Beschreibung
Die Studie von Ines Himmelsbach verortet sich im Feld einer empirisch fundi- ten Alternsforschung, die den Umgang mit eingeschränkter Handlungsfähigkeit im Alter aus einer erziehungswissenschaftlichen Perspektive in den Blick nimmt. Dabei untersucht sie sowohl aus einer institutionellen Experten- wie aus einer biographischen Betroffenensicht die unterschiedlichen Modi dieses Umgangs. Neben der phänomenologisch dichten Vermessung des Feldes ist aus erz- hungswissenschaftlicher Perspektive besonders interessant, dass sich die Autorin für die pädagogische Formenvielfalt, die das institutionelle Feld und die biog- phischen Aneignungsmuster strukturieren, interessiert. Genau in dieser Verb- dung von empirisch dichter Beschreibung der sozialen Welt von Sehbehinderung und der Fokussierung auf die Formen des Pädagogischen liegt die originelle und produktive Leistung der Arbeit. Unter dem Gesichtspunkt einer erziehungswissenschaftlichen Theorieb- dung, die den gesamten Lebenslauf von Menschen zum Gegenstand hat, liefert die Studie von Himmelsbach einen weiteren wichtigen Befund: die gleichzeitige und gleichwertige Betrachtung von Öffnung und Schließung, von Entwicklung und Entwicklungsbegrenzung, von Kompetenz und Defizit. Die Pädagogisierung des Umgangs mit altersbedingter Sehbehinderung erzeugt keine linearen - laufmodelle der Bewältigung, sondern eröffnet komplexere Formen der Struk- rierung, die sich zwischen den Polen eingeschränkter Handlungsfähigkeit und biographischer Entwicklungsoffenheit bewegen. Die Studie verweist damit auf die Notwendigkeit einer behutsamen, empirisch begründeten und relativierenden Sicht auf Lern- und Bewältigungsformen im Lebenslauf, die sich eindeutigen und vordergründigen Etikettierungen entziehen und stattdessen die (changier- den) Übergänge, die Brüche und Schlaufen, die hybriden Verbindungen von Fortschritt und Fortsetzung angesichts biographischer Begrenzung in den Blick nehmen.
Autorenportrait
Dr. Ines Himmelsbach ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forum Alterswissenschaften und Alterspolitik der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main.
Inhalt
Theoretische Grundlagen, Untersuchungsgegenstand, Methode.- Theoretische Prämissen aus Gerontologie und Erziehungswissenschaft.- Formen des Pädagogischen.- Sehbehinderung im Alter.- Fragestellung und Akteure.- Methodisches Vorgehen.- Die Perspektive der Experten.- Differenzorientierter professioneller Umgang mit der Sehbehinderung.- Defizitorientierte Betrachtung der Älteren vor dem Hintergrund der eigenen Betroffenheit als Jüngere.- Fallvergleich Professionell betreute versus selbstinitiierte Selbsthilfe.- Integration der weiteren Experten Spektrum der Sehbehindertenhilfe.- Die Perspektive der Betroffenen.- Integration in die Sehbehindertenwelt als Ort des Ankommens nach der Verrentung.- Hoffnung auf Heilung als biographisch geleitetes Aneignungsmuster.- Fallvergleich Formen des Umgangs und ihr Bezug zu selbst- und fremdbestimmten Defizitund Kompetenzzuschreibungen.- Einordnung weiterer Teilnehmer.- Die soziale Welt der Sehbehinderung und ihre pädagogischen Formen.- Die soziale Welt der Sehbehinderung.- Pädagogische Formen.- Das Netzwerk der sozialen Welt der Sehbehinderung.
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