Beschreibung
versuchen, durchlässig zu werden für sprache, sprachen. sätze verwenden wie gesten. nein: nichts verwenden, nichts benutzen. nur hinstellen, gegeneinander stellen, entstehen lassen. gedichte: tickende tonspuren, lauschende apparate. überlegen, ob sound und typografie recht behalten. recht behalten insgesamt für wenig wichtig halten. sich selbst aufschneiden, neu zusammensetzen. begreifen wollen, ein betasten mit sätzen. mut finden im mehrdeutigen: konkret, nicht paraphrasierbar. wie ein geruch, ein lichtwert, ein foto, ein lied. politisches und privates ineinander spiegeln, diskursives und poetisches. ich sagen und ich meinen. wir sagen und auf wir hoffen. landschaften lieben, sie beklagen: autobahnen und feldwege, tiere ohne pelz. kapitalismus nicht kapieren. apokalypsen besingen mit kalauern. das surreale schimmern von bürogebäuden, die offenen poren eines bahnhofs. flecken, wasserzeichen auf der haut. gelesen werden können. anders gelesen werden können. muster, analogien und auflösungen. rauschen, flüstern und gebrüll. blaues licht, nachts, aus einem schwimmbecken. Alexander Gumz
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Hersteller:
kookbooks Daniela Seel
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Autorenportrait
Alexander Gumz, geboren 1974 in Berlin, wo er auch lebt, studierte Germanistik und Philosophie. Redakteur und Literaturveranstalter bei KOOK e.V. und für das poesiefestival berlin. Mitherausgeber mehrerer internationaler Anthologien. Veröffentlichte Gedichte und Nachdichtungen in Zeitschriften und Anthologien, darunter "Lyrik von Jetzt", DuMont 2003, Jahrbuch der Lyrik (2008, 2009, 2011, 2013, 2015), "Rock Lyrik", dtv 2011, "Der venezianische Traum", Schöffling & Co. 2015, "all dies hier, Majestät, ist deins. Lyrik im Anthropozän", kookbooks 2016, Die Zeit, die horen, Neue Rundschau, Wespennest, Das Magazin, SCHALL, randnummer, STILL, Edit und Akzente. Sein erster Gedichtband, "ausrücken mit modellen", erschien 2011 bei kookbooks. 2013 folgte "45sec", Gedichte zu Fotos von Michael Mieß, bei SuKuLTur, Berlin, und 2015 "verschwörungscartoons. New-York-Flarf-Gedichte", in der parasitenpresse, Köln. Ausgewählte Gedichte wurden ins Englische, Italienische, Polnische, Spanische, Slowakische, Persische und Hebräische übersetzt. Wiener Werkstattpreis für Lyrik 2002. Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg 2012. Stipendiat der Villa Decius in Krakau, Polen, 2007, des Berliner Kultursenats 2010, der Deutschen Akademie Rom in der Casa Baldi, Italien, 2013 und der Villa Aurora, Los Angeles, 2016.
Rezension
„Alexander Gumz ist das, was man braucht, wenn man in dieser besonderen Stimmung eines langen Sonntags nach dem einen Buch sucht: In der ironischen Melancholie dieses empathischen Lyrikers wird uns die Gegenwart frappierend erkennbar. – Und wir mittendrin in der verrückten Beleuchtung einer schlichten, hoch sensiblen Sprachkunst.“ – Antje Rávic Strubel
„In jedem in seiner Nüchternheit oft geheimnisvoll wirkenden Bilder ist das Gesamte aufgehoben, und das kommt einem nie wie ein forcierter Akt der Zersplitterung vor, sondern mehr wie eine natürliche Konzentration auf das Wesen des Gedichts. ‚unsere sorgen sind bekloppte interieurs‘, heißt es in ‚kühle entwicklungen‘, und viel genauer lässt sich die Befindlichkeit der heute 30- bis 40-Jährigen kaum fassen.“ – Ulrich Rüdenauer, DIE ZEIT online
„Die Gedichte (…) zeichnen sich durch überraschende Perspektivwechsel, unprätentiöse Benennungslust und nicht zuletzt einen weiten Bildungshorizont aus. Im Titelgedicht (…) etwa wird das Motiv von Watteaus Einschiffung nach Kythera Anlass, Altvertrautes neu und rätselhaft zu sehen. (…) Mit großer Sprachlust im Gepäck bereiten Gumz’ Gedichte ‚galante festivitäten wie zum beispiel das ausrücken / nach unerreichbar nahen inseln.‘“
– Denis Scheck, Deutschlandfunk
Leseprobe
hintergrundrauschen frische schrittfolgen: lob hier, sternenstaub da. liveschaltung in die schichten der erde. wir kippen schnaps nach verstandener arbeit. im osten stellwände, aus jahrhunderten gezogen. widerspruch regt sich: gemurmel, anfangs kaum zu hören. wie viele strategien muss ich erfinden für die verhinderung von vaterland? einer, der sonst nie was sagt, lehnt an meinem gartenzaun. neben ihm beginnt wald, leuchtend und kühl, drehen sich kompasse im kreis. danach die einschläge langsam tickt sie, zieht sich an ihren nägeln in die höhe. ihre umgebung spricht mit ihr: einschläge auf der haut. abrollen, herz vorführen. und wischen, wischen, damit alles glaubhafte verschwindet. eine ins bild gestreckte macht. sie spuckt aus, lässt sich auf die füße fallen, faust zum himmel: fickt euch. ich kann fliegen, dreh meinen antrieb zur finsteren seite. solche sätze sitzen ihr im nacken, als gewehr. sie spult sich vorwärts, symmetrisches signal. nichts attackiert ihre bewegungen. kein marsch, kein tango. ein moskito voller fell ist sie. dreimal angeschossen, null mal tot. besser ihr ein glas hinhalten als landesliebe zu begehen. dieser unsinn kommt mit jaulen. sie zeigt ihm, wie man insekten richtig simuliert. ihr panzer zischt. zum abschied schraubt sie sich zusammen, eine ordnung, atemlos.