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Cronica monasterii beati Meynulphi in Bodeken

Aufzeichnungen aus dem Kloster Böddeken 1409 bis 1457, Dt/lat, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen 36, Neue Folge

Erschienen am 30.09.2016
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783739510361
Sprache: Deutsch
Umfang: II, 504 S., 1 s/w Illustr., 15 farbige Illustr., 1
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

'Dieses Buch verdient es, gelesen und erneut gelesen zur werden.' Als ein unbekannter Böddeker Chorherr im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts die 'Cronica monasterii beati Meynulphi in Bodeken' des Johannes Probus (gestorben 1457) abschrieb, stellt er dem Text werbend dieses Motto voran. Die Empfehlung des Kopisten galt in erster Linie seinen Mitbrüdern, sich das regeltreue harte Leben der Gründerväter wieder zum Vorbild zu nehmen. Doch der Rat, die Chronik mit Eifer zu lesen, gilt auch heute noch, jedenfalls für Historiker. Denn die Chronik Böddekens, das sich im 15. Jahrhundert zu einem der größten und einflussreichsten Konvente in Deutschland entwickelte, gewährt so umfassende und facettenreiche Einblicke in alle äußeren und inneren Geschicke eines westfälischen Klosters, wie sie keine andere Darstellung der Zeit zu bieten vermag. Darüber hinaus findet sich im Werk des Johannes Probus viel Neues zur Geschichte des von Fehden, Raub, Brandstiftung und allgemeiner Rechtsunsicherheit geprägten Lebens im Paderborner Land.

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Autorenportrait

Heinrich Rüthing, geboren 1937 in Paderborn, aufgewachsen in Lichtenau, studierte Geschichtswissenschaft, Philosophie und Germanistik in Münster und Erlangen. Von 1972 bis 2002 lehrte er mittelalterliche Geschichte und westfälische Landesgeschichte an der Universität Bielefeld. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Stadt- und Klostergeschichte Ostwestfalens in Mittelalter und Früher Neuzeit. 'Mit Vorträgen und Exkursionen hat Rüthing eine ganze Geschichtslandschaft erschlossen. Er trägt historische Forschung an Laien heran und vermittelt sie mit einer eindrucksvollen Rhetorik. Ihm gelingt es, vergangene Zeiten lebendig werden zu lassen.' (Preis für westfälische Landeskunde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe 2012). Nach der 'Chronik Bruder Göbels' erschließt er mit den Aufzeichnungen des Johannes Probus einen weiteren zentralen Text zur Geschichte des monastischen Westfalens und des Hochstifts Paderborn.

