Beschreibung
Die im Alten Reich politisch bedeutsame Kurpfalz spielte auch in der Hexenverfolgung eine besondere Rolle. Im ausgehenden Mittelalter führte das Land sehr früh die ersten Hexenprozesse durch und gehörte damit zu den Vorreitern in Deutschland. Als aber um 1560 die eigentliche Zeit der großen Hexenprozesse begann, nahm die Obrigkeit der inzwischen reformierten Kurpfalz eine ausgesprochen verfolgungskritische Haltung ein. Diese blieb fortan bestimmend, war aber keineswegs unumstritten. Sie mußte gegen innere und äußere Anfechtungen verteidigt werden. Es gab Konflikte mit den Nachbarn und vor allem immer wieder Zaubereianklagen und Verfolgungsbegehren aus der Bevölkerung. Extreme Pole – tiefer Glaube und radikale Skepsis gegenüber den Hexereibeschuldigungen – wechselten sich in der Geschichte der Kurpfalz also mehrfach ab. Das Buch fragt nach den bestimmenden Kräften dieser gegensätzlichen Phasen und untersucht die scharfen Auseinandersetzungen zwischen Verfolgungsbefürwortern und ihren Gegnern sowohl im gelehrten Diskurs als auch in konkreten Hexenprozessen.
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Autorenportrait
statt Autor steht hier das Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Teil: Das Spätmittelalter
1. Erste Heidelberger Hexenprozesse 1446-1447
2. Kirchenmalerei
3. Die weitere Prozeßtätigkeit bis 1504
4. Der Weg des Hexenglaubens in die Kurpfalz
II. Teil: Die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts
1. Das Prozeßgeschehen
2. Juristische Bedenken kurz vor Beginn der großen Hexenverfolgung: Franz Balduin
III. Teil: Von den 1560er Jahren bis zum Dreißigjährigen Krieg
1. Verfassungsrechtliche und strafrechtliche Grundlagen
2. Die Regierungszeit Friedrichs III. (1559-1576): Konfrontation mit der Verfolgungswelle der 1560er Jahre und Etablierung der verfolgungsablehnenden Haltung
3. Die Regierungszeit Kurfürst Ludwigs VI. (1576-1583): lutherische Fortführung der verfolgungsablehnenden Haltung
4. Die Regierungszeit Johann Casimirs (1583-1592) und Friedrichs IV. (1592-1610): Abwehr der Hexenverfolgungswelle der 1590er Jahre
5. Die Regierungszeit Friedrichs V. bis zum Dreißigjährigen Krieg (1610-1623): Der Höhepunkt der verfolgungsablehnenden Haltung in der großen Bodenheimer Hexenverfolgung
6. »Ich hab [hier] eine gute Obrigkeit« – Zur Flucht von Verfolgten in die Kurpfalz
7. Die Bibliotheca Palatina und die Hexen
8. Die Spruchtätigkeit der Heidelberger Juristenfakultät im Hexenprozeß (1594-1625)
8.1 Die Überlieferung
8.2 Die Hexen
9. Die Oberpfalz und die Hexenverfolgung
10. Die konfessionelle Frage: Der kurpfälzische Calvinismus und die Hexen
IV. Teil: Der Dreißigjährige Krieg
1. Die Besatzungszeit bis 1631: Konfrontation mit der großen Verfolgungswelle Ende der 1620er Jahre
2. Die Zeit nach 1631
V. Teil: Die Nachkriegszeit bis 1685
Epilog: Hexenbeschwörung in Ziegelhausen 1783
Zusammenfassender Überblick
Quellen- und Literaturverzeichnis
Orts- und Personenindex
Rezension
Darauf haben wir gewartet: Auf eine Untersuchung zum Thema Hexenverfolgung, die einmal vom umgekehrten Ende her ansetzt, nämlich mit der Frage, ob die Kurpfalz denn wirklich inmitten einer Zone dichtester Hexenverfolgungen davon weitgehend frei geblieben ist, und, wenn ja, warum dies möglich war. Jürgen Michael Schmidt ist beides gelungen: Mittels akribischer Spurensuche und -auswertung die Feststellung, dass die Kurpfalz nach anfänglicher Vorreiterrolle im 15. Jahrhundert dann in den klassischen Verfolgungsperioden des späten 16. und 17. Jahrhundert trotz heftigster Impulse von außen und innen von Hexenprozessen frei geblieben ist, und zum zweiten mittels einfühlsamer Interpretation der Nachweis, dass diese Abstinenz einer grundsätzlichen Entscheidung – mit freilich komplexer Motivation – zu verdanken war. Wir verdanken Schmidt eine umfassend recherchierte und gut geschriebene Arbeit mit einer Fülle von zeitgenössischen Aussagen, die sich kritisch vom allgemeinen Trend absetzen und die es wert sind, nicht in Vergessenheit zu geraten.
Walter Rummel, in: Perform 2, 2001
Inhalt
Einleitung
I. Teil: Das Spätmittelalter
1. Erste Heidelberger Hexenprozesse 1446-1447
2. Kirchenmalerei
3. Die weitere Prozeßtätigkeit bis 1504
4. Der Weg des Hexenglaubens in die Kurpfalz
II. Teil: Die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts
1. Das Prozeßgeschehen
2. Juristische Bedenken kurz vor Beginn der großen Hexenverfolgung: Franz Balduin
III. Teil: Von den 1560er Jahren bis zum Dreißigjährigen Krieg
1. Verfassungsrechtliche und strafrechtliche Grundlagen
2. Die Regierungszeit Friedrichs III. (1559-1576): Konfrontation mit der Verfolgungswelle der 1560er Jahre und Etablierung der verfolgungsablehnenden Haltung
3. Die Regierungszeit Kurfürst Ludwigs VI. (1576-1583): lutherische Fortführung der verfolgungsablehnenden Haltung
4. Die Regierungszeit Johann Casimirs (1583-1592) und Friedrichs IV. (1592-1610): Abwehr der Hexenverfolgungswelle der 1590er Jahre
5. Die Regierungszeit Friedrichs V. bis zum Dreißigjährigen Krieg (1610-1623): Der Höhepunkt der verfolgungsablehnenden Haltung in der großen Bodenheimer Hexenverfolgung
6. 'Ich hab [hier] eine gute Obrigkeit' – Zur Flucht von Verfolgten in die Kurpfalz
7. Die Bibliotheca Palatina und die Hexen
8. Die Spruchtätigkeit der Heidelberger Juristenfakultät im Hexenprozeß (1594-1625)
8.1 Die Überlieferung
8.2 Die Hexen
9. Die Oberpfalz und die Hexenverfolgung
10. Die konfessionelle Frage: Der kurpfälzische Calvinismus und die Hexen
IV. Teil: Der Dreißigjährige Krieg
1. Die Besatzungszeit bis 1631: Konfrontation mit der großen Verfolgungswelle Ende der 1620er Jahre
2. Die Zeit nach 1631
V. Teil: Die Nachkriegszeit bis 1685
Epilog: Hexenbeschwörung in Ziegelhausen 1783
Zusammenfassender Überblick
Quellen- und Literaturverzeichnis
Orts- und Personenindex