Beschreibung
Jeder kann es bei sich selbst beobachten: Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf irgendetwas. - Wir sind an irgendetwas interessiert. - Wenn wir auf etwas ganz Bestimmtes gerichtet sind, dann haben wir etwas "vor Augen", z.B. eine Wespe oder eine Erinnerung aus unserer Kindheit oder einen Gedanken oder etwas, das wir wünschen, hoffen oder erwarten. - Was uns bewusst ist, das müssen wir behalten, bis wir etwas an ihm unterschieden oder mit ihm verbunden haben. - Das sind offenkundig vier verschiedene Aktivitäten des Menschen mit unterschiedlichen Funktionen.
Seit dem Beginn der empirischen psychologischen Forschung am Ende des 19. Jahrhunderts ist jede der vier Aktivitäten zunehmend genauer wissenschaftlich analysiert worden. Aber erst in den letzten Jahren ist durch diese Untersuchungen auch erkennbar geworden, wie sie zusammenarbeiten. Einen besonderen Beitrag dazu hat die junge Disziplin der Neuropsychologie geleistet, weil sie aufzeigen konnte, wo die einzelnen Aktivitäten im Gehirn stattfinden und wie sie aufeinander wirken.
Durch die besondere Art und Weise ihrer Zusammenarbeit kommt unsere Orientierung in der Welt und in uns selbst zustande. Aber auch die Reaktion auf unsere jeweilige Orientierung wird durch sie geregelt. So steuern die vier Aktivitäten durch ihre Zusammenarbeit unseren gesamten Lebensvollzug. Zusammen bilden sie den Prozessor unserer Existenz.
Nicht nur alles, was wir erkennen und tun, sondern auch alles, was wir lernen und langfristig behalten, hängt von der Güte ihrer Zusammenarbeit ab. - Deshalb muss der Erzieher den Edukanden darüber informieren, worauf er seine Aufmerksamkeit, sein Interesse und seine Intention richten muss, damit er zum erstenmal etwas Neues tut. Für diese Arbeit muss er ihm genug Zeit lassen, und er muss sie oft genug von ihm wiederholen lassen, damit er das neu Gelernte auch langfristig behält.
So bietet dieses Buch viele Möglichkeiten, sich selbst und jeden anderen Menschen besser zu verstehen und auch besser mit uns selbst und mit den anderen umzugehen.
Inhalt
Einleitung
I. Ein Zusammenhang von Hypothesen über den Prozessor der Informationsverarbeitung und dessen Funktionen für Lernen und Erziehen
1. Die Hypothesen
Generalhypothese
Aufmerksamkeit
Interesse
Intentionalität
Kurzzeitiges Arbeitsgedächtnis
Simultanität und Kooperation der Komponenten des Prozessors
Der Prozessor produziert nicht nur die einzelnen spezifischen Aktivitäten, sondern auch die Einheit der Handlung
Die epigenetische Entwicklung des Prozessors
Die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Prozessors durch Lernen und Behalten
Die Beeinflussung der Veränderung der Leistungsfähigkeit des Prozessors von außen und von innen
2. Möglichkeiten und Grenzen der Prüfung dieser Hypothesen
II. Aufmerksamkeit
1. Husserls introspektive Theorie der Aufmerksamkeit
Sie ist eine elementare Einheit des Bewusstseins
Sie ist unspezifische Aktivierung von spezifischen Gegenständen des Bewusstseins
Sie ist ein komplexes Phänomen
Sie ist abhängig vom Interesse
Die Beziehungen zwischen Aufmerksamkeit, spezifischen Intentionen und Interesse
Das Gesamtphänomen der Aufmerksamkeit nach Husserl
Grenzen des Erklärungswertes der Husserlschen Beschreibung der Aufmerksamkeit
2. Experimentelle Psychologie und Neuropsychologie der Aufmerksamkeit
3. Die anatomische Architektur und das physiologische Prozessieren des neuronalen attentionalen Systems
Die Anatomie des attentionalen Systems
Die neuronalen Prozesse im attentionalen System