Rezension

Nachdem Heinrich Rüthing mit der von ihm edierten und kommentierten »Chronik Bruder Göbels« bereits vor einigen Jahren ein Dokument zugänglich gemacht hatte, das nicht nur Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Situation des Klosters Böddeken zwischen 1502 und 1543 zulässt, sondern darüber hinaus vielschichtige Einblicke in das unter anderem durch die Reformation geprägte Zeitgeschehen vermittelt, wendet sich der ehemalige Professor der Universität Bielefeld nun den Aufzeichnungen eines weiteren Konventsmitgliedes zu. Diesmal geht es um die Chronik des Böddeker Chorherrn Johannes Probus, die den Zeitraum von 1409 bis 1457 umfasst. In deren Mittelpunkt steht der mit größten Mühen verbundene Wiederaufbau des Klosters Böddeken, das um 836 von dem sächsischen Adligen Meinolf als Kanonissenstift gegründet worden war und lange Zeit florierte bis im 14. Jahrhundert ein ökonomischer und spiritueller Verfall einsetzte. Vom Paderborner Bischof Wilhelm von Berg gerufen, übernahmen Augustinerchorherren aus dem niederländischen Zwolle im Jahr 1409 die verwahrloste Einrichtung. Sie erneuerten und erweiterten den Baubestand, rekultivierten brachliegende Felder und kümmerten sich um die Rückgewinnung entfremdeter Rechte und Besitztitel. Unter schwierigsten Bedingungen gelang es, das Kloster zu neuer wirtschaftlicher Blüte zu führen. Gleichzeitig wurde Böddeken, so Heinrich Rüthing im Einleitungskapitel, zum wichtigsten Reformzentrum der Windesheimer Kongregation in Deutschland, das entscheidend am Wieder- oder Neuaufbau von über 20 Männer- und Frauenkonventen von Segeberg bis nach Basel und Zürich beteiligt war. Der aus Paderborn stammende Johannes Probus, der am 12. März 1457 starb, erlebte diese Entwicklungen von Beginn an mit. Facettenreich beschreibt er den von Entbehrungen und harter körperlicher Arbeit bestimmten Alltag der Böddeker Konventualen, die zusätzlich unter Drangsalierungen regionaler Adelsfamilien zu leiden hatten. Eindringlich sind seine Schilderungen des auf Regelkonformität und strenger Disziplin beruhenden klösterlichen Lebens, in dem Verbote und bis zur Erniedrigung reichende Bestrafungen eine wesentliche Rolle spielten. Die handschriftlich festgehaltenen Beobachtungen und Reflexionen des Johannes Probus ermöglichen es zugleich, das Bild eines von tiefer Frömmigkeit, starker Marienverehrung und extremer Wundergläubigkeit durchdrungenen Mannes zu konturieren, das nicht zuletzt Einblicke in vielfältige Aspekte der spätmittelalterlichen Glaubenswelt gewährt. Heinrich Rüthing hat die in lateinischer Sprache verfassten Aufzeichnungen des Böddeker Chorherrn transkribiert und ins Deutsche übersetzt. Vom lateinischen Titel der Publikation sollte sich daher niemand abschrecken lassen, die Übersetzung ist sehr gut verständlich. Ausführliche Anmerkungen liefern zusätzliche Informationen zu kirchengeschichtlichen Entwicklungen und Besonderheiten monastischen Lebens, Personennamen und familiären Verbindungen, Konflikten des regionalen Adels, Datierungsfragen und vielem mehr. Ein Personen- und Ortsregister erleichtert wie das Themen- und Sachregister die schnelle Orientierung im Buch. Den Aufzeichnungen des Johannes Probus hat Heinrich Rüthing eine Einleitung vorangestellt, in der er zunächst die Situation und das Wirken des Klosters Böddeken im 15. Jahrhundert skizziert. Es folgen biografische Angaben zu Johannes Probus sowie ein Abriss zur Geschichte der »Entdeckung« der Chronik. Anfang des 18. Jahrhunderts erregte die Schrift das Interesse von zwei gelehrten französischen Benediktinern, die auf der Suche nach veröffentlichungswürdigen Quellen zur Kirchengeschichte waren, 1731 wurde das Werk erstmals in gekürzter Form gedruckt. Mit Erläuterungen zu Gliederung, Inhalt und Intention der Aufzeichnungen, zum Umgang mit dem handschriftlichen Ursprungstext und schließlich zur Übersetzung beendet Heinrich Rüthing seine Einführung und überlässt Johannes Probus das Wort. Fazit: »Dieses Buch verdient es, gelesen und erneut gelesen zu werden«. Die Empfehlung eines Böddeker Kopisten, der im 18. Jahrhundert seinen Mitbrüdern die klösterliche Disziplin vergangener Zeiten vor Augen führen wollte, gilt ebenso – wenn auch mit anderen Vorzeichen – für alle heutzutage an der Geschichte des Paderborner Landes Interessierten. Annette Fischer, in: Die Warte 78, 2017

Inhalt

Vorwort • 7 Einleitung • 9 Edition und Übersetzung • 39 Tabula titulorum • 39 Prohemium • 50 De primo priore • 72 De secundo priore • 202 De tertio priore • 214 De quarto priore • 234 De quinto priore • 248 De sexto priore • 262 De septimo priore • 438 Quellen- und Literaturverzeichnis • 471 Abbildungen • 481 Personen- und Ortsregister • 497 Themen- und Sachregister • 501

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