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Du sollst nicht lügen!

Von einem, der auszog, ehrlich zu sein

Erschienen am 08.03.2010, 1. Auflage 2010
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14,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570100448
Sprache: Deutsch
Umfang: 335 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 20.5 x 13.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Origineller Erfahrungsbericht über einen einzigartigen Selbstversuch, 40 Tage lang die Wahrheit zu sagenLügen haben kurze Beine. Wenn dieser Kindheitsspruch stimmen würde, liefen wir auf Stummelbeinen durch die Welt. Denn wir lügen, sagt die Wissenschaft, bis zu 200-mal - am Tag. Aus Höflichkeit, aus Diplomatie oder weil es einfacher ist. Jürgen Schmieder sagt in einem Selbstversuch vierzig Tage lang nichts als die Wahrheit. Das Ergebnis: blaue Flecken, Nächte auf der Couch, diverse Beleidigungen, ein verlorener Freund. Manchmal fühlt er sich befreit und mutig, manchmal deprimiert und verunsichert. Privat ('Findest du meinen Hintern fett?') und beruflich ('Mach doch deinen Scheiß alleine!') gerät er in ungemütliche, aber auch witzig-erhellende Situationen. Ein amüsant-nachdenkliches Buch über das - kein bisschen eindeutige - Verhältnis von Wahrheit und Lüge.

Autorenportrait

Jürgen Schmieder, Jahrgang 1979, studierte Germanistik, Volkswirtschaft und Medienwissenschaft in Regensburg, Film an der University of Michigan und Kulturjournalistik an der Filmhochschule München. Bereits während des Studiums arbeitete er für diverse Zeitungen und Zeitschriften (Michigan Daily, Cosmopolitan, Der Spiegel) sowie für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung.Zurzeit ist er Redakteur für sueddeutsche.de sowie Reporter und Autor für die Süddeutsche Zeitung. Er schreibt regelmäßig über Sport und ist Autor verschiedener erfolgreicher Kolumnen, u.a. "Mein Bauch gehört mir" (auch als Buch erschienen in der Süddeutschen Zeitung Edition).

Leseprobe

Soll ich sie eine beschissene Schlampe nennen? Oder eine verdammte Schnepfe? Oder reicht bl?de Kuh? Ich wei?es nicht.Es ist mein erstes Mal - und ich will beim ersten Mal keinen Fehler machen. Niemand will beim ersten Mal einen Fehler machen, obwohl jedes erste Mal im Nachhinein betrachtet eines der unwichtigsten Ereignisse im Leben eines Menschen ist, aber das wei?man ja vorher nicht, weshalb ein erstes Mal mindestens so geplant sein muss wie der Start einer Rakete oder das Weihnachtsessen bei meinen Eltern.Sie m?ssen ?berlegt sein, diese Worte, die ich gleich aussprechen werde, sie m?ssen ins Schwarze treffen, einen Fehlschuss darf ich mir nicht erlauben - und diese drei erw?ten Beleidigungen kommen mir als Erstes in den Sinn. Meine Kinderstube taugt zwar nicht als Vorbild f?r ein Kinderbenimmbuch, verbietet mir aber dennoch den ?berm?gen Gebrauch von Schimpfw?rtern und Beleidigungen. Meine Eltern haben mir in den wenigen Momenten, in denen ich ihnen erlaubt habe, mich tats?lich zu erziehen, beigebracht, von den etwa 300 Schimpfw?rtern, die mir t?ich durch den Kopf gehen, h?chstens 15 auszusprechen, und davon h?chstens f?nf f?r andere Menschen h?rbar.Meine Erziehung ist mir jetzt allerdings egal, denn es geht um h?here Ziele. Es ist Aschermittwoch. In der Empfangshalle des M?nchner Bahnhofs riecht es nach versch?ttetem Alkohol, halb und r?ckw?s verdauten Cheeseburgern. Der Boden ist klebrig, jeder Schritt h?rt sich an, als w?rde man einen Klettverschluss ?ffnen. Ich muss daran denken, wann der Boden wohl das letzte Mal gewischt wurde und wie viele Keime bei jedem Schritt am Schuh kleben bleiben und so in meine Wohnung gelangen und dort eine lustige Kommune starten, weil ich zu faul bin, die Zimmer zu putzen. ?erall liegen Luftschlangen und Bierflaschen und Cheeseburger-Papier. Hin und wieder r?lpst einer. Ich frage mich immer, warum Menschen in Gro?t?en einfach alles auf den Boden werfen. Sie schnippen Zigaretten auf die Stra?, sie lassen benutzte Papiert?ten einfach fallen, und aus ihren CO2-reduzierten Autos werfen sie so ziemlich alles, was durch das halb ge?ffnete Fenster passt - was ziemlich viel sein kann, wenn man gut genug kn?llen kann. Vielleicht glauben die Menschen in Metropolen, dass es schon irgendjemand wegr?en wird, wenn schon so viele Leute da sind. Da, wo ich herkomme, in einem kleinen St?chen zwei Stunden n?rdlich von M?nchen, liegt jedenfalls nicht so viel M?ll auf der Stra?. Vielleicht haben die Menschen dort nicht so viele Sachen zum Auf-die-Stra?-Werfen, oder es gibt einen anderen Grund daf?r.Ich bin an diesem Morgen in der U-Bahn neun verkleideten Personen begegnet, von denen mindestens sieben stolz auf einen Fahr- und Gehunt?chtigkeit bewirkenden Promillegehalt sein konnten. Drei hielten sich aneinander fest und veranstalteten ein menschliches Extrem-Jenga. Bei jedem Halt stie?es einen der drei auf, als w?rde man einem S?ling auf den R?cken klopfen. Die anderen beiden fanden das lustig und applaudierten. Zwei der Betrunkenen knutschten wild miteinander. Ich habe grunds?lich nichts gegen betrunkene Menschen, die sich einander festhalten und miteinander knutschen, aber an diesem Morgen muss ich meinem Gehirn doch 30 Sekunden Zeit geben, um wieder mit den Augen auf einer Wellenl?e zu sein. Ich meine, auf so etwas ist der verheiratete Endzwanziger nicht vorbereitet an einem Aschermittwoch.Nun stehe ich in der Schlange vor dem Ticketschalter, f?r dessen Dienste die Deutsche Bahn tats?lich einmal 2,50 Euro Schalter-Service-Geb?hr verlangen wollte, um die Kunden dazu zu zwingen, beim Fahrkartenkauf lieber mit einer Maschine als mit einem anderen Menschen zu kommunizieren - und dann s?liche Schalterangestellte entlassen zu k?nnen, weil so ein Automat nat?rlich weniger kostet als ein Mensch. Meiner Meinung nach diente diese Aktion eher dazu, Kulturpessimisten und jenen, die behaupten, dass fr?her sogar die Zukunft besser war, weitere Argumente f?r ihre Haltung zu liefern. Erst als die B?rger heftig protestier

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