Beschreibung
Als Theodor W. Adorno 1949 aus dem amerikanischen Exil nach Deutschland zurückkehrte, nahm er nicht nur seine Lehr- und Forschungstätigkeit an der Frankfurter Universität sowie am Institut für Sozialforschung wieder auf, sondern machte sich alsbald als öffentlicher Intellektueller einen Namen. Adornos beachtlicher Einfluss auf die Debatten der Nachkriegszeit verdankte sich auch seinen außeruniversitären Vorträgen, in denen er pointiert zu den verschiedensten gesellschaftlichen Entwicklungen Stellung nahm. Der Band versammelt 20 dieser Vorträge, die er zwischen 1949 und 1968 gehalten hat. Das Spektrum der Themen ist breit: Es geht um das Suchtpotential von Prousts Prosa und um die Kompositionstechnik von Richard Strauss, um Fragen des Städtebaus und der Pädagogik, um Aberglauben und Antisemitismus, um die autoritäre Persönlichkeit und den neuen Rechtsradikalismus. Ihren besonderen Reiz gewinnen die Vorträge aus ihrer freien Form: Sie wollen keine Traktate sein, sondern verstehen sich als Improvisationen, die zum eigenen Verstandesgebrauch anregen sollen. Oder wie Adorno selber sagt: 'Ich überlasse Ihnen das zum Weiterdenken.'
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Autorenportrait
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Rezension
»Die beiden ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik werden gemeinhin als grau und eng beschrieben. Doch welch intellektuelles Leben es gab, das machen die Vorträge Adornos deutlich, die er unermüdlich hielt. Dabei ist es nur eine Auswahl, die Michael Schwarz hier versammelt hat, aber von höchstem Anspruch – und zugleich, anders als Adornos Schreibstil, einfach, klar und verständlich.«
»Adornos Denken in unversöhnten Widersprüchen gilt als schwierig. In seinen gesammelten öffentlichen Vorträgen und Reden zeigt es sich verblüffend leichtfüßig als aktueller denn je.«
»Ein Meisterdenker betreibt öffentliche Aufklärung ... Seine Referate zeigen Adorno als Exponenten einer zweiten, intellektuellen Gründung der Bundesrepublik.«
»Adorno hat das neomarxistische Konzept der kritischen Theorie immer wieder auf zugängliche Art und Weise vorgestellt. ... Er wollte aufklären. Mit seiner Medienpräsenz stellte er alle anderen bekannten Denker jener Zeit in den Schatten.«
»... An dieser Stelle kann nicht verheimlicht werden, dass den Rezensenten doch immer häufiger die Wehmut beschlich: Welches Reflexionsniveau erlaubte sich ein Intellektueller ohne Angst vor dem Vorwurf des Elitären!«
»Es ist ein intellektueller Genuss, diese Vorträge zu lesen.«
»Erstaunlich und traurig zugleich, wie sehr fast alles Dringlichkeit bis heute bewahrt hat. Ein Fundus daher, der noch lange Zeit denkenden Köpfen Argumente und Trost liefern wird.«
»Doch man muss hier keine Angst vor knochentrockenem Dozieren haben. Gewiss, Adorno (1903-1969) bewegt sich stets auf beachtlichen theoretischen Höhen, doch hat er gerade in seinen öffentlichen Vorträgen auch spürbar versucht, auf sein jeweiliges Publikum einzugehen, zuweilen gar geradezu unterhaltsam an dessen Verstand zu appellieren.«
»Adorno war so weit musikalischer Künstler, dass er die Spannung zwischen ernsthafter Erkenntnis und ihrer formalen Darstellung jeweils in den beiden ihm lieb gewonnenen Sphären vice versa spiegelte. Als Musiker blieb er der mitteilende Philosoph und eben nicht nur Unterhalter – und als Philosoph bereitete er den Stoff ganz zur dramatischen Darstellung auf. Aus dieser Form der bestimmten Improvisation rührt möglicherweise das Glück, das auch auf die Lesenden abfärbt.«
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