Beschreibung
Die Aufzeichnungen des Laienbruders Göbel († 1543) aus dem Kloster Böddeken nehmen unter den westfälischen Chroniken des 16. Jahrhunderts eine besondere Stellung ein. Göbels Blick reicht weiter als der vieler seiner Zeitgenossen. Der Laienbruder berichtet über sein Kloster, die bäuerliche und bürgerliche Welt in Westfalen sowie über wichtige Ereignisse im Reich und in Europa. Göbel begreift seine Gegenwart als eine Epoche stürmischer Veränderungen, in der die alten Ordnungen zerbrechen. Wie der Laienbruder diese Umbrüche angst- und zugleich hoffnungsvoll erlebt, wie er sie sprachlich engagiert und zugleich distanziert bewältigt, das macht den besonderen Reiz dieser Chronik aus.
Autorenportrait
Heinrich Rüthing, geboren 1937 in Paderborn, aufgewachsen in Lichtenau, studierte Geschichtswissenschaft, Philosophie und Germanistik in Münster und Erlangen. Von 1972 bis 2002 lehrte er mittelalterliche Geschichte und westfälische Landesgeschichte an der Universität Bielefeld. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Stadt- und Klostergeschichte Ostwestfalens in Mittelalter und Früher Neuzeit. Mit Vorträgen und Exkursionen hat Rüthing eine ganze Geschichtslandschaft erschlossen. Er trägt historische Forschung an Laien heran und vermittelt sie mit einer eindrucksvollen Rhetorik. Ihm gelingt es, vergangene Zeiten lebendig werden zu lassen. (Preis für westfälische Landeskunde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe 2012).
Rezension
Rüthing hat seinem Protagonisten nicht nur ein würdiges Denkmal gesetzt, sondern auch für zahlreiche Forschungsfragen neues und bestens aufbereitetes Quellenmaterial zur Verfügung gestellt. Die Aufzeichnungen zu Abgaben und Dienstleistungen bieten einen Einblick in die klösterliche Agrarorganisation und erfassen das wirtschaftliche Umfeld des Klosters. Die chronikalischen Passagen berichten aus der Umbruchszeit der Reformation, zeichnen Göbels Beziehungen zu seiner Gemeinschaft und seinen Blick auf die übrige Welt nach. Sie sind Selbstzeugnisse ersten Ranges. Den vielen Attraktivitäten der Aufzeichnungen Bruder Göbels sollte künftig jeder Interessierte selbst nachspüren. Es lohnt sich!
Gudrun Gleba, in: H-Soz-Kult, 3.5.2006
Das Reformationszeitalter mit seinen radikalen Umbrüchen und stürmischen Veränderungen ist in jeder Hinsicht die Wiege der Moderne. Um so mehr sind die jetzt Aufzeichnungen eines umtriebigen Laienbruders zu begrüßen, der mehr als 40 Jahre lang vom ostwestfälischen Kloster Böddeken aus die Welt bereiste und seine Beobachtungen in einem prachtvollen Niederdeutsch zu Papier brachte. Die seit fast 200 Jahren geplante Edition ist jetzt endlich in sehr lesbarer Weise realisiert worden. Man greife zu!
Volker Jakob, in: Westfalenspiegel 55, 2006
Inhalt
Vorwort • 7
Einleitung • 9
Die Chronik Bruder Göbels • 51
1502 • 51 / 1503 • 66 / 1504 • 70 / 1505 • 73 / 1506 • 80 / 1507 • 84 / 1508 • 87 / 1509 • 89 / 1510 • 92 / 1511 • 95 / 1512 • 101 / 1513 • 110 / 1514 • 122 / 1515 • 130 / 1516 • 138 / 1517 • 143 / 1518 • 151 / 1519 • 157 / 1520 • 165 / 1521 • 173 / 1522 • 187 / 1523 • 198 / 1524 • 214 / 1525 • 228 / 1526 • 245 / 1527 • 263 / 1528 • 283 / 1529 • 302 / 1530 • 319 / 1531 • 348 / 1532 • 372 / Paderborner Aufstand • 390 / 1533-1540 • 404 / 1541 • 406 / 1542 • 436 / 1543 • 458
Itinerarium (1515-1517) • 464
Faksimiles • 466
Glossar • 478
Abkürzungen und Siglen • 493 / Quellen- und Literaturverzeichnis • 494
Personen- und Ortsregister • 512 / Böddeker Prioren, Subprioren und Prokuratoren • 538 / Themen- und Sachregister • 539
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