller "Leben", ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse, schafft David Wagner etwas, das sehr kostbar ist: Er zeigt einen Menschen, der - obwohl er nur noch in der Gegenwart lebt und allmählich verschwindet - unverwechselbar bleibt mit all seinen liebenswerten Eigenheiten und den Erinnerungen, die er noch hat. Die Zärtlichkeit, die der Erzähler ihm bei seinen Besuchen und auf zahlreichen Autofahrten zu Orten der Vergangenheit entgegenbringt - "hier haben wir gewohnt, Papa, hier hast du gearbeitet, hier bist du aufgewachsen" -, berührt tief, auch die Geduld, der Humor, das Ausbleiben von Hadern und Wut. Ganz leise, fast unmerklich, schreitet die Demenz voran, doch sie verläuft hier ohne Schrecken. Der alte Galan, den seine Brüder wie früher Valentino nennen, ist glücklich, obwohl er weiß, was mit ihm ist. Ein großes Thema unserer Zeit, das immer mehr Menschen betrifft. Und eine unvergessliche Erzählung.
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Autorenportrait
David Wagner, 1971 geboren, debütierte mit dem Roman 'Meine nachtblaue Hose'. Es folgten der Erzählungsband 'Was alles fehlt', das Prosabuch 'Spricht das Kind', die Essaysammlungen 'Welche Farbe hat Berlin' und 'Mauer Park', die Kindheitserinnerungen 'Drüben und drüben' (mit Jochen Schmidt), der Roman 'Vier Äpfel', der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand, und 'Ein Zimmer im Hotel'. 2013 wurde ihm für sein Buch 'Leben' der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen, 2014 erhielt er den Kranichsteiner Literaturpreis und war erster 'Friedrich-Dürrenmatt-Gastprofessor für Weltliteratur' an der Universität Bern. 'Der vergessliche Riese' brachte ihm 2019 den Bayerischen Buchpreis und eine Platzierung auf der Shortlist für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis ein. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt. Er lebt in Berlin.
Rezension
Aus David Wagners Autofiktion spricht große Zärtlichkeit, sensible Komik und tiefe Weisheit.
Die stille Komik dieses Vaterromans ist genauso groß wie seine stille Tragik. (...) meisterlich.
David Wagner schreibt in seinem Vaterbuch virtuos und tapfer gegen das große Vergessen an. (... Er) kreiert in seiner Prosa einen ganz eigenen Ton, die mit zum Besten gehört, was es hierzulande derzeit zu lesen gibt.
So unaufdringlich komponierte Dialoge, dass durch sie hindurch immer mehr von einem verborgenen, verschwiegenen Geschehen sichtbar wird. (...) eine Bestandsaufnahme der bundesdeutschen Geschichte.
Zu Tränen rührend, aber auch voller Humor und Lebensfreude (...), ein Buch der Erinnerung, das aus ständigem Vergessen entsteht.
Nach seinem überwältigend intensiven Selbsterrettungsbuch „Leben“, in dem er den eigenen Grenzgang zwischen Leben und Tod nach einer Lebertransplantation protokollierte, hat David Wagner nun ein Vaterporträt geschrieben. (...) Ein bewegendes Buch.
Was tief berührt, ist die Zärtlichkeit, mit der David Wagner diese Vaterfigur erschafft. Jeder Satz, den er diesem Mann in den Mund legt, sprüht vor Schalk, Lebenslust und Klugheit. (...) Große Dialog-Kunst. (...) ein feinsinniges Buch über das Erzählen gegen das Vergessen.
"Der vergessliche Riese" ist ein unvergesslicher Held. (...) Das ebenso schlichte wie berührende Buch sagt mehr über das Leben aus als alle Statistiken und Zahlen. Es erinnert an das Kostbarste: das Glück des Augenblicks. (...) ein großes Buch des langsamen Abschieds.
Das Abschiednehmen als Gelegenheit, sich wirklich kennenzulernen und nahezukommen: Diese gegenläufige Bewegung ist es, die David Wagners Buch bei aller Leichtigkeit ein schmerzlich-schönes Gewicht verleiht.
David Wagner erweist sich einmal mehr als Meister der Zwischentöne. (...) Eine ergreifende Liebeserklärung an seinen demenzkranken Vater.
Eine bezaubernde Annäherung an elterliche Demenz und die Verantwortlichkeiten, die mit dieser Erkrankung auf die Kinder übergehen. David Wagner zeigt, wie wertvoll die Auseinandersetzung mit entschwindenden Alten auch für die Jungen bleibt.
(Ein) raffiniert erzähltes, in Erinnerungsfragmenten dargebotenes Großfamilienpanorama über drei Generationen. (...) "Der vergessliche Riese" ist mehr als nur die beeindruckende Darstellung einer Demenzerkrankung.
Leseprobe
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Schlagzeile
Wo waren wir, Freund? David Wagners Werk, das mit "Leben" seinen vorläufigen Höhepunkt fand, zählt "zu den bemerkenswertesten der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur". Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung