0

Besen, Besen, seid's gewesen

Eine Vorgeschichte der Aufklärung

Erschienen am 01.03.2010, 1., Auflage
19,90 €
(inkl. MwSt.)

Lieferbar innerhalb 1 - 2 Wochen

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783933037770
Sprache: Deutsch
Umfang: 342
Format (T/L/B): 21.0 x 15.0 cm

Beschreibung

Die Epoche der Aufklärung gehört zu den wichtigsten Ereignissen. Weil dies vielen Menschen nicht bewusst ist, droht Gefahr, nicht nur durch das Eindringen der verschiedensten, bisher fremden Religionen mit archaischen Traditionen, sondern auch durch ein erschreckend rasches Erstarken des religiösen Fundamentalismus. Die Epoche der Aufklärung gehörte also als Pflichtfach in die Schulen. Ihr verdanken wir all das, was wir heute an Freiheiten genießen – unsere ganze abendländische Zivilisation: die Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religions- und Glaubensfreiheit, das Ende der Rassendiskriminierung, die Befreiung der Frau, das Ende von Sklaverei und Leibeigenschaft, das Aufblühen der Wissenschaften und eine beispiellose Freiheit der Kultur und des Denkens. Verhängnisvollerweise geht das Wissen davon mehr und mehr verloren. Bereits jetzt wird all das, was den Kirchen in gefahrvollen Kämpfen abgetrotzt werden musste, als christliche Werte vereinnahmt. Dieser Irrtum hat fatale Folgen. Denn damit geben wir die Freiheiten, die den Kirchen abgerungen wurden, wieder in deren Hände zurück. Schon Aristoteles meinte, dass alle Menschen mehr wissen sollten, da das zu geringe Wissen der Mehrheit die Hauptschuld an den meisten Problemen trüge. Wir sollten uns daher mit unserer Vergangenheit beschäftigen und unsere Lehren daraus ziehen, damit unsere Kinder und Enkel nicht wieder in „Gottesstaaten“ mittelalterlicher Prägung und Rechtlosigkeit leben müssen. Nun hätte es aber auch die Aufklärung des 18. Jahrhunderts nicht gegeben ohne Vorläufer. Solange es religiöse Vorstellungen gibt, solange gab es auch Zweifler, Philosophen, Wissenschaftler, logisch denkende Menschen, die sich dem illusionären Zauber entzogen und die Wahrheit suchten. Von dieser Vorgeschichte der Aufklärung erzählt dieses Buch in Verbindung mit den fünf Weltreligionen – von der Urzeit über Ägypten, Griechenland, Indien, Asien, dem Christentum im Mittelalter und der Reformation bis zum 18. Jahrhundert mit dem ergreifenden Testament des Abbé Meslier und einem Ausblick auf Voltaire. Dazu bedient sich der Autor eines Kunstgriffes. Er geht davon aus, dass man auf einem erdähnlichen Planeten die sonderbaren Gedanken, Ansichten und Religionen der Erdenmenschen studiert. So entsteht ein farbiger Blick aus der Ferne, der in der Frage mündet, welche Gründe zum Untergang der Menschheit geführt haben könnten – in der Hoffnung, sie durch Erkenntnis zu vermeiden.

Autorenportrait

Max Kruse, 1921 in Bad Kösen an der Saale geboren, machte sein Abitur in Weimar, konnte aber sein Studium in Jena wegen des Krieges nicht beenden. Er baute nach der Enteignung in der Ostzone die Puppenwerkstätte seiner Mutter Käthe Kruse in Westdeutschland wieder auf. Von Kind auf wollte er jedoch nur schreiben, deshalb übergab er die Firma 1958 einer Schwester und lebt seitdem als freier Schriftsteller im Loisachtal. Er ist verheiratet mit der Musikerin und Malerin Shaofang aus Hanchou in China. Bekannt wurde er vor allem durch Kinder- und Jugendbücher, von denen viele verfilmt wurden, wie „Urmel aus dem Eis“, sowie durch Biografien, Romane, Reisebücher und kulturgeschichtliche Arbeiten. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt. Er ist Mitglied des P.E.N., erhielt das Bundesverdienstkreuz und viele andere Auszeichnungen.

