Beschreibung
Mit der hier vorgelegten Studie unternimmt Bodo Morawe den Versuch, die in der Metropole Paris, der Hauptstadt des 19. Jahrhunderts, entstandenen Texte und Paratexte von Heinrich Heine erstmals als ein einheitliches Pariser Werk, ein sprachliches Kunstwerk sui generis zu lesen. Für dieses Kunstwerk gilt, dass es über eine eigene Poetik, die Poetik eines ,work in progress', verfügt, einer besonderen Programmatik, dem ,programme républicain' der radikalen Pariser Linken, verpflichtet ist und zu seiner Deutung einer genuinen Hermeneutik bedarf, die im Sinne der Dialektik von Verfolgung und Schreibkunst den zu Zeiten der Restauration eklatanten Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit Rechnung trägt. Im Mittelpunkt der zweibändigen Untersuchung steht programmatisch der Citoyen Heine. Morawe geht davon aus, dass man dem Pariser Werk nur dann gerecht werden kann, wenn man es, was bisher praktisch nie geschehen ist, in seinem französischen Kontext liest, dem es seinen historischen Rang, seine politische Brisanz und seine theoretische Virulenz verdankt. Der Pariser Heine hat die Probleme seiner Zeit, die entfesselte Geldherrschaft einer schamlosen Machtelite, den tiefen sozialen Bruch zwischen den Besitzenden und den Besitzlosen sowie das Phänomen der rasanten Beschleunigung der technisch-ökonomischen Prozesse, bereits im Zeichen der Globalisierung gesehen. Sein republikanischer Angriffswitz, seine bedingungslose Parteinahme für die Verfolgten und sein Gedanke einer Weltgesellschaft der Freien und Gleichen sind brisanter denn je.
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Autorenportrait
Bodo Morawe, Dr. phil., war von 1970 bis 2002 Frankreich-Korrespondent des Westdeutschen Rundfunks. Interessengebiete: Radikale Aufklärung, französische Sozial-, Kultur- und Theoriegeschichte, Mentalitätsgeschichte des Citoyen, Heine und Büchner.
Inhalt
Warum Heine? Ein Vorwort
I. Statt einer Einleitung: Heines „gefährliche Vielleichts“
II. List und Gegenlist. Heine als politischer Schriftsteller
III. Eine andere Politik: Heines Republikanismus
IV. Juni 1832: Heine und der Aufstand
V. „La force des choses! Die Macht der Dinge!“ Heine und der neue französische Republikanismus: 1830-1835
Vl. Das „Schulgeheimniß“ der Philosophie und das „staatsgefährlichste Gedankengesindel“
VII. Programmatische Tendenz, Gruppenbewusstsein und journalistische Praxis
VIII. Heines politischer Radikalismus
IX. „Sehet, alle Gottheiten sind entflohen.“ Heine und die radikale Aufklärung
X. Republikanischer Diskurs. Ein Paralipomenon zu Heines Philosophie-Schrift und zur Metropolenforschung
XI. Heine und Büchner: Republikanischer Kairos und republikanischer Diskurs im Krisenjahr 1832
XII. „Deshalb mußte sogar Danton sterben.“ Heines Aperçu, das Revolutionsdrama von Büchner und die republikanische Linke
XIII. Der Lazarus-Prolog. Kontrafaktur und Kollektivwerk
Anhang
Übersicht und Nachweise
Auswahlbibliographie
Sachregister
Personenregister