Beschreibung
Eine qualifizierte Assistenz für Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung ist der Schlüssel zur Teilhabe dieses Personenkreises am gesellschaftlichen Leben. Ein möglichst barrierefreier Zugang zu Information, Kommunikation und Mobilität wird durch die Taubblinden-Assistenz sichergestellt. Sie trägt einen wesentlichen Teil zum selbstbestimmten und Sinn erfüllten Leben von Menschen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung in einer hörend-sehenden Gemeinschaft dar.
Assistenz für Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung wird in Deutschland noch nicht lange explizit in den Fokus genommen. In der Folge sind auch Qualifizierungsangebote kein Schwerpunktthema, trotz dass die Einführung eines Merkzeichens „taubblind/hörsehbehindert“ im Schwerbehindertenausweis wiederholt politisch thematisiert wurde. Erste Angebote in der Qualifizierung von Taubblinden-Assistenten haben in Deutschland 2007 begonnen. Seit 2012 gibt es ein Qualifikationsprofil für Taubblinden-Assistentinnen und –Assistenten des Gemeinsamen Fachausschusses Hörsehbehindert/Taubblind (GFTB), an dem sich die Qualifizierungsinstitute orientieren. Zwischenzeitlich gibt es fünf Anbieter für Qualifizierungen in Deutschland: Das Deutsche Taubblindenwerk Hannover, die Diakademie Moritzburg, GIB Nürnberg, die stiftung st. franziskus heiligenbronn und das TBA-Projekt Recklinghausen.
Damit diese Anbieter für einen Konsens an Inhalten stehen sowie diesen auch lehren können und die Qualifizierungsteilnehmer Zugang zum Wissenskanon haben, ist dieses Lehrbuch Taubblinden-Assistenz entstanden. Es ist das erste deutschsprachige Werk, das sich der Thematik Taubblinden-Assistenz widmet und das in den Qualifizierungsinstituten gelehrte Wissen kompakt darstellt. Es beschreibt insbesondere Inhalte zu Grundlagen im Kontext von Taubblindheit/Hörsehbehinderung, Kommunikation sowie Information, Rehabilitation, Recht, Psychologie, das Assistenten-Selbstverständnis und stellt dies anschaulich anhand von praktischen Beispielen dar.
Rezension
HörPäd 2/2016
Lehrbuch und informativer Ratgeber
Arbeitsgemeinschaft der TBA-Qualifizierungsinstitute (AGTI) – Herausgeberteam: Andrea Wanka, Hildegard Bruns, Almuth Kolb, Claudia Preißner, Annika Olschok: Taubblinden-Assistenz – Ein Lehrbuch. Median-Verlag, 2016, 280 Seiten, 87 Abbildungen, kartoniert, € 34,00. ISBN 978-3-941146-61-7, E-Book-Ausgabe: ISBN 978-3-941146-67-9.
Wer noch vor wenigen Jahren zum Thema „Taubblindheit“ recherchierte, stieß recht schnell auf Grenzen. Dünn sah es aus und wenn überhaupt vorhanden, beschränkten sich die Ergebnisse oft auf fremdsprachige Werke oder aus dem Englischen übersetzte Literatur. Ein Großteil dieser Schriften bestand zudem aus in geringer Auflage veröffentlichten Erfahrungsberichten, Romanen oder wissenschaftlichen Arbeiten, wie Promotionen, Masterarbeiten und ähnlichem. Ratgeber und Lehr- und Fachbücher fehlten fast vollständig.
Viel hat sich mittlerweile bewegt, und das vorliegende Lehrbuch „Taubblinden-Assistenz“ ergänzt nun eine Folge mehrerer deutschsprachiger Fachbücher und Ratgeber zum Thema Taubblindheit/Hörsehbehinderung, welche in den letzten wenig zurückliegenden Jahren veröffentlicht wurden.
Das Buch versteht sich als Lehrbuch und Qualifizierungsmaterial für angehende Taubblinden-Assistenten und wurde von einem interdisziplinären Team aus Wissenschaft und Praxis herausgegeben. Dies tut dem Buch sehr gut. Nach einer kurzen und gut verständlichen Grundlagenvermittlung folgt schnell die Anleitung zu konkreten und praktischen Handlungsstrategien zur Unterstützung taubblinder/hörsehbehinderter Menschen.
Klar, übersichtlich und informativ werden von selbstbetroffenen Menschen und anderen fachkompetenten Autoren aus Wissenschaft und Praxis Grundlagen, die im Kontext von Taubblindheit/Hörsehbehinderung, Kommunikation, Information, Rehabilitation, Recht, Psychologie und das Assistenten-Selbstverständnis stehen, vermittelt.
Das Buch schließt mit einer sehr umfangreichen und regional unabhängigen Zusammenstellung von Kontakten, Adressen, Institutionen und Einrichtungen ab.
Das aufmerksame lesen des Autorenteils, offenbart die eigentliche Qualität und Leistung dieses Buches. Interdisziplinär, institutsunabhängig, praxiserfahren, selbstbetroffen, deutschlandweit und international gut vernetzt wurde dieses Werk verfasst.
Fazit: Ein lesenswertes Buch, nicht nur für die Ausbildung, sondern auch als erster informativer Ratgeber für alle, die Menschen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung in Familie, Beruf, Freizeit und Schule begleiten und unterstützen.
Torsten Burkhardt (Potsdam)
Inhalt
Vorstellung des Herausgeber-Teams (AGTI)
Vorwort
Einleitung
Grundlagen Taubblindheit/Hörsehbehinderung
Medizinisches
Funktionsweise Auge (Ines Hübschmann)
Funktionsweise Ohr (Dr. Oliver Rien)
Facetten von Taubblindheit/Hörsehbehinderung – angeboren, erworben, altersbedingt (Andrea Wanka)
Sozialisation taubblinder Menschen (Susanne Günther-Wick)
Lebenssituation taubblinder Menschen (Susanne Günther-Wick)
Menschen mit angeborener Taubblindheit/Hörsehbehinderung - oft vergessen, doch auch auf Taubblindenassistenz angewiesen (Andrea Wanka)
Grundlagen Kommunikation und Information
Kommunikation von und mit Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung (Andrea Wanka, Margherita Hepp)
Vermittlung visueller Informationen in taktiler Gebärdensprache und in Kleinraumgebärden (Uwe Zelle)
Grundlagen Rehabilitation
Rehabilitation (Karlheinz Jacobs)
Rehabilitationsunterricht für taubblinde Menschen. Orientierung und Mobilität. LPF (Karen Finke)
Taubblinde Menschen sicher führen (Karen Finke)
Hilfsmittel
Sinnesspezifische Hilfsmittel im Überblick (Irene Kurock)
Erfahrungen mit Hilfsmitteln (Sven Fiedler)
Recht (Tanja Rudnik)
Psychologie - Psychische und psychosoziale Folgen von Taubblindheit (Kerstin Rießbeck, Heike Klier)
Assistentenselbstverständnis (Marja Hummert)
Was bedeutet Assistenz / Taubblindenassistenz? – Weg zur Selbstbestimmung und Teilhabe
Einblick in die Praxis (Fallbeispiele) (Judith Willekens)
Kontakte, Adressen, Institutionen, Einrichtungen (Hille Bruns und Claudia Preißner)
Anhang
Literaturempfehlungen/weiterführende Literatur (Annika Olschok)