Autorenportrait
Thomas Schumacher, Dr. phil. Dr. theol, Autor zahlreicher Literatur im Bereich "theologischer Überblick" sowie "Denken im Glauben"
Rezension
Eine tragfähige Antwort auf die Frage nach dem PriesterseinWer sich für das Amt in der Kirche interessiert, z.B. weil er selbst Träger dieses Amtes ist oder etwa als Religionslehrer Adressat für die Fragen der Menschen ist, findet im neuesten Buch von Schumacher eine Stütze. Dies ist eine angenehme Überraschung in unserer untheologisch geworden Zeit, wiederholen Priesterjahr und Priesterbücher doch meist nur die gewohnten vordergründigen Antworten und unterstreichen so in trauriger Weise, wie ernst es um die Kirchen- und Glaubenskrise sogar in den eigenen Reihen bestellt ist. Ganz anders dieses Buch.Der sehr ausführliche und überaus interessante historische Teil zeichnet im Detail die verwinkelten Entwicklungslinien nach, die zur Ausprägung des Amtes in der Kirche geführt haben, wie es heute begegnet. Auch dem versierten Leser bieten sich Aha-Erlebnisse besonderer Art. Zumal wird deutlich, wie sehr die heutige Diskussion vielfach noch immer den vorkonziliaren Paradigmen verhaftet ist. Schumacher entlarvt die Engführungen, indem er den Blick vom „Priester“ auf das sakramentale „Amt“ weitet und das Dogma im Spannungsfeld zu seinen geschichtlich bedingten Verständnisweisen gut nachvollziehbar zur Darstellung bringt.Ein interessanter Schwerpunkt von vier der insgesamt zwölf Kapitel widmet sich dem theologisch begründeten Paradigmenwechsel, der sich zwischen der Zeit der Pius-Päpste und der (nach)konziliaren Theologie vollzogen hat. Hierzu gehören die Erneuerungsbewegungen des 20. Jhd. ebenso wie die Entstehungsgeschichte von Lumen Gentium und ein Überblick über die nachkonziliare Amtstheologie exemplarisch bei Rahner, Ratzinger, Kasper, Hemmerle, Schillebeeckx und Boff.Schließlich bringt Schumacher in den letzten drei Kapiteln theologisch auf den Punkt, was das Amt überhaupt „ist“. Die Gründung des Amtes in Person und Sendung Jesu Christi (1.), die Konstitution des Amtes im Geist (2.) und die Kirche als das originäre Bezugssystem des Amtes (3.) stellen die drei Dimensionen dar, in denen nur zusammen das Amt überhaupt zu verstehen ist. Setzt man jedoch Akzente und verkürzt so die Wahrheit, wie heute gang und gäbe, gerät das ganze Amtsverständnis in Schieflage. Genau hierin ist die gegenwärtige Amtskrise begründet.Fazit: Eine sehr differenzierte Darstellung der Geschichte und der Theologie des Amtes mit viel Tiefgang, überaus informativ und in keiner Weise tendenziös. Gerade auch für Religionslehrer dürfte interessant sein, wie so viele Zusammenhänge deutlich und nachvollziehbar werden. Man wird in die Lage versetzt, die gängigen Positionen einzuordnen und erklären zu können und schließlich: in der Sache überzeugend Rede und Antwort zu stehen.Rezension erschienen in: engagement 4/2010 299-300
Leseprobe
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Inhalt
Aus dem Inhalt:
Wurzeln des Amtes im 1. Jhd.
Profilierung fester Gemeindedienste
Nebeneinander unterschiedlicher Organisationsformen im 2. Jhd.
Entfaltung des Amtes unter den
Gegebenheiten des Römischen Reiches
Vereigenständigung des presbyteralen Dienstes
Ausprägung des Amtes im abendländischen Mittelalter (Feudalismus, Scholastik)
Das Amt in der Sicht von Reformation
und Gegenreformation
Sazerdotal-pastorale Normierung des Amtes
zwischen Trient und dem II. Vatikanum
Erneuerung des Kirchenverständnisses aus den Ursprüngen im Kontext des II. Vatikanischen Konzils
Erneuerung des Amtsverständnisses
im Kontext des erneuerten Kirchenverständnisses
Theologie des Amtes nach dem
II. Vatikanischen Konzil
Der oikonomisch-eschatologische Kontext
für die theologische Bestimmung des Amtes
Theologische Begründung des Amtes
in dreifacher Perspektive:
kyrial, pneumatisch, ekklesial
Das spezifische Profil des Amtes
Volk Gottes und ministeriales Amt
Das eine Amt und die vielen Diener
Person und Amt