Beschreibung
Rafik Schami erzählt die dramatische Geschichte der Liebe zwischen Farid Muschtak und Rana Schahin, die in Damaskus von Verfolgung und Mord bedroht wird. Er spannt einen weiten Bogen über ein Jahrhundert syrischer Geschichte, in dem Politik und Religionen ein Volk nicht zur Ruhe kommen lassen. Ein Roman von ungeheurer Wucht und zugleich eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt Damaskus.
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Autorenportrait
Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren und lebt seit 1971 in Deutschland. Sein umfangreiches Werk wurde in 33 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so u.a. mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Preis "Gegen Vergessen - Für Demokratie", dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis und der Carl-Zuckmayer-Medaille. Im Hanser Kinder- und Jugendbuch erschien u.a. Das ist kein Papagei (illustriert von Wolf Erlbruch, 1994), Die Sehnsucht der Schwalbe (2000), Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm (2003, illustriert von Ole Könnecke), Der Kameltreiber von Heidelberg (2006, illustriert von Henrike Wilson), Das Herz der Puppe (2012, illustriert von Kathrin Schärer), Meister Marios Geschichte (2013, illustriert von Anja Maria Eisen), Elisa oder Die Nacht der Wünsche (2019, illustriert von Gerda Raidt); im Erwachsenenprogramm des Verlages Die dunkle Seite der Liebe (Roman, 2004), Das Geheimnis des Kalligraphen (Roman, 2008), Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte (2011), Sophia oder Der Anfang aller Geschichten (Roman, 2015), Die geheime Mission des Kardinals (Roman, 2019) und Mein Sternzeichen ist der Regenbogen (2021).
Rezension
"Ein Meisterwerk. Ein Wunderding der Prosa, dessen Elemente gemischt sind aus Mythen und Mären, Fabeln, Legenden und einer wunderschönen Liebesromanze - fliegender Teppich von Sindbad und sehr reale Verwüstungen dieser Erde. Die Kunstfertigkeit, mit der Rafik Schami seinen Zauberteppich geknüpft hat, die dunkle Wolle von Blutrache, Stammesfehden und Familienzwist, durchschossen vom leuchtend schimmernden Silberfaden der Liebe, dabei ständig neue Figuren-Ensembles zusammenfügend zu Bildern ganz unvergesslicher Eindrücklichkeit: schlechterdings bewundernswert. Sein Atem, seine Kraft gehen nie aus. ... Versichern möchte ich die Leser: Sie werden eine Schehezerade miterleben in blitzender Farbigkeit. Einen großen Liebesroman, der uns die spitzen Messer der Trauer nicht erspart. "Eine kleine Hoffnung erstarb in einer fernen Ecke seines Herzens" ist der letzte Satz. Ecce-Poeta." Fritz J. Raddatz, Die Zeit, 07.10.04
"Rafik Schami ist einer der besten deutschsprachigen Geschichtenerzähler - und diese Gabe macht seinen neuen Roman zu einer absolut unwiderstehlichen Familiensaga und zu einem mörderischen Krimi obendrein ... ein grandioser Roman." Brigitte, 15.09.04
"Ein opulentes Geschichten-Mosaik über ein Jahrhundert auf fast 900 Seiten." Cosima Lutz, Die Welt, 18.09.04
"Ein pralles, lebenssattes Opus Magnum! Einzigartig in der deutschsprachigen Literatur, denn Rafik Schami hat einen so fabulierfreudigen wie ironisch-distanzierten Ton gefunden, mit dem er auf all die Schrecknisse des Lebens in nachgerade fröhlicher Demut reagiert. ... Ein grandioses Buch - und eines der kühnsten, ergiebigsten und schönsten Welterfassungsprojekte der letzten Jahre." Florian Felix Weyh, DeutschlandRadio, 09.09.04
"Die Fremdheit der arabischen Welt wird in Schamis Roman sofort vertraut - auf 896 Seiten in 300 Geschichten zwischen Trauer und Schmunzeln, Krimi und Poesie." Süddeutsche Zeitung, 16.09.04"Eine Kaskade von Geschichten, die sich immer wieder flammend neu entzünden. Eine arabische Variante von Romeo und Julia mit einem glücklichen Ende, wunderbar leicht zu lesen. ... Ein modernes arabisches Sitten-Tableau, das die Distanz zum abendländischen Empfinden sinnlich werden lässt. Es ist zugleich die ungeheuere Liebeserklärung an Damaskus in seiner ostwestlichen Spannung, die vermutlich nur einem Exilierten gelingen konnte." Angelika Overath, Neue Zürcher Zeitung, 27./28.11.2004
"Rafik Schami führt den roten Faden seiner Erzählung so gekonnt durch die Kapitel hindurch, lässt ihn Schauplätze, Zeiten und Personen auf immer neue Weise zusammenführen, dass die Geschichte Syriens vom Ende des Osmanischen Reichs bis in die 1970er Jahre darin ebenso meisterhaft eingefangen und eingesponnen ist wie die seiner Protagonisten. ... Rafik Schamis Roman ist ein Fest für die Einbildungskraft, eine eher gottlose Komödie und ein großes tragisches Epos." Ulrich Baron, Süddeutsche Zeitung, 06.10.04
