Beschreibung
Die Chronikbücher stammen aus der späten Nachexilszeit, als der Jerusalemer Tempel eine lebende Institution und die Monarchie schlicht Erinnerung an vergangene Zeiten war. Deshalb meinen manche Exegeten, in den Chronikbüchern finde sich keine Hoffnung auf die Wiederherstellung einer Monarchie unter davidischer Herrschaft. Jozef Tino nimmt diese Stimmen auf und stellt ihnen Alternativauslegungen entgegen. Er identifiziert die Beziehung zwischen König und Tempel als Leitmotiv der Chronikbücher und untersucht sie exegetisch. Dabei geht der Autor von einem zusammenhängenden einzigen Textkorpus aus, dessen Kern die Verheißung einer Herrschaft ist. Die besondere Affinität des Chronikschreibers zur Königsideologie geht Tino besonders nach. Der Chronikschreiber präsentiert David als zweiten Mose, als Abbild eines reuigen Sünders, und Salomo als idealisierten Herrscher in einem goldenen Zeitalter. Jozef Tino stellt diese Beschreibung clever in einen Zusammenhang mit der Theologie des Deuteronomiums, der deuteronomistischen Geschichte, der nachexilischen Theologie der Psalmentradition und einigen messianischen Texten. In einer Zusammenfassung der Studie werden die Ergebnisse auf einem weiteren theologischen und ideologischen Hintergrund betrachtet, eine bedeutende Voraussetzung zum Verständnis der gesamten Chronikkomposition.
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Autorenportrait
Jozef Tino, PhD, ist Dozent für Theologie an der Universität von Trnava, Slowakei.
Rezension
Von der Perspektive der König-Tempel-Beziehungen untersucht Jozef Tino die Chronikbücher und stellt sie in den Kontext der nachexilischen theologischen Traditionen.
Von einem zusammenhängenden einzelnen Textkorpus ausgehend, untersucht Jozef Tino die zentralen thematischen Stränge in den Chronikbüchern, die sich um das Leitmotiv der Beziehung zwischen König und Tempel ranken. Er verortet seine exegetischen Funde in der späten nachexilischen Zeit, als der Jerusalemer Tempel eine lebende Institution und die Monarchie schlicht Erinnerung an vergangene Zeiten war. Am Ende stellt der Autor eine neue Perspektive auf die gesamte Komposition der Chronik vor.
Leseprobe
Chronicles was written during the late post-exilic period when only the Temple in Jerusalem was a living institution and the monarchy was a memory from the distant past. This is one of the reasons why some commentators consider Chronicles as devoid of any hope for the restoration of a monarchy under a Davidic ruler. In the introduction some arguments of representative scholars who advocate this lack of hope are presented as well as polemics against this view. The king-temple relationship is seen as the leitmotiv of Chronicles and the given elaboration on the theme consequently begins with an exegesis of the book as a single corpus which is constructed with the dynastic promise as its very core. This theme is developed in the second chapter which shows that the Chronicler expresses a specific attitude to the kingship ideology, presenting David as a second Moses, the epitome of a repentant sinner, and depicting Solomon as an idealised ruler in a golden age. This presentation is interestingly interconnected with the theology of Deuteronomy, the Deuteronomistic history, the post-exilic theology of the Psalm tradition and some of the messianic texts. The following three chapters thus aim to examine Chronicles from the perspective of its relations with the post-exilic theological traditions. The conclusion is the summary of the study outlined above as well as a setting of its effects into the framework of a wider theological and ideological background which is, presumably, contemporary to the Chronicler. This is essential for understanding the motives for the composition of Chronicles, and for determining its original scope. The conclusion presents an explanation of both issues.>