Das neuronale anatomische und physiologische Korrelat für die Wachheit
Das neuronale anatomische und physiologische Korrelat für die Aufmerksamkeit
4. Psychologie und Neurologie der Aufmerksamkeit
Experimentelle psychologische Untersuchungsmethoden der Aufmerksamkeit
Automatische Aktivität ohne Aufmerksamkeit
Die Auslösung der Aufmerksamkeit
Effekte der Aufmerksamkeit
Grade der Aufmerksamkeit oder ihre energetische Natur
Die Kapazität der Aufmerksamkeit
Die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf den Gegenstand der spezifischen Aktivität
Die Änderung der Richtung der Aufmerksamkeit als Wechsel von einem Gegenstand zu einem anderen
Die Veränderung der Grenze der Aufmerksamkeit (Fokussieren) durch Weiten oder Verengen (Zoomen)
Konzentrieren auf eine Aufgabe oder verteilen auf mehrere
Verstärken oder Abschwächen der Aufmerksamkeit durch Grade der Anstrengung
Aufrechterhalten der Aufmerksamkeit
Regelung der simultanen und sequentiellen Ordnung der einzelnen Aktivitäten in der Handlung
Unwillkürliche und willkürliche Aufmerksamkeit
Was von der Aufmerksamkeit abhängig ist und wovon sie ihrerseits abhängig ist
5. Struktur und Funktion des ganzen Systems der Aufmerksamkeit
6. Formale Merkmale der Aufmerksamkeit
III. Interesse
Ein Phasenmodell des Handlungsablaufs
Interesse und Aufmerksamkeit im Handlungsvollzug
Annahmen über die Position von Interesse und Aufmerksamkeit im Prozess der Handlung
IV. Intentionalität
Der introspektive psychologische Befund der Intentionalität
Das Problem des neuronalen Korrelats für die Intentionalität
Intentionale Gegenstände sind das Resultat von Unterscheidungen
Der Vorgang des Unterscheidens
Das neuronale Korrelat zum introspektiv beschriebenen Prozess der Unterscheidung bei einer Gruppe von Neuronen
Die Unterscheidung und Verbindung in der Struktur und in der physiologischen Funktion von neuronalen Netzwerken
Die Korrelation zwischen dem psychischen Phänomen der Intentionalität und dem neuronalen Prozessieren
Die Produktion der intentionalen Information durch die Kooperation von Interesse und Aufmerksamkeit mit der spezifischen Intentionalität
V. Kurzzeitiges Arbeitsgedächtnis (KAG)
1. Psychologische Befunde und Annahmen über das kurzzeitige Behalten bei einer Sequenz von Einheiten
Die Form der experimentellen Erforschung des kurzzeitigen Behaltens
Die Kapazität des KAG
Es gibt innerhalb der Kapazität des KAG Formen der Organisation der aktivierten Informationen
Die Theorie der multiplen kurzzeitigen Arbeitsgedächtnisse
2. Neurologische Befunde und Annahmen zum KAG
Das KAG ist ein eigenständiges System, in dem alle bewussten spezifischen Aktivitäten auftreten und das mit neuronalen Aktivitäten im präfrontalen Kortex korreliert
Der frontale Kortex steuert die Verbindung zwischen sukzessiv wahrgenommenen Items
Der Mechanismus des verdeckten Rehearsals kommt durch die Aktivierung von Arealen des frontalen Kortex, der spezifischen Funktionen und der Aufmerksamkeit zustande
3. Die Funktion des KAG im Prozess der Handlung
4. Die Kooperation des KAG mit Aufmerksamkeit, Interesse und Intentionalität
Die selektive Funktion des KAG ist abhängig vom Handlungsplan und damit vom Interesse an etwas
Die Gedächtnisfunktion des KAG ist abhängig von der Aufmerksamkeit und vom Interesse
Die Aktivierung von spezifischen Intentionen ist abhängig vom KAG, von der Aufmerksamkeit und vom Interesse
Die Bewusstheit ist beschränkt auf die Kapazität des KAG
Das Handeln ist abhängig vom KAG
