Beschreibung
Boris Wagner-Peterson erschließt in seiner Untersuchung erstmals das Spätwerk von Zacharias Ursinus, dem mutmaßlichen Hauptverfasser des Heidelberger Katechismus (1563). Im Zentrum steht die umfangreiche Jesaja-Vorlesung Ursinus', die kurz vor seinem Tod entstanden ist. Wagner-Peterson untersucht zunächst diese Vorlesung auf ihre Methodik, Hermeneutik und Theologie hin: Methodisch erweist sich Ursinus als humanistisch geprägter Exeget, der in der Tradition Melanchthons grammatisch-rhetorisch das Schriftwort untersucht, aber gleichzeitig auch in der Tradition der 'École rhénane' den hebräischen Urtext und die mittelalterlich-jüdische Auslegung rezipiert. Seine Hermeneutik zeigt sich in der Konzentration auf schriftgebundene doctrina und deren applicatio in verschiedene Kontexte (Kontroverstheologie, Pastoraltheologie und seelsorgerlicher Trost). Doctrina und deren applicatio zielen auf einen Glaubensgehorsam (oboedientia) des Erwählten Gottes. Die Theologie des späten Ursinus' weist als Zentrum die doppelte Prädestinationslehre im Rahmen von Gottes Providenz auf. Wagner-Peterson vergleicht darüber hinaus exemplarisch Methodik, Hermeneutik und Theologie Ursinus' mit Jesaja-Kommentaren vor allem des 16. Jahrhunderts anhand von Jesaja 5. In einem Ausblick zeichnet er die Entwicklung von Ursinus' Theologie bis hin zu seinem Spätwerk nach. Als Anhang ist der Arbeit erstmalig eine Bibliographie der Schriften und Fragmente Ursinus' beigefügt. In seinem Werk erschließt Wagner-Peterson die markante Theologie eines Exponenten des konfessionellen Zeitalters anhand seiner Schriftauslegung: Ursinus hat als 'reformierter Schultheologe' bewusst als Lehrer schriftorientierte doctrina systematisch und didaktisch reflektiert entfaltet, damit doctrina Grundlage für die Orientierung im Leben und im Sterben werden konnte. Ziel seiner Bemühungen war die Durchdringung und Internalisierung der Botschaft der Schrift als lebenslanger Lernprozess der Erwählten Gottes, bei dem doctrina zur Schule für das Leben (doctrina schola vitae) werden sollte.
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Rezension
Boris Wagner-Peterson erschließt das Spätwerk von Zacharias Ursinus auf der Grundlage von dessen Jesaja-Vorlesung. Er untersucht die Vorlesung auf ihre Methodik, Hermeneutik und Theologie hin und ordnet sie exemplarisch auslegungs- und theologiegeschichtlich ein. Darüber hinaus skizziert er die Entwicklung von Ursinus’ Theologie. Wagner-Peterson öffnet einen neuen Zugang zu einem wichtigen Exponenten des konfessionellen Zeitalters: Als »reformierter Schultheologe« zielte Ursinus auf ein lebenslanges Durchdringen und Internalisieren von schriftfundierter doctrina als Schule für das eigene Leben und Sterben.
Wagner-Peterson erschließt erstmalig das Spätwerk von Zacharias Ursinus. Dadurch eröffnet er neue Einsichten in die Auslegungs- und Theologiegeschichte des konfessionellen Zeitalters und auf den Verfasser des Heidelberger Katechismus.