Rezension

Max Kruse ist den meisten Menschen bekannt als Autor von Kinderbüchern. Doch seit ein paar Jahren zeigt er auch eine andere schriftstellerische Seite. Er beschäftigt sich kritisch mit dem Thema Religion. Sein neues Buch heißt „Besen, Besen, seid’s gewesen“. Der Buchtitel ist abgeleitet aus dem Gedicht „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe. Der Untertitel des Werkes lautet: „Eine Vorgeschichte der Aufklärung“. Um was geht es in dem Buch? Wir befinden uns in der nahen Zukunft. Der Planet Erde existiert zwar noch, aber es gibt keine Menschen mehr. Auf einem Planeten namens Orbe interessiert man sich für die Geschichte der Menschheit. An der Universität kann man Vorlesungen darüber besuchen. Und hier setzt das Buch von Max Kruse an. Professor S-Urk hält ein Semester lang ein Seminar für Fortgeschrittene in Menschenkunde. Er will seinen Studierenden die Wegbereiter der Aufklärung nahe bringen. Dazu muss er ihnen erstmal klarmachen, welche Bedeutung Religionen auf der Erde hatten. Auf dem Planeten Orbe gibt es nämlich keine Religionen und somit auch keinen Glauben an einen Schöpfergott oder ein allmächtiges Wesen. S-Urk beginnt seine Vorlesungen somit bei den Religionen der Antike und endet am Schluss des Semesters mit Abbé Meslier. Er erzählt über Buddha und die alten Griechen. Dann folgen Ausführungen zum Christentum und dem Islam. Die Studierenden stellen natürlich einige Nachfragen und machen auch mal blöde Bemerkungen. Manche Vorstellungen der Menschen sind ihnen doch sehr fremd. Mit dem Mittelalter beschäftigt sich S-Urk sehr ausführlich. Diese Vorlesung nennt er: „Europa blüht und dunkelt“. Doch nach dem Mittelalter gibt es den „Urknall der Informationen“. Gutenberg, Kolumbus und da Vinci erweitern das Wissen und die Möglichkeiten der Menschen. Das Licht der Humanität leuchtet dann mit Erasmus von Rotterdam und Kopernikus. Die Sonne dreht sich jetzt nicht mehr um die Erde. Der Mensch wird befreit durch Leute wie Luther, Giordano Bruno und Francis Bacon. Die Erfahrung beginnt zu leben durch Galilei, Kepler oder Descartes. Doch dann beginnt das Abendland, in Finsternis zu versinken. Inquisition und Hexenwahn nehmen immer mehr Gestalt an. Alle Erkenntnis, die vorhanden war, scheint wie ausgelöscht. Doch es gibt nocheinige wenige Lichtblicke wie John Locke oder Baruch de Spinoza. Die vorletzte der 17 Vorlesungen heißt „Kraft, die das All zusammenhält“. Dabei geht S-Urk erst auf die Entwicklung in England ein und beschreibt den Lebenslauf von Isaac Newton. Dann widmet er sich Leibniz, dem deutschen Naturwissenschaftler, Philosophen und Historiker. Und die letzte Vorlesung lautet: „Das Ende der Illusion“. Dabei spricht S-Urk v.a. über einen Menschen – den Abbé Meslier. Meslier gilt als der erste Atheist. Zu seinen Lebzeiten musste er das verbergen. Denn er war Abbé, Pfarrer in einer kleinen französischen Gemeinde. Er setzte sich ein für die Armen und Unterdrückten. Und er hinterließ der Nachwelt sein berühmtes „Testament“. In dem rechnet er mit dem Glauben ab. Eigentlich sollte das Semester mit Abbé Meslier enden. Professor S-Urk verabschiedet sich von seinen Studierenden. Er schlägt ihnen vor, sich über die Zeit der Aufklärung selbst zu informieren. Doch die Studierenden wollen zumindest noch von Voltaire hören. Und der Professor lässt sich breitschlagen. Er erzählt also noch kurz von seinem Lieblingsaufklärer. Am Schluss steht dann noch die Frage an, warum die Menschheit untergegangen ist. Der Professor führt mehrere Gründe an: u.a. Umweltverschmutzung, Technikglaube, Überbevölkerung. Aber das Unheil der Menschen war auch, nicht rechtzeitig auf ihre Aufklärer gehört zu haben, meint er. Das Buch ist ungewöhnlich. Denn nicht ein Mensch, sondern ein Außerirdischer erzählt die Geschichte. Dabei flicht er immer wieder persönliche Wertungen ein. Im Rahmen der Vorlesungen kann er nur jeweils einen kurzen Überblick über Personen und verschiedene Strömungen geben. Aber – in der Kürze liegt die Würze. Das Buch gibt einen guten Überblick über die Zeit von der Antike bis zum 18. Jahrhundert. Natürlich nur mit dem Wissen von der Erde, das man auf der Orbe hat. Das Buch ist im Angelika Lenz Verlag erschienen. Es ist flüssig und amüsant geschrieben. „Besen, Besen, seid’s gewesen“ hat 342 Seiten und kostet 19,90 Euro. Monika Hendlmeier

