Beschreibung
"Fritz Bremer beschreibt zwar auch den Wahnsinn des Jakob van Hoddis und seine herben Ausdrucksformen, aber er ist weit davon entfernt, dem, wofür van Hoddis einsteht, durch irgendwelche diagnostischen Kategorien den poetischen Lebenshauch zu nehmen. Fritz Bremer ist keiner, der einer glatten Rationalität traut. Viel näher als den Kategorien der psychiatrischen Wissenschaft scheint er dem Selbstverständnis des Dichters selbst." - Renate Schernus, Sozialpsychiatrische Informationen ",Entarteter Künstler, Jude und "Irrenhäusler': Jakob van Hoddis, frühvollendeter Lyriker des Frühexpressionismus mit teils prophetisch-visionären und schwermütigen, teils sarkastisch-ironischen Gedichten. Über ihn hat Fritz Bremer. eine Biographie mit nichts beschönigender Faktentreue vorgelegt. Die Lücken zwischen den sorgfältig zitierten Dokumenten (Briefen, Aufnahmebefunden und Krankenakten) hat er mit seiner literarischen Vorstellungskraft ausgefüllt, wobei man ihm neben Behutsamkeit intime Kenntnis psychotischer Menschen und großes literarisches Geschick zuerkennen muß." Leo Navratil, Die Presse, Wien, Februar 1997 "Bremers Biographie fragt, ohne es je auszusprechen: Wie würde uns jemand wie Hoddis heute begegnen?" - Irene Stratenwerth, Die ZEIT, 1997 "Literarisches Vorbild der mit unaufdringlicher Sympathie für den verwirrten Lyriker geschriebenen Erzählung dürfte die berühmte Lenz-Novelle sein. Nicht nur die Büchnersche Technik der involvierenden Perspektive, der sich Bremer hier bedient, mehr noch die Fakten der Lebens- und Krankengeschichte van Hoddis selbst. lassen immer auch an die Erzählung vom unglücklichen Dichter des Sturm und Drang, Jakob Michael Reinhold Lenz, denken." - Konkret, Juli 1997
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Autorenportrait
Fritz Bremer, Sonderschullehrer, Diplompädagoge, Autor. 1974 -Mitbegründer der "Literarischen Werkstatt Kiel" und der Zeitschrift "Bahnhofsgesang". 1984 - Mitbegründer der Zeitschrift "Brückenschlag - Sozialpsychiatrie, Literatur, Kunst" und später des PARANUS-Verlages. Herausgeber von Büchern zu sozialpsychiatrischen Themen, Autor diverser Fachaufsätze und literarischer Texte. Die Erzählung "In allen Lüften hallt es wie Geschrei - Jakob van Hoddis - Fragmente einer Biographie" erschien erstmals 1996. 2016 erschien "Wirklichkeit ist ein seltsames Wort", Gedichte, 2018 "eilt nicht mit dem Schauen", Gedichte 1977 - 2017
Rezension
Sich aus Fragmenten Vorstellungen einer Lebensgeschichte zu machen und Bruchstücke so zusammenzusetzen, dass eine Person lebendig wird, bedeutet, sich auf Spurensuche zu begeben und einzelne Mosaiksteine auf sich wirken zu lassen, einen Bogen zu spannen und sich auf Zusammengetragenes einzulassen. Durch das Zusammenstellen von Briefen, Dokumenten und Krankenhausunterlagen sowie durch seine literarischen Vorstellungen hat Fritz Bremer Leben und Selbstverständnis von Jakob van Hoddis (Hans Davidsohn) festgehalten.
- Hilde Schädle-Deininger, Psychiatrische Pflege 9/3 2024
Fritz Bremer beschreibt zwar auch den Wahnsinn des Jakob van Hoddis und seine herben Ausdrucksformen, aber er ist weit davon entfernt, dem, wofür van Hoddis einsteht, durch irgendwelche diagnostischen Kategorien den poetischen Lebenshauch zu nehmen. Fritz Bremer ist keiner, der einer glatten Rationalität traut. Viel näher als den Kategorien der psychiatrischen Wissenschaft scheint er dem Selbstverständnis des Dichters selbst.
