Beschreibung
Zu den bedeutenden kulturgeschichtlichen Leistungen gehören neben der Abendländischen und der Fernöstlichen Gartenkultur die in diesem Buch des Autors und Gartenhistorikers Jochen Wiede erstmals vorgestellte Orientalisch-Persische Gartenkultur, deren Wurzeln bis in die Gärten des Alten Ägypten reichen. Dem Autor gelingt es in seiner Gesamtsicht, die gartenspezifischen Besonderheiten einer epochenübergreifenden Zeitspanne von 3500 Jahren über die ägyptischen und persischen Großreiche seit dem Altertum nachzuzeichnen.
Dabei stellt er die Entwicklung der Gartenkultur in den Kontext der schrittweisen Islamisierung der persischen Reiche ab dem siebten Jahrhundert. Das reich bebilderte Buch kann als Nachschlagewerk und bei der Vorbereitung von Gartenreisen dienen. Es erleichtert dem Gartenliebhaber und Geschichtsinteressierten in übersichtlicher Art und Weise, sich diesem Thema anzunähern und eigene Vorstellungen eines Gartenparadieses auszuloten.
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Rezension
"Im Herbst sammelte ich alle meine Sorgen und vergrub sie in meinem Garten. Als der Frühling wiederkehrte, im April, um die Erde zu heiraten, da wuchsen in meinem Garten schöne Blumen." – Khalil Gibran
Preisträger des ITB BuchAwards 2021 (Internationale Tourismus-Börse) in der Kategorie "Das besondere Reisebuch"
Leseprobe
Von alters her hat Persien den Ruf eines Blumengartens, da vor allem im Frühling die kargen Flächen des Hochplateaus mit Blumen übersät sind. Umso erstaunlicher mutet es an, dass Blumen die Gärten, auch im heutigen Iran, nicht nachhaltig in ihrer Gestaltung beeinflussen konnten. Blumen sind dort bestenfalls Dekorationsmittel. Im Kunsthandwerk finden sich jedoch sehr viele Beispiele, wo sich Blumen im Zentrum von Darstellungen befinden. Trotz dieses blütenreichen Frühlingszaubers im Land spielten Blumen, etwa für die Sasanidenherrscher, eine eher untergeordnete Rolle. Das Volk hingegen wird dieses Frühlingserblühen sehr wohl zur Kenntnis genommen haben. Im Umfeld von Taq-e Bostan hat man eine Relieftafel zutage gefördert, die, mit einem Fries umrahmt, eine Art Lebensbaum symbolisiert. Ein ähnliches Relief mit zwei ineinander verschlungenen Pflanzen hat man in den Resten einer der Stadthäuser von Ktesiphon gefunden. Dies mag ein Hinweis darauf sein, dass eine mythische Vorstellung von Pflanzen und Natur im Bewusstsein des Volkes vorhanden war. Chronisten scheinen zu wissen, dass bereits bei den Sasaniden Blumen eine gewisse Rolle gespielt haben und zwar nicht nur als Stickereien auf königlichen Gewändern, als Votivgaben bei den Heiligtümern, sondern ganz profan bei Festlichkeiten. Das Überbringen von guten Nachrichten im Volk wird mit Blumen in der Hand von Frauen oft symbolisch überhöht. Der Blumenstrauß in Anahitas Hand (Bild 21b) kann darauf hindeuten. Blumen hatten demnach eine besondere Rolle in Fragen der Etikette im Sasanidenvolk. Wir verstehen, dass dem Volk des winterrauen, sommerdürren Hochplateaus ein Lenz, der in solchem Festgewand seine bunten duftigen Wellen über Berg und Tal zieht, die Quelle jener herrlichen Frühlingspoesie werden musste, die wir bei sonst keinem Volk des Vorderen Orients finden (Erwin Gauba 1936, S. 20). Abgesehen von repetitiven floralen Stuckformen, die immer wieder auftauchen, sind Blumendarstellungen im Kunsthandwerk dieser Zeit nicht feststellbar. Das mag daran liegen, dass abseits von Etikette und Gebräuchen im Volk jegliche Ausdrucksform im königlichen Umfeld ausschließlich der Machtdarstellung des Herrschers