Eine „Vorgeschichte der Aufklärung“ (hpd) Mit "Besen, Besen, seid’s gewesen" legt Max Kruse, der im kommenden Jahr seinen 90. Geburtstag feiern wird, eine klug komponierte "Vorgeschichte der Aufklärung" vor, die die wechselvolle Historie der Emanzipation des Geistes von Pythagoras bis Voltaire schildert. Dass Max Kruse nicht nur ein hervorragender Kinderbuchautor ist (u.a. "Urmel aus dem Eis". "Gut gebrüllt, Löwe", "Don Blech", "Lord Schmetterhemd"), sondern es auch versteht, Jugendlichen und Erwachsenen kulturgeschichtliche Wandlungsprozesse auf interessante Art zu vermitteln, sollte bekannt sein (siehe Rezension des schönen Hörbuchs "Im weiten Land der Zeit" oder des bemerkenswerten Sachbuchs "Antworten aus der Zukunft"). Mit "Besen, Besen, seid’s gewesen" veröffentlicht er nun eine klug komponierte "Vorgeschichte der Aufklärung", die die wechselvolle Historie der Emanzipation des Geistes von Pythagoras bis Voltaire schildert. Erzählt wird diese Geschichte aus der Perspektive des extraterrestrischen "Erdmenschen-Forschers" Professor S-Urk, der seinen Studenten die Höhen und Tiefen der Kulturgeschichte (der inzwischen ausgestorbenen) Erdspezies Homo sapiens näher bringt. Durch diesen erzählerischen Kniff gelingt es Max Kruse, die großen Triumphe und bitteren Niederlagen der menschlichen Emanzipationsgeschichte aus einer ironisch-distanzierten Perspektive nachvollziehbar zu machen. Kurzum: Ein bezauberndes, konsequent aufklärerisches und dadurch auch offen religionskritisches Buch der etwas anderen Art: Ein echter Kruse eben! Michael Schmidt-Salomon

Inhalt

Die 1. Vorlesung Ein Blick auf die Erde 9 Die 2. Vorlesung Hoffnung, Angst und Fantasie 25 Religionen 27 Denken 28 Glaubenstheater 29 Vorzeit 30 Afrika 34 Mythen 37 Kelten 37 Die 3. Vorlesung Der Glaube an einen Gott 43 Zarathustra 45 Ägypten 46 Aufklärer 55 Shiva 57 Die 4. Vorlesung Versenkung und Vergehen 63 Buddha 65 Die 5. Vorlesung Die Leuchtkraft des Denkens 75 Hellas 77 Pythagoras (um 570–510) 90 Protagoras (490–411) 94 Die 6. Vorlesung Säulen des Geistes 97 Sokrates (469–387) 99 Platon (427–347) 102 Aristoteles (384–322) 106 Diagoras (475–???) 107 Euklid (ca. 360–280) 108 Epikur (341–270) 111 Lukrez (ca. 97–55) 116 Die 7. Vorlesung Verschiedene Welten 121 China 123 Judäa – Christentum 129 Die 8. Vorlesung Eine veränderte Welt 137 Jesus (00–33) 139 Claudius Ptolemäus (ca. 100–175) 145 Marc Aurel (121–180) 146 Mythras 149 Julian Apostata (331–363) 151 Die 9. Vorlesung Widerstand aus dem Orient 155 Zwischenzeit 157 Islam 162 Averroes (1126–1198) 168 Michael Scotus (1175–1236) 169 Die 10. Vorlesung Europa blüht und dunkelt 171 Aristoteles – im Mittelalter 173 Friedrich II. von Hohenstaufen (1194–1250) 174 Thomas von Aquin (1225–1274) 179 Die 11. Vorlesung Urknall der Information 189 Johannes Gutenberg (1400–1468) 191 Christoph Kolumbus (1451–1506) 194 Leonardo da Vinci (1452–1519) 200 Niccolò Machiavelli (1469–1527) 204 Die 12. Vorlesung Das Licht der Humanität 209 Erasmus von Rotterdam (1469–1536) 211 Nikolaus Kopernikus (1473–1543) 218 Die 13. Vorlesung Die Befreiung des Menschen 225 Martin Luther (1483–1546), Philipp Melanchton (1497–1560) 227 Michel de Montaigne (1533–1592) 236 Giordano Bruno (1548–1600) 241 Francis Bacon (1561–1626) 246 Die 14. Vorlesung Es lebe die Erfahrung 251 Galileo Galilei (1564–1642) 253 Johannes Kepler (1571-1630) 258 René Descartes (1596–1650) 262 Die 15. Vorlesung Das Abendland versinkt in Finsternis 271 Inquisition und Hexenwahn 273 Blaise Pascal (1623–1662) 282 John Locke (1632–1704) 285 Baruch de Spinoza (1632–1677) 291 Die 16. Vorlesung Kraft die das All zusammenhält 297 Isaac Newton (1643–1727) 299 Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) 302 Die 17. Vorlesung Das Ende der Illusion 309 Jean Meslier (1664–1729) 311 Ausblick Die Aufklärung nimmt Gestalt an 321 Voltaire (François Marie Arouet) (1694–1778) 323