– Renate Schernus, Sozialpsychiatrische Informationen
Entarteter Künstler, Jude und „Irrenhäusler‘: Jakob van Hoddis, frühvollendeter Lyriker des Frühexpressionismus mit teils prophetisch-visionären und schwermütigen, teils sarkastisch-ironischen Gedichten. Über ihn hat Fritz Bremer … eine Biographie mit nichts beschönigender Faktentreue vorgelegt. Die Lücken zwischen den sorgfältig zitierten Dokumenten (Briefen, Aufnahmebefunden und Krankenakten) hat er mit seiner literarischen Vorstellungskraft ausgefüllt, wobei man ihm neben Behutsamkeit intime Kenntnis psychotischer Menschen und großes literarisches Geschick zuerkennen muß.
– Leo Navratil, Die Presse Wien Februar 1997
Bremers Biographie fragt, ohne es je auszusprechen: Wie würde uns jemand wie Hoddis heute begegnen?
– Irene Stratenwerth, Die Zeit 1997
Literarisches Vorbild der mit unaufdringlicher Sympathie für den verwirrten Lyriker geschriebenen Erzählung dürfte die berühmte Lenz-Novelle sein. Nicht nur die Büchnersche Technik der involvierenden Perspektive, der sich Bremer hier bedient, mehr noch die Fakten der Lebens- und Krankengeschichte van Hoddis selbst … lassen immer auch an die Erzählung vom unglücklichen Dichter des Sturm und Drang, Jakob Michael Reinhold Lenz, denken.
– Konkret Juli 1997
In einer ganz ruhigen Sprache ohne Pathos wird der künstlerisch so begabte und psychisch so labile Dichter wieder lebendig, irgendwo zwischen historischer Realität und literarischer Fiktion und irgendwo zwischen Kunst und psychischer Krankheit. […] Diese literarische Annäherung von Fritz Bremer aber ist selbst ein wunderbares Stück Literatur, das ich zur Lektüre wärmstens empfehle.
– Andreas Manteufel, Zeitschrift für systmatische Therapie und Beratung März 2021
Wie nähert man sich dem Leben eines aus der sogenannten Normalität Verrückten? Wie erzählt man seine Geschichte? Fritz Bremer hat das auf eine besondere Weise getan, und ihm ist eine Annäherung an den Dichter van Hoddis gelungen, die den Leser in die Geistes- und Seelenwelteines psychisch erkrankten Menschen führt und Anteil nehmen lässt.
– Jochen Missfeldt, SHZ
Es ist diese Dialektik, das Fragmentarische, der Mut zu den Brüchen und die Neugier und Empathie für den Menschen, Dichter und Psychiatriepatienten Jakob van Hoddis, die dieses Buch so inspirierend und zeitlos macht.
– Thomas R. Müller (soziale psychiatrie, 45. Jahrgang) März 2021
Das Buch führt direkt in unsere Gegenwart. Das macht es so verstörend aktuell.
– Christiane Baumann
Leseprobe
Als Baumgardt am folgenden Tag die Dachkammer betrat, saß Hoddis lächelnd über großen Blättern und schrieb. Ein Blick auf das Papier erfüllte Baumgardt mit Schauder. Er sah lange Zahlenreihen, versprengt zwischen den Ziffern einige Wörter. Er erkannte "Freund" und "Gedicht" und "Wut" und "Die Drei oder die Sieben". Hoddis teilte ihm mit, das hier sei Spitzenmathematik, er würde nahe daran sein, die Rätsel des Lebens, des Spiels und des vollkommenen Gedichtes zu lösen. Mit dieser Methode bliebe auf Dauer nichts verborgen. Der Hund sei ein Hund und als Wesen unüberbietbar. Die Blume, die Schönheit der Blume in einer endgültigen Formel darzustellen, das sei ein wirkliches Glück. Und er fügte hinzu: "Es gibt dieses Leben, von dem manche behaupten, nur im Ungebundenen sei es erahnt. Es ist Schmerz - darüber hinaus, Baumgardt, Schmerz, der sinnvoll ist und hintreibt, wo weder Ahnung noch Zahl etwas hält. Aber bis dahin gilt es, sich durchzuarbeiten. Manchmal scheint mir, das Werk sei bald vollendet." Außerdem schreibe er an einem Stück mit dem Titel "Der Tod Georg Heyms". Er komme gut damit voran. Baumgardt nickte. Hoddis blinzelte ihm zu. Baumgardt ging im Zimmer auf und ab und wußte keinen Rat, und ihm war, als würde der Boden unter ihm schwanken.