Beschreibung
In seiner elegant geschriebenen, der ersten deutschen Franklin-Biographie seit dem Ende der Weimarer Republik, erzählt Jürgen Overhoff das wechselvolle Leben des großen, vor 300 Jahren geborenen amerikanischen Aufklärers und Universalgenies. Als Sohn eines Bostoner Seifensieders wurde Benjamin Franklin nicht nur einer der berühmtesten Naturforscher seiner Zeit, sondern zugleich auch bedeutender Staatsmann der jungen, von ihm mitgegründeten USA. Damit ist er das klassische Beispiel eines Selfmademan, der sein Leben trotz bescheidener Anfänge durch Fleiß, harte Arbeit und Geschick erfolgreich zu meistern versteht und zugleich dem Gemeinwohl dient. Der Autor verweist immer wieder auf die nachhaltige Wirkung, die Franklins Lebenswerk auch auf Politik und Wissenschaft in Deutschland ausübte. In seinem vielschichtigen und auf unveröffentlichte Quellen zurückgreifenden Porträt erinnert der Autor an die bleibende Bedeutung eines ganz außergewöhnlichen Lebenswerkes.
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Autorenportrait
Jürgen Overhoff, 1967 in Lippstadt geboren, studierte zwischen 1987 und 1996 an der Freien Universität Berlin, der Technischen Universität Berlin, der London School of Economics und der University of Cambridge Neuere Geschichte, Evangelische Theologie, Philosophie und Politologie. Er lehrt europäische und amerikanische Geschichte in Hamburg und Potsdam.
Leseprobe
Als Tüftler hatte sich Franklin schon häufiger betätigt, ob er nun aus purer Langeweile magische Vierecke entwarf oder aber Banknoten durch kunstvoll gestochene Verzierungen fälschungssicher zu machen suchte. Anfang der 1740er Jahre hatte er sogar einen Kamin entwickelt, der durch einen veränderten Luftabzug weniger Rauch entfaltete, auch Hitze besser speichern konnte und nur wenig Brennholz verbrauchte. Die Idee zu diesem Ofen war ihm gekommen, als er Ende der 1730er Jahre den Aufbau der Feuerwehr von Philadelphia organisierte und sich in diesem Zusammenhang auch Gedanken zur besseren Ausbildung der Schornsteinfeger und zur effektiveren Reinigung der Feuerstellen machte. 1744 wurde der von ihm konzipierte Kamin dann von seinem Jugendfreund Robert Grace in Serie gebaut und verkauft. Der Gouverneur Thomas, der von Franklins Erfindung überaus angetan war, erbot sich daraufhin, ihm ein Patent für den alleinigen Verkauf des Kamins auszustellen. Franklin ging jedoch auf dieses Angebot nicht ein. Noch Jahre später hielt er den Verzicht auf die Patentierung seiner Erfindung für richtig und begründete dies in seiner Autobiographie mit Respekt abnötigenden Worten: 'Da wir auch aus den Erfindungen anderer große Vorteile ziehen', heißt es dort, 'sollten wir uns über eine Gelegenheit, anderen durch irgendeine Erfindung von uns zu dienen, freuen und ihnen diese freiwillig und großmütig zugute kommen lassen.' Die Experimente, die Franklin unmittelbar nach seinem Rückzug aus dem Geschäftsleben mit großem zeitlichen und intellektuellen Aufwand durchzuführen begann, übertrafen seine vor 1748 abgegebenen Demonstrationen mathematisch-technischen Könnens allerdings an Intensität und Bedeutung um ein Vielfaches. Erstmals in seinem Leben betrieb er jetzt über einen längeren Zeitraum und ohne größere Unterbrechungen Studien, die von dem ernsthaften Interesse zeugten, einem der größten wissenschaftlichen Rätsel seiner Zeit auf die Spur zu kommen: Wie viele führende Naturforscher wollte er das Geheimnis der Elektrizität ergründen, dieser Naturkraft, die als physikalisches Phänomen schon seit alters bekannt war, aber nur ganz unzureichend erklärt und deswegen auch kaum genutzt werden konnte. Man wußte zwar, daß einige Naturstoffe - wie das fossile Harz Bernstein, das auf Griechisch 'elektron' hieß - durch Reiben dazu gebracht werden konnte, andere Körper gleichsam magnetisch anzuziehen oder abzustoßen, aber wie diese elektrostatischen Effekte wirklich erzeugt wurden, blieb den Gelehrten bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts verborgen. Was nun veranlaßte Franklin, sich seinerseits so intensiv mit dem Phänomen der Elektrizität zu beschäftigen, daß er, wie er einem Freund in London mitteilte, seit Ende der 1740er Jahre 'nur noch wenig Muße für irgend etwas anderes' aufbringen konnte? Geweckt wurde sein Interesse an elektrischen Experimenten erstmals im Jahr 1743, als er in seiner Heimatstadt Boston zu Besuch war und den unterhaltsamen Darbietungen des aus Schottland zugewanderten Arztes Dr. Archibald Spencer beiwohnte: Spencer hatte zum eigenen Spaß und Zeitvertreib einige belustigende Kabinettstückchen einstudiert, die er allwöchentlich zur Vorführung brachte, um einem erheiterten Publikum zu zeigen, wie man kuriose Naturphänomene mit geringem Aufwand und zum allgemeinen Vergnügen nachstellen konnte. Sein wohl spektakulärster Trick, den Franklin aus nächster Nähe miterlebte, bestand darin, einen kleinen Jungen an seidenen Fäden an einer Zimmerdecke aufzuhängen, um dann an seinen Händen und Füßen 'elektrisches Feuer' - also Funken - zu schlagen. Spencers Versuche, erinnerte sich Franklin später in seiner Autobiographie, wurden zwar 'unvollkommen ausgeführt, da er nicht sehr gewandt war; da sie aber einen mir noch ganz neuen Gegenstand betrafen, so überraschten und ergötzten sie mich in gleicher Weise'. Indes vermochten Spencers elektrische Kunststücke Franklin noch nicht dauerhaft für das Phänomen der Elektrizität zu begeistern, so sehr sie ihn in Boston a
Schlagzeile
Die erste moderne deutsche Franklin-Biographie - zum 300. Geburtstag Benjamin Franklins am 17. Januar 2006