Wer bist du, kleiner Van? Über den Mut dieses neckischen Kindes, seine Sanftmut, trotz schwerer Verfolgung, über die gänzliche Hingabe an Gott dieses kleinen Vietnamesen, der Himmel und Erde in Bewegung setzt und dem alles geschenkt wird, weil er mit leeren Händen dasteht, kann man nur staunen! Aus einer Familie in bescheidenen Verhältnissen kommend, wünscht sich Marcel Van (1928-1959), trotz zahlloser Prüfungen, Priester zu werden. Therese von Lisieux erwählt ihn zu ihrem hervorragendsten Schüler ihres 'Kleinen Weges': 'Van, kleiner Bruder, so wie du mich als eine Heilige nach deinem Wunsch betrachtest, so bist auch du für mich wirklich eine Seele ganz nach meinem Wunsch. (.) Deine Berufung wird es sein, stets der verborgene Apostel der Liebe zu sein.' Aus Gesundheitsgründen musste Therese auf eine Reise nach Vietnam verzichten, aber ihr Herz schlägt in Vietnam, 'der älteren Tochter der Kirche Ostasiens' (Pius XI., 1933). Van verzichtet auf das Priestertum und tritt als bescheidener Bruder in das Kloster der Redemptoristen in Hanoi ein. 'Jesus hat mir eine Aufgabe erteilt, und zwar, das Leid in Glück zu verwandeln. (.) Meine Freude ist es, zu lieben und geliebt zu werden.' Sehr empfindsam, aber tollkühn wie ein Heiliger, verbringt er vor dem Hintergrund politischer Umwälzungen sein Leben bis zu seinem Tod in aller Stille in einem Lager in Nordvietnam. Auf Drängen seines geistlichen Begleiters, Pater A. Boucher (1907-1991), hat Van seine Lebensgeschichte auf 900 Seiten in Schulheften niedergeschrieben. Pater A. Boucher hat sein gesamtes Werk ins Französische übersetzt und seinen Seligsprechungsprozess (1984) eingeleitet. Die Veröffentlichung dieses ersten Bandes der vollständigen Werke entspricht dem Wunsch Johannes Paul II., das Andenken an die Glaubensbekenner des 20. Jahrhunderts zu bewahren. Kardinal F.-X. Nguyen Van Thuan (gest. September 2002), ehemaliger Präsident des Pontifikalausschusses für Gerechtigkeit und Frieden, war der erste Postulator von Marcel Vans Seligsprechungsprozess.