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Pädagogische Wissenschaft in der DDR

Ideologieproduktion, Systemreflexion und Erziehungsforschung - Studien zu einem vernachlässigten Thema der Disziplingeschichte deutscher Pädagogik, Bildungsgeschichte. Forschung - Akzente - Perspektiven

Erschienen am 14.10.2022, 1. Auflage 2022
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783781525320
Sprache: Deutsch
Umfang: 628 S.

Beschreibung

Die Berliner Bildungshistoriker geben mit ihren Analysen erstmals eine historiographisch fundierte und systematisch grundierte Geschichte der Entwicklung und des Status der wissenschaftlichen Pädagogik der DDR. Sie wird nicht mehr allein ideologiepolitisch und -kritisch als Erfüllungsgehilfin der SED-Bildungspolitik interpretiert, sondern in ihrer eigenen Praxis als ein System differenter Wissensformen umfassend analysiert. Als wissenschaftliche Pädagogik hat sie sich von 1945 bis 1989 im konflikthaften Feld zwischen Wissenschaft und Politik, pädagogischer Praxis und erziehungswissenschaftlicher Forschung, zentralen Institutionen und individueller Arbeit zu einer Disziplin eigener Gestalt entwickelt, im Prozess zunehmend mehr auch nach ihrem Selbstverständnis eine forschende Disziplin in einem schwierigen und hoch politisierten Kontext. Bildungsgeschichte. Forschung Akzente Perspektiven

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Autorenportrait

Tenorth, Heinz-Elmar (geb. 1944), von 1979-1991 Prof. Goethe-Universität Frankfurt, von 1991-2011 Prof. für Historische Erziehungswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB), Arbeitsschwerpunkt: Geschichte und Theorie pädagogischen Wissens.

