Beschreibung
Für Wohlstandsgesellschaften ist ein Zuviel an Dingen und Informationen typisch. Innerhalb dieser Vielfalt auszuwählen, stellt eine alltägliche Herausforderung dar und kann als kulturelle Technik verstanden werden. Bei so genannten 'Messies' zeigen sich hier jedoch Überforderungserscheinungen. Die Menge der Dinge sowie deren Anordnung im Wohnraum führen oft zu Bewegungs- und Nutzungseinschränkungen und wirken sich nicht zuletzt auch auf die Zeitstruktur des Alltags und das soziale Umfeld aus. Die ethnographische Untersuchung beleuchtet historische und soziokulturelle Zusammenhänge, welche die Entstehung des 'Messie'-Phänomens ermöglichen. Der Hauptteil geht der kulturellen Befindlichkeit von 'Messies' nach: Wie finden sich die Betroffenen innerhalb gesellschaftlicher Anforderungen zurecht und wie wirken sich kollektive Vorstellungen von Ordnung/Unordnung, Gesundheit/ Krankheit sowie Normalitäts-konzepte auf ihre Alltagspraxen aus? Zahlreiche Interviewausschnitte bieten Einblicke in ein Phänomen der Alltagskultur, für das es (noch) keine medizinisch-psychologische Diagnose gibt. Im Vordergrund stehen individuelle Erklärungsansätze und Strategien zur Bewältigung des Alltags von 'Messies', der geprägt ist vom Wunsch nach Übersicht und Struktur.