Beschreibung
Eine Frau, für ein paar Tage frei von Pflichten, Mann und Kindern, fährt im Januar 1969 von Den Haag über Amsterdam nach Frankfurt. Drei Liebesgeschichten aus den Zeiten der Kriege und Niederlagen gehen ihr durch den Kopf: ihre eigene, die ihrer Eltern, die einer Vorfahrin während der napoleonischen Kriege. Davon möchte sie erzählen, aber die Geschichten und Leben verflechten sich immer mehr: ein König, der die modernen Niederlande aufbaut; seine uneheliche Tochter, die in eine mecklenburgische Adelsfamilie gezwungen wird; ihr Urenkel, der als kaiserlicher U-Boot-Kapitän die roten Matrosen von Kiel überlistet, seiner schwarzen Seele entkommen möchte und zum Volksprediger wird; seine Tochter - die reisende Erzählerin selbst -, die ein gutes deutsches Mädel und trotzdem gegen die Nazis sein wollte und nun im Schreiben Befreiung sucht neben einem Mann, lächelnder Gutsbesitzerssohn und Spätheimkehrer, der sich allmählich von ihr entfernt. Dem neuen Roman von Friedrich Christian Delius liegt die bewegte Geschichte seiner eigenen Familie zugrunde. Er erzählt die Reise einer Frau zwischen Scheveningen, Heiligendamm und deutschem Rhein, eine Reise von fünf Tagen und durch ein ganzes Jahrhundert.
Produktsicherheitsverordnung
Hersteller:
Rowohlt Berlin Verlag GmbH
produktsicherheit@rowohlt.de
produktsicherheit@rowohlt.de
Kreuzbergstraße 30
DE 10965 Berlin
Autorenportrait
Friedrich Christian Delius, geboren 1943 in Rom, gestorben 2022 in Berlin, wuchs in Hessen auf und lebte seit 1963 in Berlin. Zuletzt erschienen der Roman 'Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich' (2019) und der Erzählungsband 'Die sieben Sprachen des Schweigens' (2021). Delius wurde unter anderem mit dem Fontane-Preis, dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Georg-Büchner-Preis geehrt. Seine Werkausgabe im Rowohlt Taschenbuch Verlag umfasst derzeit einundzwanzig Bände.
Rezension
Delius schreibt voller Liebe zu seiner Hauptfigur, der man sich als Leser nicht entziehen kann.
Was für ein Stoff! Liebe in den Zeiten des Krieges. Der neue Roman von Delius, Büchner-Preisträger des Jahres 2011, ist wieder ein Kabinettstück.
Es ist beeindruckend, wie es Delius gelingt, die Räume für Fantasie und Empathie beständig neu zu öffnen … Zeitkolorit und Familiengeschichte zu einer erzählerischen Synthese zu bringen.
Ein Erzählsound, der magisch ist, dem man sich gern anvertraut.
Mit raffinierten Zeitsprüngen und geschicktem Perspektivwechsel ist Delius ein großartiges Erzählstück von den Turbulenzen der vergangenen hundert Jahre gelungen. Aus der Liebesgeschichtenerzählerin wird die Chronistin eines zerstörten Jahrhunderts.
Wie magisch wird man eingesponnen in diese Erzählungen, mit ihren plastisch gezeichneten Figuren, ihren turbulenten Episoden und ihrem atmosphärisch immer stimmigen Zeitkolorit.
Ein literarischer Kristall, in dessen Facetten sich Schuld und Schicksal der deutschen Geschichte und Kultur brechen.
Ein Erzählton, der gefangen nimmt.
Bewegende, von den politischen Verhältnissen stark geprägte Beziehungsgeschichten aus vergangenen Zeiten.