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Historisches und kritisches Wörterbuch

Eine Auswahl, Philosophische Bibliothek 542

Erschienen am 15.09.2011, 1. Auflage 2011
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783787321674
Sprache: Deutsch
Umfang: LXXXII, 721 S.
Format (T/L/B): 3.1 x 19 x 12.2 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Dieses für die europäische Aufklärung und Ideengeschichte zentrale Werk, das 1740 bereits in 8.Auflage in vier voluminösen Foliobänden vorlag, führte in der deutschen Aufklärungsforschung ein Schattendasein. Das lag in erster Linie daran, dass bislang keine erschwingliche Ausgabe auf dem Buchmarkt greifbar war. Die Attraktion, die Bayles Wörterbuch auf die zeitgenössischen Leser ausübte, beruht in erster Linie auf dem skeptischen Geist, der das ganze Werk durchzieht. Bayle unterzieht Philosophie und Theologie, aber auch alle anderen Disziplinen hinsichtlich ihrer Methoden, Gegenstände und Ergebnisse einer kritischen Revision. Dieser aus dem Wörterbuch sprechende Geist einer nüchternen Rationalität traf den Geist und das Lebensgefühl des 18.Jahrhunderts, das sich nach Kants Worten nur dem verpflichtet fühlte, was vor dem 'Richterstuhl der Vernunft' legitimiert worden war. Bayle steht am Anfang dieser Entwicklung und pocht unbeirrbar auf die Rechte der Vernunft, die sich für ihn in einer vorurteilsfreien Prüfung des überlieferten Wissenstandes manifestieren. Ein Resultat dieses Ansatzes ist die Forderung von Toleranz. Aus den mehr als 2000 Artikeln des Wörterbuchs sind die philosophisch bedeutendsten Artikel (gut 30 an der Zahl) ausgewählt und übersetzt worden. Dabei ist das Wort 'philosophisch' in einem weiteren Sinne zu verstehen als heute üblich. Bayle fasst darunter den Gesamtbereich des rationalen Wissens. Deshalb fällt dieses Wörterbuch nicht, wie der Titel nahelegen könnte, bloß in den Bereich der Geschichte oder der Philosophie im engeren Sinne, sondern umfasst die heute sogenannten Geisteswissenschaften in toto. Bayles Wörterbuch ist somit unserem heutigen Sprachgebrauch nach interdisziplinär angelegt und auch für die geisteswissenschaftlichen Fächer neben Philosophie und Geschichte von immenser Bedeutung.

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Autorenportrait

Pierre Bayle wird 1647 in Südfrankreich geboren. Seine Ausbildung erhält der Sohn eines hugenottischen Pfarrers zunächst an der protestantischen Akademie von Puylaurens, wechselt dann aber zum Jesuiten-Kolleg von Toulouse und konvertiert zum Katholizismus. Nach kurzer Zeit bereut er seine Konversion, flüchtet als Renegat ins Ausland und erhält schließlich 1681 in Rotterdam eine Professur für Philosophie und Geschichte.Nach der Aufhebung des Toleranz-Edikts 1685 reagiert Bayle mit kritischen Schriften, in denen er für Glaubensfreiheit und die Trennung von Staat und Kirche eintritt. Auf Grund seines rationalen Kritizismus' und der freizügigen Haltung auch Atheisten gegenüber, verliert Bayle 1693 seine Professur und widmet sich fortan ganz seinem großen philosophischen Projekt des Historischen und kritischen Wörterbuchs, das 1695 erscheint. In diesem völlig neuartigen Nachschlagewerk versucht er einerseits das Wissen der Zeit kritisch zusammenzufassen und trägt andererseits in Anmerkungen seine eigenen Überlegungen vor. In Fußnoten werden ausführliche Quellen zitiert, die oft völlig unterschiedliche Standpunkte formulieren. Diese Taktik soll den Leser zum kritischen Hinterfragen der Tatbestände führen. Das Wörterbuch erlebt bis 1760 allein 10 Auflagen und wird zur "Rüstkammer der Aufklärung" (Wilhelm Dilthey). Diesen Ruhm erlebt Bayle jedoch nicht mehr - bis zu seinem Tod 1706 ist er hauptsächlich mit Verteidigungsschriften gegen die Angriffe dogmatischer Theologen auf sein Wörterbuch befaßt.

Rezension

»Dass nun die wichtigen Artikel seines Wörterbuchs in neuer Übersetzung und einer klugen Auswahl vorliegen, ist ein Ereignis für die Aufklärungsforschung.« Aus einem Brief von Prof. Dr. Gerhard Sauder

»... eine ausgezeichnete Vorschule für künftige Bayle-Leser und der seit langem in Deutschland ausgebliebene Hinweis auf die überragende Bedeutung dieses Autors.« Frankfurter Allgemeine am 7. Mai 2003

»Und in der Tat findet man (heute kaum noch anstößige) sexualisierte Anekdoten, die Bayle - wie andere Anekdoten auch - in seine Darstellung eingebaut hat. Nach Auskunft der Herausgeber dienten sie der Unterhaltung und sollten den Absatz des aufklärerischen 'Wörterbuches' steigern (S. XXII). Beides ist auch dem Leser der deutschen Auswahlübersetzung (nicht nur wegen der Anekdoten) sowie Verlag und Herausgebern für eine vorzüglich gearbeitete Studienausgabe zu wünschen.« Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 6/2004

»[…] auch der Bestseller der Frühaufklärung, Bayles mehrbändiges, immer wieder erweitertes und nach seinem Tod unentwegt neu aufgelegtes 'Dictionnaire historique et critique' enthält die bis heute komplexeste Theorie der Toleranz.« Otto Kallscheuer (DIE ZEIT)

»Das Werk ist unvergleichlich: Hier trägt ein Mensch das Wissen seiner Zeit in pointierten Darstellungen zusammen.« Rainer Forst (DIE ZEIT)

»Die Herausgeber haben ihr Ziel, eine im akademischen Unterricht brauchbare Auswahl zuverlässig übersetzter Artikel aus dem 'Dictionnaire' zu schaffen, erreicht. Ein repräsentatives Bild des Gesamtwerks zu geben, mussten sie notwendig verfehlen. Dafür wäre ein weniger philosophiegeschichtlich, eher (um einmal einen Begriff aus der Entstehungszeit zu benutzen:) 'curiös' interessierter Zugang notwendig gewesen. Nichtsdestoweniger gebührt den Herausgebern und dem Verlag der Verdienst, die Aufmerksamkeit wieder mit Nachdruck auf ein Hauptwerk der europäischen Frühaufklärung gelenkt zu haben.« www.literaturkritik.de

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