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»Andershörend«

Die lebensweltliche Konstruktion des Schwerhörigseins. Ein Beitrag aus kulturwissenschaftlicher Sicht

Erschienen am 24.05.2012
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783831641536
Sprache: Deutsch
Umfang: 126
Format (T/L/B): 0.0 x 20.0 x 14.0 cm

Beschreibung

»Du beschäftigst dich mit dem Thema ›Schwerhörigkeit‹? Interessant. Sprichst du denn Gebärdensprache?« Fällt im alltäglichen Gespräch der Begriff »Schwerhörigkeit«, wird er meist ohne Umwege mit »Gehörlosigkeit« assoziiert und damit mit der angenommenen Schwierigkeit, sich verständlich zu machen. In wissenschaftlichen Publikationen rund um »Schwerhörigkeit« liegt der Fokus meist auf Themenfeldern wie »Behinderung«, »Stigmatisierung« oder »Empowerment«. Nur selten wird jedoch ein umfassender Blick auf die Komplexität der Alltage derjenigen gerichtet, über die gesprochen wird und denen ein (gesellschaftlich konstatiertes) »körperliches Defizit« zugeschrieben wird. Was bedeutet es, schwerhörig zu sein? Anja Kittlitz beschäftigt sich aus kulturwissenschaftlicher Sicht mit der Vielschichtigkeit der Diagnose und Zuschreibung »Schwerhörigkeit«. Gefragt wird nach der Entstehung eines medizinischen Begriffs, nach Prozessen des Patientwerdens, Praxen des Schwerhörigseins sowie nach dem Zusammenspiel von Körper und Technik. Diskutiert werden Gruppenbildungen zwischen »hörenden«, »schwerhörigen« und »gehörlosen« Personen, erlebte wie gelebte »schwerhörige« Alltage werden in ihren Besonderheiten nachgezeichnet. Dabei ermöglicht ein sensibler Blick auf die Zusammenhänge von sozialen Diskursen und individuellen Biografien ein besseres Verständnis von vor allem körperlichen Differenzierungen. Wie und in welchen Situationen wird ein Gegenüber zum »Anderen« gemacht? Wie entwickelt sich ein allgemeines wie individuelles Wissen um »Schwerhörigkeit« und damit »Schwerhörigsein« und wie entsteht darüber ein Gefühl von sozialer Wirklichkeit?

Rezension

[…] Das Buch kann Wissen erweitern und zum Nachdenken anregen. Die Autorin beschränkt sich in ihrer Auseinandersetzung auf Literatur, die aus ethnografischer Sicht geschrieben wurde. […] Die Schrift kann allen empfohlen werden, die mit schwerhörigen Erwachsenen – beruflich oder privat – in Kontakt stehen und ihr Wissen über Schwerhörigkeit/Schwerhörigsein diskutieren wollen.

Die Autorin legt bei Ihrer Untersuchung einen Schwerpunkt auf den Anteil schwerhöriger Menschen bei ihrer „lebensweltlichen Konstruktion des Schwerhörigseins“. […] Mit ihrem Ansatz hat Kittlitz einen vielversprechenden Weg aufgezeigt.

Die wissenschaftliche Hauptbotschaft des Buchs ist, dass Begriffe, die Menschen bestimmten Gruppen zuordnen, sie typisieren, prozesshafte kognetiv-sprachliche Konstruktionen sind, die im Diskurs bzw. den verschiedenen Diskursen einer Gesellschaft entstehen.

Die Ergebnisse, zu denen Anja Kittlitz kommt und die hier vorgestellt, diskutiert und konkludiert werden, […] sind bereichernd, da sie sich der Thematik eben aus einer anderen Blickrichtung nähern und somit eine andere Perspektive auf einen vertrauten Gegenstand und ein vertrautes Klientel eröffnen. Insbesondere in diesem Perspektivwechsel besteht die große Chance dieses hoch komplexen, wissenschaftlichen Werkes.

[…] Sie führt die Lesenden sicher durch die gut verständliche Arbeit, die sich durch Sprachsensibilität, ein hohes Maß an Reflexion und eine gekonnte Verknüpfung von Theorie und Empirie auszeichnet. Die Lesenden bleiben am Schluss nicht nur mit dem Eindruck zurück, viel erfahren zu haben, sondern erkennen auch, wie sie selbst Teil des beschriebenen Feldes sind. Die Lektüre diese Buches ist sehr zu empfehlen.

Was bedeutet es, schwerhörig zu sein? Anja Kittlitz beschäftigt sich mit der Vielschichtigkeit der Diagnose und Zuschreibung „Schwerhörigkeit“. Gefragt wird nach der Entstehung eines medizinischen Begriffs, Prozessen des Patientwerdens, Praxen des Schwerhörigseins, dem Zusammenspiel von Körper und Tehnik. Ein sensibler Blick auf die Zusammenhänge von sozialen Diskursen und individuellen Biografien ermöglicht ein besseres Verständnis von vor allem körperlichen Differenzierungen. Wie wird ein Gegenüber zum „Anderen“ gemacht? Wie entwickelt sich allgemeines wie individuelles Wissen um „Schwerhörigsein“ und wie entsteht darüber ein Gefühl von sozialer Wirklichkeit?

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