zu dienen hatte. Als Robert Byron (1925-1941, Historiker, Kunstkritiker und Reise-Schriftsteller) in den 1930er Jahren Persien bereiste, entdeckte er im innersten Heiligtum der Jameh Moschee in Qazvin einen arabesken Fries aus dem Jahr 1113, der nachweislich aus der Seldschuken-Ära stammt. Das Besondere hier waren die sehr naturalistisch dargestellten Blütenformen wie etwa von Tulpen, Rosen, Iris, ähnlich wie solche Darstellungen vier Jahrhunderte später in osmanischer Zeit in den Porzellanmalereien von Iznik, ergänzt noch mit Nelken und Hyazinthen, auftreten. Die Ursachen dazu liegen in der Ausdehnung des seldschukischen Großreiches, das von der Levante und Anatolien bis über das persischen Kernland mit dem heutigen Iran und Irak reichte. Die Dynastie der Seldschuken, ein Turkvolk aus den Steppen des heutigen Usbekistan, nahm den sunnitischen Glauben an und herrschte bis 1186. Durch ihre Herkunft waren sie den Steppenblumen wie Tulpen, Hyazinthen und Iris und in Einzelfällen der Kaiserkrone besonders zugetan. Es war auch ein Seldschuke, der dem Druck der zerstörerischen Mongolen ausweichend, in Anatolien ein regionales Reich gründete, das zum Großreich der Osmanen führen sollte. Wie wichtig die Welt der Blumen für den Islam ist, zeigt sich in einem Spruch, der auf den Propheten Mohamed zurückgehen soll: Hätte ich zwei Laibe Brot, würde ich einen verkaufen und mir für den Erlös Hyazinthen erstehen, um damit meine Seele zu ernähren. Iran mit heute 82 Millionen Einwohnern ist das bevölkerungsreichste und nach seiner Fläche das zweitgrößte Land im Mittleren Orient. Heute nennt sich dieses Land Islamische Republik Iran. Es lässt sich klimatisch in drei Großregionen unterteilen, in eine humide Zone an den Küsten des Kaspischen Meeres, in die semiariden Gebiete und die Oasen westlich der Wüste Lut, sowie in eine vollaride Zone im Osten von ihr. Aus der Sicht kulturhistorischer Entwicklung bilden bestimmte Regionen unter wechselnden Dynastien einzelne baugeschichtliche Schwerpunkte, zu denen beispielsweise die Provinz Fars unter den Dynastien etwa der Achämeniden, der Sasaniden, der Safawiden und der Zand gehört.
Inhalt
Bemerkungen des Autors
Einleitung
Altertum und Antike
Das Neu-Assyrische Reich
Die Grabkapelle des Nebamun
Das Amarna-Projekt
Akhenatons Vision
Ägyptische Palast- und Tempelarchitektur
Paläste der Achämenidenkönige
Palastanlagen Pasargadae und Persepolis
Römisch-makedonische Einflüsse
Die Sasaniden
Beginn einer neueren Zeit
Iran – Ein Blumengarten
Wasser ist Leben
Das Islamische Schisma
Frühe islamische Palastgärten
Suche nach dem Paradies
Fliesen, Stilelemente der Architektur
Evolution des Islamischen Gartens
Persien und Rosen
Isfahan, die Schöne Stadt
Abbild der Welt
Teppich und Garten
Berühmte Teppiche und das Kunsthandwerk
Zwischen Hochkultur und Genozid
Timurs Erbe
Auflösung und Erneuerung des Islamischen Gartens
Neue Formen des Gartens
Babur und das Mogul-Reich
Barburs Lotos-Garten
Mogul-Gärten für die Toten
Das Taj Mahal
Gärten der Mogul- Festungen
Der letzte Mogul-Garten
Die Abbasiden, Bagdad und Samarra - ein Rückblick
Islamische Gärten heute
Ismaili und Aga Khan
Islamische Gärten neu interpretiert
Ein Nachwort
Anmerkungen
Zeitlinien wichtiger Reiche und Herrscher-Dynastien
Bedeutende Herrscher während der Entwicklung von Gärten:
Islamische Gärten der UNESCO Welterbe- Liste:
Literaturverzeichnis
Personen- und Sachregister
Bildnachweis
Schlagzeile
Preisträger des ITB BuchAwards 2021 (Internationale Tourismus-Börse) in der Kategorie "Das besondere Reisebuch"