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Wetten, dass du dich nicht traust?

Geschichten über Mut und Angst

Michaelis/Obrecht/Walder u a
cbj
Erschienen am 01.09.2008
5,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570219751
Sprache: Deutsch
Umfang: 160 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 18.3 x 12.5 cm
Lesealter: 9-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Kleine Geschichten für große Helden! Wer träumt nicht davon, einmal ein Superheld zu sein? Mutig, stark und tapfer? Doch was ist Mut überhaupt, fragt sich Nadine schließlich bei ihrer Mutprobe und Jonas wird ganz anders zumute, als er merkt, wie ängstlich auch Erwachsene sein können. Von kleinen Helden und großen Angsthasen, von Zivilcourage, Selbstüberwindung und Freundschaft handeln diese teils nachdenklichen, teils lustigen Geschichten. Mit Beiträgen von: Irma Krauß, Nina Schindler, Wolfram Hänel, Dagmar H. Mueller, Patricia Schröder, Bettina Obrecht, Antonia Michaelis, Sabine Kaufhold, Christine Fehér, Thomas Fuchs und Vanessa Walder. Muthaben ein spannendes Thema für Kinder Mit Originalbeiträgen namhafter Kinderbuchautoren Hervorragend als Schullektüre geeignet

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Autorenportrait

Lara Winter, 1976 geboren, studierte Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte und arbeitet heute als Museumsführerin und freischaffende Journalistin. Sie lebt mit ihrer Tochter und ihren Katzen auf dem Land in der Nähe von München.

Leseprobe

An einem Sonntag im letzten Sommer zog meine Cousine Kathrin zu uns. Bei ihr hatten die Ferien schon eine Woche früher angefangen. Mama sagte, ihre Eltern - also Tante Ida und mein Onkel Osbert -, die wären irgendwohin in den Urlaub gefahren, wo es für Kinder langweilig war. »Hier ist es auch langweilig für Kinder«, sagte ich. »Warum fahren wir nicht mal in die Türkei, mit Swimmingpool? Jonas war in der Türkei - mit Swimmingpool. Der kriegt immer die tollen Urlaube und ich krieg bloß eine Cousine Kathrin.« Kathrin hatte einen roten Koffer und sagte: »Hi Alex. Du siehst noch genauso aus wie bei Tante Adas Hochzeit.« »Ich bin zehn Zentimeter gewachsen!«, sagte ich. »Und meine Haare sind seit Neuestem blond und ich habe einen MP3-Player.« Das Kabel vom MP3-Player hing lässig aus meiner Hosentasche. Ohne ihn ging ich nirgendwohin. Kathrin trat ganz nah an mich heran und sah zu mir herauf. Sie war einen Kopf kleiner als ich. »Ach ja«, sagte sie schließlich und grinste, »hab ich wohl übersehen. Man kann dich sozusagen kaum noch wiedererkennen.« Dumme Kuh. Als ich sie zum Essen rufen sollte, flötete ich: »Triiiiinchen, Mittagessen ist fertig!« Damit sie sich über den Baby-Namen ärgerte. Aber als sie die Treppe herunterkam, lächelte sie und sagte: »Trinchen hört sich viel schöner an als Kathrin.« Am Montagnachmittag gingen wir ins Freibad. Jonas und Matthias kamen auch. »Das ist Trinchen«, sagte ich. »Meine kleine Cousine. Ich musste sie mitnehmen, weil ihre Eltern ohne sie in den Urlaub gefahren sind.« »Ich wollte gar nicht mit«, ergänzte Trinchen. »Da, wo die sind, ist es total öde.« »Na, dann kannst du ja mit uns vom Dreier springen«, sagte Jonas. Wir stellten uns oben in einer Reihe auf und sprangen - erst Jonas, dann Matthias, dann ich. Platsch! Platsch! Platsch! Als wir aus dem Becken krabbelten, stand Trinchen immer noch am Rand. »In welcher Klasse bist du denn?«, fragte Jonas. »In der Zweiten«, antwortete Trinchen. »Nach den Ferien in der Dritten.« »Dann musst du vom Dreier springen lernen«, erklärte Jonas. »Wenn man in der Dritten ist, muss man vom Dreier springen. Logisch.« Trinchen kletterte hinter uns die Leiter hoch. Als sie auf dem Brett stand, wurde sie blass. »Hm«, machte sie. »Schöne Aussicht von hier. Wer ist das am Zaun?« »Ach, das ist der Thomas aus unserer Klasse«, sagte ich. »Vorsicht!«, rief Jonas, nahm Anlauf und sprang. Matthias sprang ihm nach. Doch Trinchen schien das Schwimmbecken vergessen zu haben. »Warum kommt der nicht rein ins Freibad?«, fragte sie. »Der Thomas?« Ich zuckte die Schultern. »Woher soll ich das wissen? Vielleicht hat er kein Geld. Springst du jetzt oder nicht?« »Spring du zuerst!«, sagte Trinchen. Also sprang ich. Als ich auftauchte, sah ich, dass Trinchen die Treppe wieder runterkletterte. »So ein Angsthase!«, rief ich. Jonas lachte. »Mädchen sind immer Angsthasen.« »Springt ihr jetzt vom Fünfer?«, rief Trinchen. »Klar!«, sagte Jonas. Und dann sprangen wir vom Fünfer, obwohl wir das noch nie getan hatten. Mir wurde ganz flau im Magen. Aber ich schaffte es. Ich bin mutig. Als wir nach Hause fuhren, stand der Thomas nicht mehr am Zaun. »Heute geh ich mit in die Schule«, erklärte Trinchen am nächsten Morgen. »Zu Hause ist es langweilig.« Ich stöhnte. »Muss das sein? Wenn ich ein Mädchen mitbringe, lachen alle.« »Mir egal«, sagte Trinchen. Na toll. Mir war es aber nicht egal. Auf dem Schulweg stopfte ich mir die MP3-Stöpsel in die Ohren, damit ich nicht mit Trinchen reden musste. Als wir fast da waren, zog sie mich am Ärmel und zeigte auf die Hecke. Der Thomas lehnte gerade sein Rad gegen die Hecke. »Pfft, der weiß nicht mal, wozu die Fahrradständer da sind!«, sagte ich. »Ist er dumm?«, fragte Trinchen. Ich überlegte. »Nee, nicht richtig. Ich glaube, seine Eltern erklären ihm nie etwas.« »Wieso?« »Och, du fragst Sachen! Die arbeiten von morgens bis abends, glaub ich. Auf einem Bauernhof bei anderen Leuten. Der Thomas hat noch sieben oder acht Geschwister. M Leseprobe