Beschreibung
Alfred Grünewald, 1884 in Wien geboren und 1942 in Auschwitz ermordet, war vor allem als Lyriker bekannt. Die vorliegende Auswahl enthält neben den Zyklen Sonette an einen Knaben und Dithyrambischer Herbst von 1920 Gedichte aus sieben weiteren Sammlungen (erschienen zwischen 1906 und 1937) sowie rund 50 bisher unveröffentlichte Gedichte. Volker Bühn informiert erstmals ausführlich über Leben und Werk des Autors. (BrW)
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Leseprobe
Ich kauf' mir einen Knaben Aus Brezelteig und Haselnuß, Das Angesicht von Zuckerguß, Und will ihn gerne haben. Beim Knabbern und beim Küssen, Da hält er artig still und tut Als wär' er just von Fleisch und Blut Und hätte kein Gewissen. (1906) War Lachen eh du lachtest? Waren Tränen vor deinen Tränen? Wußte Gott von je, wie deine Hände sind? Sahn wir schon Schnee dem Frühling weichen, Sommernacht sich dehnen und reif und wacher werden? - Ich versteh verwunschne Worte. Aller Sehnsucht Sehnen ist aufgetan und ist doch nur ein Wähnen von Unsagbarem. Dein sind Lust und Weh. O Stimme, Blick, unendliche Gebärde! Ich war in tiefe Einsamkeit gestellt. Du kamst, der Eros einer neuen Erde. Mit einem Lächeln wandelst du die Welt; daß das Verschlossene uns bräutlich werde. Nun bin ich allem Dasein zugesellt. (1913) Morgens, da ein sanfter Föhn meine Stirn gesegnet, ist ein Knabe, scheu und schön, wandernd mir begegnet. Hob den Blick vom Boden kaum. Glüh war seine Wange. Und er schwand. Doch wie im Traum, sah ich ihn noch lange. Und mir ward das Herz erhellt. Goldner Himmel blaute. Wars ein Kind von dieser Welt, das ich heut erschaute? (ca. 1937)