Die Gedächtnisfunktion des KAG ist abhängig von einem allgemeinen Mechanismus des Behaltens
VI. Die Kooperation zwischen Aufmerksamkeit, Interesse, Intentionalität und KAG ergibt die Funktion des Prozessors der menschlichen Informationsverarbeitung
1. Die Existenz eines zentralen Prozessors für die Verarbeitung von automatisch generierter Information
Der Prozessor der Informationsverarbeitung operiert auf automatisch generierter spezifischer Information
Der Prozessor der Informationsverarbeitung hat seinen neuronalen Ort im Corpus cingulum des limbischen Systems, im Thalamus, im präfrontalen Kortex, in den Scheitellappen und in den Schläfenlappen des Kortex
2. Ein Komponentenmodell des Prozessors für die Generierung von Information
Ein Modell der Kooperation des Interesses, der Aufmerksamkeit und des KAG mit der spezifischen Intentionalität für die Generierung von Informationen
Die spezifischen Intentionen generieren sämtliche Informationen für die Orientierung und für die Reaktion auf deren Resultate
Das KAG ermöglicht durch anhaltende Aktivierung von Informationen deren Verarbeitung durch spezifische Intentionen
Der Prozessor erfüllt als Ganzer eine Reihe von Funktionen
3. Die operative Natur des Prozessors
4. Die Dynamik des Prozessors
5. Der Prozessor generiert den Prozess des Handelns aus Orientierung und Reaktion
6. Allgemeine Eigenschaften des gesamten Prozessors der Informationsverarbeitung
VII. Lernen und Behalten sind einerseits Bedingungen für das Prozessieren des Prozessors und andererseits Resultate seines Prozessierens
1. Neuropsychologische Annahmen über Lernen
2. Neuropsychologische Annahmen über das Gedächtnis
Kurzzeitiges Gedächtnis
Langfristiges Gedächtnis
Reaktivieren des Gelernten in anderen Handlungen
3. Lernen und Gedächtnis sind Voraussetzungen für den Prozessor der Informationsverarbeitung
4. Das Prozessieren des Prozessors ist Voraussetzung für Lernen und Behalten
Indem die Aufmerksamkeit zur Aktivierung von spezifischen Funktionen beiträgt, beeinflusst sie auch das Behalten der von ihnen generierten Information
Die Möglichkeit einer direkten Einflussnahme der Aufmerksamkeit auf das Gedächtnis
Die unwillkürliche Aufmerksamkeit beeinflusst das implizite Gedächtnis in automatischen Prozessen und die willkürliche Aufmerksamkeit das explizite Gedächtnis in bewussten Prozessen
Auch das Maß der Aufmerksamkeit beeinflusst Lernen und Behalten
Selbst das Prozessieren des Prozessors ist durch Lernen und Behalten veränderbar
5. Das Verhältnis zwischen der Aufmerksamkeit und dem KAG
VIII. Die Beeinflussung von Lernen und Behalten auf dem Wege über den Prozessor der Informationsverarbeitung
1. Die Beeinflussbarkeit von Interesse, Aufmerksamkeit, KAG und Intentionalität
Möglichkeiten, das Interesse zu beeinflussen
Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit zu beeinflussen
Möglichkeiten, das KAG zu beeinflussen
Möglichkeiten, die spezifischen Intentionen zu beeinflussen
Möglichkeiten, den ganzen Prozessor zu beeinflussen
2. Die Beeinflussbarkeit des Lernens und Behaltens durch Informationen für die Handlungsplanung des Lernenden
Die Bildung von Kompetenzen durch Lernen und Behalten
Die Beeinflussung der Bildung von Kompetenzen
Kurzfristige und langfristige Beeinflussung von Lernen und Behalten
3. Die Konstruktion von Methoden der Beeinflussung von Lernen und Behalten durch die Kombination von einzelnen Möglichkeiten der Beeinflussung
4. Allgemeine Kompetenzen des Erziehers
Schlussbemerkung
Literaturverzeichnis
Bildverzeichnis