"Ein bunter Bilderbogen der syrischen Gesellschaft, manchmal schön, manchmal grausam. ... Geschickt verwebt Rafik Schami Humor und Tragik und will vor allem eines: seinen Leser auf kluge Weise unterhalten. ... Ein wahrhaft großer Roman, ein Buch, das den Leser über fast eintausend Seiten hinweg in seinen Bann zu ziehen vermag." Irene Binal, ORF, 03.10.04
"Schami verknüpft wie bei einem meisterhaft gewebten Teppich Politik, Liebesdramen, Familiengeschichte, Realität und Fiktion. Entstanden ist ein buntes orientalisch exotisches Werk voller Gefühl, Poesie und Dramatik." Margarete von Schwarzkopf, NDR 1, 12.10.04
"Eine arabische Variante von Romeo und Julia mit einem glücklichen Ende, wunderbar leicht zu lesen." Angelika Overath, WDR 3, 05.10.04
Leseprobe
Ein warmer Wind fegte von Süden über die Ibn-Assaker-Straße. Der Tag hatte seine graue Maske noch nicht abgestreift. Hinter der Altstadtmauer erwachte Damaskus unwillig wie ein verwöhntes Mädchen. Die ersten Busse und kleinen Transporter fuhren mit höllischem Lärm über die lange Straße. Sie transportierten Hilfsarbeiter aus den umliegenden Dörfern zu den vielen Baustellen im neuen Stadtviertel. Einer der Bauarbeiter, ein Mann von kleiner Statur, lief am Straßenrand auf und ab, von Bab Kisan, dem Eingang der Buloskapelle, ein Stück Richtung Osttor und wieder zurück. Er wartete auf seinen Bus. In der linken Hand trug er wie alle Arbeiter aus dem bäuerlichen Umland sein Proviantbündel aus verblichenem blauem Stoff. Mit der rechten gestikulierte er heftig, als ob er auf einen unsichtbaren Gesprächspartner einreden würde. Die Schleife, die er ging, wurde immer länger, als wünschte er, dass der Bus bei der nächsten Kehrtwende auftauchte. Gerade als die Sonne die oberste Kante der alten Stadtmauer golden erleuchtete, drehte er sich wieder um. Dabei richtete er die Augen kurz nach Süden. Sein Blick fiel auf den großen Korb, der über dem Eingang der Buloskapelle hing, dem Ort, wo der Legende nach der geläuterte Kirchengründer Bulos nach seinem Damaskus-Erlebnis in einem Korb seinen Häschern über die Mauer entkam. Aus dem immer noch im Schatten hängenden Korb reckte sich eine Hand, als gehörte sie einem Ertrinkenden. Noch im selben Moment wusste der Bauarbeiter, dass der Mann, dem diese Hand gehörte, tot war. Auf einmal wurde ihm alles andere gleichgültig: der Bus, die Fliesen, die er auf seinem Rücken drei Treppen hoch schleppen musste, und sogar der Streit mit seinem geizigen Meister. »Da ist ein Toter im Korb!«, schrie er vor Aufregung, und als endlich ein Polizist vorbeikam, der verschlafen zu seinem Revier am Osttor radelte, wandte er sich so heftig an ihn, dass der beleibte Beamte nur mühsam das Gleichgewicht hielt. Entsetzen überzog das Gesicht des Polizisten, als der kleine Mann wie von Sinnen an seiner Lenkstange rüttelte und unentwegt wiederholte: »Ein Toter! Ein Toter!« Ein Verrückter, dachte der Polizist. Widerwillig wandte er den Blick zu der Stelle, auf die der Arbeiter ständig deutete, und sah den inzwischen ganz ins Morgenlicht getauchten großen Korb. »Was für ein Toter? Sind Sie verrückt geworden? Lassen Sie mein Rad los!« Er hatte in seinen dreißig Dienstjahren überall Tote gesehen: im Bett, im Kanal und sogar erhängt auf einer Toilette, aber noch nie in einem Korb über der Stadtmauer. »Beruhigen Sie sich!«, versuchte er auf den Mann einzureden. »Da ist kein Toter. Die Christen feiern nur die Erinnerung an ihren Apostel Bulos, der hier an dieser Stelle floh.« Und er beäugte noch einmal den Korb, der schon seit Wochen über dem Tor hing. Doch statt in den Bus einzusteigen, der endlich kam, ereiferte sich der Bauarbeiter weiter. Er klammerte sich an das Fahrrad des Polizisten. »Und ich sage Ihnen, da liegt ein Toter drin«, brüllte er heiser. Der Busfahrer, der neugierig geworden war, schaltete den Motor ab und stieg aus dem Wagen. Ihm folgten mehrere Fahrgäste. Alle umringten den Polizisten und bestärkten ihren Kollegen in seiner Vermutung. Endlich lenkte der Polizist ein und versprach, die Kriminalpolizei zu verständigen, doch zugleich bestand er darauf, den Mann, der ihm den Morgen verdorben hatte, als Zeugen zu benennen. Er schrieb die Personalien auf und ermahnte ihn, sich jederzeit zur Verfügung zu halten. Dann radelte er weiter. Auch der Busfahrer setzte seine Fahrt gen Norden fort. Leseprobe
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