Beschreibung
Nach dem großen Erfolg von 'Sie kam aus Mariupol' begibt Natascha Wodin sich auf die Spurensuche nach ihrem Vater. Eine beeindruckende und schonungslose Rekonstruktion der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Abseits vom deutschen Städtchen lebt die Erzählerin beim Vater, unter Verschleppten und Entwurzelten. Dabei möchte sie so gern zu den Deutschen gehören und ihrer russischen Herkunft entkommen. Aber der seit je gefürchtete Vater sperrt sie ein. In einem Taftkleid der Mutter flieht sie in die Schutzlosigkeit der Straße. Irgendwo in diesem Dunkel, hinter all dem Schweigen, sucht sie den Schlüssel zum Verstehen. Eine ungeheuerliche Geschichte der Ort- und Obdachlosigkeiten, erzählt in Natascha Wodins klarer, sachlicher und doch von Emotion und Poesie getragener Sprache, die ihresgleichen sucht.
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Autorenportrait
Natascha Wodin, 1945 als Kind sowjetischer Zwangsarbeiter in Fürth/Bayern geboren, wuchs erst in deutschen DP-Lagern, dann, nach dem frühen Tod der Mutter, in einem katholischen Mädchenheim auf. Auf ihr Romandebüt "Die gläserne Stadt", das 1983 erschien, folgten etliche Veröffentlichungen, darunter die Romane "Nachtgeschwister" und "Irgendwo in diesem Dunkel". Ihr Werk wurde unter anderem mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Brüder-Grimm-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet, für "Sie kam aus Mariupol" wurde ihr der Alfred-Döblin-Preis, der Preis der Leipziger Buchmesse und der Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2019 verliehen. 2022 wurde sie mit dem Joseph-Breitbach-Preis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Natascha Wodin lebt in Berlin und Mecklenburg.
Rezension
"Irgendwo in diesem Dunkel" findet Wodin das gedemütigte Kind und sie zeigt, wie mühsam es sich emanzipierte. Das hat eine immense Wirkung, weil der Abstand zwischen der Kindheit und dem Erwachsenenleben der Autorin riesig ist. (...) Hier zeigt sich ihre Kunst.
Um mehr von ihrem Vater zu erfahren, muss Wodin von sich erzählen, erste Person Singular. Das gelingt berührend. (...) Mit bedrückender Lakonik erzählt sie von der scheinheilen Kittelschürzen-Welt der Nachkriegsjahre.
Das alles, samt der unglaublichen Geschichte ihrer Jugendjahre, erzählt Natascha Wodin in dieser klaren, undramatischen und unlarmoyanten Sprache, die schon in „Sie kam aus Mariupol“ in heftigem Kontrast zu den Erzählinhalten stand.
Mit dem Doppel der autobiografischen Bücher über ihre Eltern hat Natascha Wodin sich einen Platz in der vordersten Linie der deutschen Literatur erobert.
Die Balance zwischen persönlichem und sachlichem Ton gelingt Natascha Wodin grandios. (…) Der Roman kommt ganz ohne Metaphern aus, das Geschehen wird sparsam, aber äußerst wirkungsvoll geschildert. Gerade diese Strenge reißt den Leser mit.
Ein Buch, das die Schrecken und das Grauen des 20. Jahrhunderts in unsere Gegenwart transportiert – eine sehr beeindruckende Lektüre.
Wodin ist eine Meisterin des genauen Hinschauens (…) 'Irgendwo in diesem Dunkel' kommt mit ungeheurer Wucht daher und zieht den Leser in einen Sog, aus dem er erst nach der letzten Seite wieder auftaucht.
Beeindruckend, wie souverän die Autorin auf Pathos verzichtet, wie kühl und doch packend sie von ihren harten Teenagerjahren erzählt und dabei locker ein ganzes Jahrhundert aus der Frauenperspektive aufrollt.
Natascha Wodin hat ein weiteres ungeheuerliches Buch verfasst (...). Dass sie die Schweigespirale in ihrer Familie mit ihrem literarischen Schaffen durchbrochen hat, ist der Kern ihres Lebenswerks.
Der stille, zurückhaltende Triumph einer Autorin über die Traumata ihrer Biografie.
Ein noch viel intimeres Buch, das für sich stehen kann. (...) Sie klagt nicht an, sie schildert Geschichte anhand menschlicher Schicksale.
Wer wissen will, was Ausgrenzung für die Betroffenen konkret bedeutet, muss das neue Buch von Natascha Wodin lesen. (...) Dass die Siebzehnjährige doch noch ihren Weg aus der Obdachlosigkeit fand, (...) aus ihr später eine Dolmetscherin, Übersetzerin und schließlich eine großartige Schriftstellerin wurde, grenzt an ein Wunder. Zum Glück für ihre LeserInnen.
Eine sprachlich beeindruckende und
emotional bewegende Lektüre.
Ein hartes, aber kein bitteres Buch. (...) Es lässt mitleiden und mitfühlen und demonstriert, wie aus einem geplagten Menschenkind eine bedeutende Autorin werden kann. Das ist große, bemerkenswerte Literatur von einer beeindruckenden sprachlichen Kraft.
Schlagzeile
Natascha Wodin, nach dem großen Erfolg von 'Sie kam aus Mariupol', auf Spurensuche nach ihrem Vater. Eine beeindruckende und schonungslose Rekonstruktion der deutschen Nachkriegsgesellschaft.