Inhalt

Vorwort ..........................................................................................................11 Teil I Thema, Analyseperspektiven, historischer Rahmen 1 Einleitung Wissenschaftliche Pädagogik und Erziehungsforschung in der DDR – die spannungsreiche Symbiose differenter Wissensformen. Thema und Analyseperspektiven, Aufbau und Thesen der Untersuchung ....17 2 Erziehungswissenschaft im Prozess Pädagogik und Erziehungswissenschaft in SBZ und DDR – eine historische Skizze ihrer Struktur und Geschichte im Kontext der deutschen Bildungsgeschichte .....................................................................35 Analyseprobleme – Erziehungswissenschaft nach 1945 – die Ausgangslage: Emigration, Remigration, personelle Neuordnung, Entkonfessionalisierung, institutionelle Ordnung, disziplinärer Ort, Dimensionen und Phasen der Neuordnung – sozial-kommunikative Infrastruktur und gesellschaftliche Funktion – Wissenschaftspraxis: Innovation, Politisierung, Stagnation, exemplarische Analysen: Jugendforschung, Geschichte der Pädagogik, Pädagogische Historiographie, Schule als Thema zwischen Forschung und Politik, Erziehungswissenschaft zwischen Erneuerung und Stagnation – Selbstverständnis und methodischer Anspruch der Pädagogik in der SBZ und DDR – Erziehungswissenschaft im Vereinigungsprozess Teil II Die Konstruktion der wissenschaftlichen Pädagogik: Akteure, Standardbild, Funktion und Wissenschaftspraxis 3 Konstruktionsprozesse – Verortung in der Tradition, eigene neue Ambition 3.1 Robert Alt – Die Konstruktion einer kommunistischen Biographie als Referenz ..........................................................................................83 Autobiographische Quellen – frühe Lebensbilder – Umgang mit dem Tabu der jüdischen Herkunft und der SPD-Mitgliedschaft – soziale Herkunft und Studium – Konzentrationslagerhaft – Fortschreibung statt Forschung und „Neubewertung“ 3.2 Robert Alt – Theorie als Referenz: vergessene, verschwiegene und verdrängte Ursprünge des marxistischen Erziehungsbegriffs bei Robert Alt ......................................................................................98 Alts Erziehungsbegriff – autobiographische Antworten – pädagogische Soziologie – soziologische Pädagogik – diskursive und biographische Konstellationen – Verdrängung geistiger Wurzeln 3.3 Heinrich Deiters – Eine sozialdemokratische Biografie: berufliche Ausgrenzung und erziehungswissenschaftliche Remigration ...............117 Ausgrenzung – „erziehungswissenschaftliche Emigration“ – „publizistische und disziplinäre Emigration“ – „bildungspolitische und erziehungswissenschaftliche Remigration“ 3.4 Robert Alt und Heinrich Deiters – Die Rolle der sozialistischen Pädagogik in Universität und Lehrerbildung von SBZ und DDR ......136 Beruflicher Neubeginn 1945 – universitäre Lehrerbildung – historisch-materialistische Erziehungswissenschaft – „marxistische“ und „historisch-materialistische“ Lehrerbildung – Verteidigung der Fakultät 4 Das Normalmodell wissenschaftlicher Pädagogik der DDR: akademische und politische Referenzen 4.1 Die Disziplinelite – Institutionen und Akteure, Karl-Heinz Günther und Gerhart Neuner, DPZI und APW: Historische Rolle und Selbstbeobachtung post festum ..........................................................153 Erste Ebene: Komposition: Umfang – Quellen – Zeit der Selbstreflexion – autobiographische Intention – Lebensumstände – Personen – Selbstbilder – zweite Ebene: Dissonanzen 4.2 Die Ambivalenz der Tradition – Eberhard Mannschatz und Makarenko. Exegetische Konstrukte als Theoriepotential .................................................................................171 „Tradition und Erbe“ – Eberhart Mannschatz: ein Exempel für Traditionsaneignung – Mannschatz, Makarenko und die Kollektiverziehung – politisch-pädagogische und akademische Adaption eines Klassikers: Traditionsaneignung als Konstruktion einer pädagogischen Dogmatik, Forschung statt Dogmatik, Thesen und Risiken alternativer Argumentation, „Umerziehung“ – „individualistische“ Verfehlung als Herausforderung – der Klassiker als Systematiker – Makarenko als Referenz für Theoriebildung – Konfrontative Erfahrungen – selektiv-apologetische Retrospektion: Mannschatz und seine pädagogisch-politischen Traditionskonstrukte nach 1990: 1989/90 als Herausforderung, Makarenko und die fortdauernde Geltung der Tradition, Jugendhilfe in der Kontroverse: Wandel und Selektivität der Wahrnehmung, Abwehr von Verantwortung, Theoriebildung nach Makarenko: semantische Transformation, Kontinuität des Grundgedankens – Ambivalenz der Traditionskonstruktion: ein Fazit 4.3 Pädagogik zwischen Eigenlogik und Politik: Pädagogik und Erziehungswissenschaft im Lichte und im Dienste der Staatssicherheit ...................................................230 DPZI und MfS 1949 bis 1970 – APW und Staatssicherheitsdienst 1970 bis 1990 – IM im Unruhestand 1989/90 4.4 Defizitkompensation: Operativ-materialistische Pädagogik des Staatssicherheitsdienstes ..............................................248 Grundsätze – materialistische Pädagogik und Psychologie – Eingriffe in das bewusstseinsverstimmende gesellschaftliche Sein – operativmaterialistische Pädagogik und sozialtechnische Manipulation: Vorbeugung als Erziehung, Vorbeugung – Zersetzung: Isolierung, Verunsicherung, Raum-Zeit-Manipulation, subtile Destruktion 5 Wissenschaftspraxis 5.1 Wegmarken pädagogischer Wissenschaftsgeschichte in der frühen DDR (1945-1953) .......................................................299 Von der Gemeinschafts- zur Kollektivpädagogik: quantitative und qualitative Befunde: Kritik, Substitution – der 17. Juni 1953 als erziehungswissenschaftliche Zäsur – Sowjetisierung: zur Entwicklung des Verhältnisses von „Sowjetpädagogik und pädagogischer Wissenschaft: die Adaption des sowjetpädagogischen Vorbilds 1947/48-1953, nach Stalins Tod und dem 17. Juni, vom Umkreis des Mauerbaus bis zur Mitte der 1980er Jahre, Sowjetpädagogik vs. Pädagogik in der Sowjetunion 5.2 Bildungssystemzentrierte Gegenstandskonstitution: Allgemeinbildungstheorie statt Allgemeiner Pädagogik ......................343 Robert Alts gesellschaftstheoretische Begründung der sozialen und demokratischen Schulreform – die Durchsetzung des funktionalen Erziehungsbegriffs – das Hochschullehrbuch Pädagogik – Allgemeinbildungstheorie anstatt Allgemeiner Pädagogik 5.3 Die Diskussion des Verhältnisses von Theorie und Praxis 1946-1989 ....................................................362 Erziehungsverhältnisse, Schulreform und erziehungswissenschaftliche Selbstverständigung 1946-1950 – das Theorie-Praxis-Verhältnis zwischen Parteilichkeit und Wissenschaftsanspruch während der sozialistischen Experimentierphase 1951-1959 – das Ende der Experimentierphase – „Marxismus-Leninismus“ und pädagogische Wissenschaft – zum Verhältnis von Theorie und Praxis im letzten Jahrzehnt der DDR Teil III Wissenschaftliche Pädagogik auf dem Weg zur Erziehungswissenschaft 6 Erziehungsforschung – historiographisch, empirisch, philosophisch 6.1 Die „Geschichte der Erziehung“ in ihrer 14. Auflage – Evaluationskonflikte im Wissenschaftssystem .....................................427 Vorgeschichte – die 14. Auflage: eine unendliche Geschichte – die externe Begutachtung – Resümee 6.2 Konstruktion und Anspruch Empirischer Erziehungsforschung in der DDR zwischen Theorie und Politik .........................................455 Kommunistische Erziehung: zum Umgang mit einem schwierigen Problem – die politische Vorgabe eines neuen Themas: Akzeptanz und Distanz in der Erziehungsforschung, Sequenzen der Arbeiten – Phasen der Themenfindung, Akteure innerhalb und außerhalb der Erziehungsforschung: Praktiken der Themenfindung und Konkretisierung international und in der APW, Referenzen der Themenkonstruktion: Forschungspartner und politische Absicherung – von der Konvention der Forschungspraxis zur Theoriearbeit: Etappen der theoretischen Dekomposition, Methodisierung, Empirisierung und die Folgeprobleme – Forschungsbefunde: politische Bewertung und theoretische Diskussion, Forschungsbefund: das Scheitern der DDR-Erziehungspolitik, mehr Theoriearbeit, das Grundproblem: Erziehungsforschung ohne angemessene Theorie – Rezeption und Wirkung der Forschung zur kommunistischen Erziehung – Erziehungsforschung in der DDR: Erkenntnisfortschritt ohne politische Anerkennung, politische Selbstbindung als Theorieproblem 6.3 „Allgemeine Pädagogik“ – Erziehungswissenschaft auf der wiederkehrenden Suche nach ihren Grundlagen .................................518 „Allgemeine Pädagogik“ als Thema und Problem in der Geschichte der Erziehungswissenschaft der DDR – Grundlagentheorie – ihre Dynamik zwischen Allgemeiner Pädagogik und Allgemeinbildungskonzepten: die dominant praktizierte Lösung – Selbstirritation durch ambitionierte Zielvorgaben – „Persönlichkeit“ als Thema und Mythos – „Pädagogik in Philosophie und Praxis“: eine DDRKritik der Grundlagenarbeit in der DDR-Pädagogik – Allgemeine Pädagogik angesichts der Empirie – Methodologiereflexion und Syntheseerwartungen: unvollendete Ambitionen – wie erklärt sich die Dauerhaftigkeit des Scheiterns der Grundlagenarbeit? 7 Rückblick: Wissenschaftliche Pädagogik der DDR: Struktur und Dynamik ihrer Wissensformen – ein Fazit ......................... 553 Die pädagogischen Wissenschaften der DDR – System-Umwelt- Beziehungen und Wissensformen – Pädagogik im Kontext von Politik und Gesellschaft – Erziehungswissenschaft als Systembetreuungswissenschaft – die Innenwelt der Außenwelt: Erziehungswissenschaft als spannungsreiche Symbiose differenter Wissensformen – Exkurs: „Sonderpädagogik“ – Rehabilitationspädagogik – „Defektologie“; das implizite Forschungspotential in der Praxis der Wissensformen – Fazit: Wissenschaftliche Pädagogik der DDR – eine Praxis zwischen Intention und Funktion, Ideologie und Forschung, Selbstunterwerfung und Distanz Quellen und Literatur .................................................................................589