Der im Frühjahr 2023 verstorbene Zürcher Literaturwissenschaftler Hans-Jost Frey hat 2008 ein Dante-Buch mit dem Untertitel "Fünfundzwanzig Lesespäne" publiziert. Im vorliegenden Buch veröffentlichen wir aus dem Nachlass weitere 14 Kapitel, die ebenfalls Dante, vor allem der Divina Commedia und dem Convivio, gewidmet sind. Wie beim Hobeln Späne fallen, so beim Lesen Beobachtungen am Text. Nimmt man, wie Hans-Jost Frey, Dichtung beim Wort, so lenkt man beim Lesen die Aufmerksamkeit nicht nur auf den mitgeteilten Inhalt, sondern auch auf ihre Sprachbewegung. Das Spiel zwischen genauem Lesen und der Möglichkeit, dass man sich dabei von der Bewegung des Textes leiten lässt, hat etwas unbekümmert Fragmentarisches an sich, das erst über die Vereinzelung der Kapitel einen wie auch immer vagen Blick auf ein Ganzes - die Divina Commedia - freigibt. Dieses besondere Vorgehen Freys hat auch damit zu tun, dass es wohl nie seine Absicht war, das entscheidende Buch unter zehntausenden von Büchern über Dante geschrieben zu haben. "Das Gedicht ist reicher als seine Bedeutung."

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