Beschreibung
In unserer alltäglichen Gefühlssprache sprechen wir häufig über Gefühle oder Empfindungen und bringen sie dabei häufig in Verbindung mit unserem Körper. Formulierungen wie "Es zerreißt mir das Herz" oder "Ich habe eine große Wut im Bauch" oder die Rede von Gefühlen, die man "tief in einem drinnen" für jemanden empfindet sind Beispiele für die Assoziation von Gefühlen mit dem Körper.
Der Gedanke, dass Gefühle im Herzen, Empfindungen, Schmerzen oder die Seele im Körper oder unser Bewusstsein im Gehirn zu verorten sind, ist weit verbreitet und wird über die Grenzen hinweg in verschiedenen Kulturen in der Literatur, in Religionen und in der Alltagspsychologie unhinterfragt übernommen und wird entsprechend weiter überliefert. Diese Überzeugung entspringt der Idee, dass der Mensch aus zwei Teilen besteht " einem Körper und einer Seele " und dass beide Teile sich wechselwirksam beeinflussen. Rätselhaft bleibt jedoch, wo die Verbindung zwischen beiden sein sollte. Dieser Dualismus prägte über viele Jahrhunderte hinweg die Philosophie des christlichen Abendlandes und immer, wenn von der Unvereinbarkeit von Körper und Geist die Rede war, wurde damit das sogenannte Leib-Seele-Problem thematisiert. In den Philosophischen Untersuchungen räumt Ludwig Wittgenstein mit dieser Frage auf. Er entlarvt das Leib-Seele-Problem als ein Scheinproblem, das auf einer falschen Unterscheidung vom "Inneren" und "Äußeren" des Menschen beruht. Er zeigt, dass wir ohne die Sprache und ohne ihren öffentlichen Gebrauch nicht von Begriffen wie "Schmerz", "Ich", "Seele" oder "Bewusstsein" reden können und dass folglich auch kein privilegierter Zugang zu den eigenen Empfindungen " in der Art einer inneren Perspektive " möglich ist.
Im Folgenden werde ich näher auf seine Überlegungen zum Wissen über eigene Empfindungen sowie das Wissen über die Empfindungen von anderen eingehen. Daran wird sich zeigen, wie wichtig äußere Kriterien für die Bedeutung von psychologischen Begriffen sind und dass mentale Phänomene, wie zum Beispiel "Schmerz", keine Objekte sind, die sich durch hinweisende Definitionen identifizieren lassen. Schließlich gehe ich näher auf die Auflösung des cartesianischen Leib-Seele-Problems ein und versuche zu illustrieren, wie durch eine Ausblendung der menschlichen Lebensform ein solches Scheinproblem zustande kommen kann.
Informationen zu E-Books
Bitte beachten Sie beim Kauf eines Ebooks, das sie das richtige Format wählen (EPUB oder PDF) und das eine Stornierung der Bestellung nach Anklicken des Downloadlinks nicht mehr möglich ist.