Beschreibung
Im Mittelpunkt der theoretischen Überlegungen steht hier die Frage nach der ideologischen Hierarchisierung der menschlichen Sinneskonstitution im theologischen und akademischen Denken von Abend- und Morgenland, das heißt unsere westliche Rangfolge von Wort und Bild, von Hören und Sehen hält einer umfassenden Diskursanalyse nicht stand. Solche Einsicht vorausgesetzt, lässt sich zeigen, dass die Zuschreibung vorrationalen Denkens und Sprechens als unvernünftig, primitiv, abergläubisch, ja magistisch die anthropologische Natur des Menschen als Kulturwesen missdeutet. In den Geistes- und Kulturwissenschaften haben Wortverdinglichung und Schriftfetischismus das Bilddenken und die meisten Formen von symbolischem Kapital gering geachtet oder gar ausgeblendet. Heute sind in den meisten wissenschaftlichen Disziplinen die drei Sprachen der menschlichen Kommunikation bewusst: Wort, Bild, Gebärde (im weitesten Sinne) oder: die Sprache des Schriftlichen, die Sprache des Optischen und die Sprache des Performativen. Im zweiten Teil wird anhand des exemplarischen Feldes vom so genannten Bildzauber an jenen Fallbeispielen durch die gesamte Geschichte vom frühen Mesopotamien bis ins gegenwärtige Europa zu erweisen gesucht, wie wir Heutigen diese Phänomene zu verstehen haben und damit auch unsere Vorfahren in den Kreis des Homo sapiens sapiens einreihen dürfen, dessen Teilhabe nicht Abitur, Matura oder Bac voraussetzen. Die akademische Zweiteilung der Menschheit in vernünftig denkende Wesen und prälogisch hantierende Underdogs gehört der Vergangenheit an.
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Autorenportrait
Wolfgang Brückner, geb. 1930, 1956 Promotion, 1964 Habilitation, 1969-1973 Professur für Volkskunde an der Universität Frankfurt, 1973-1998 Ordinarius für Deutsche Philologie und Volkskunde an der Universität Würzburg. 1974-1998 Hrsg. der Bayer. Blätter für Volkskunde und des Jahrbuchs für Volkskunde. Zentrale Forschungsgebiete u.a.: Kultur und Volk als Konstrukte; das Verhältnis von Wort und Bild in Recht, Frömmigkeit und Kunst; Phänomene der Kunstpopularisierung; Menschen und Moden; Formen konfessioneller Kulturprägung.
Rezension
Wolfgang Brückner hat mit der vorgelegten Arbeit sein Lebenswerk, das ihn seit seiner Frankfurter Habilitation begleitet, in beeindruckender Weise zusammengeführt und der Volkskunde einen großen Dienst erwiesen. – Klaus Reder in: Frankenland 2/2014
Insgesamt bietet dieses Buch eine sachlich und gedanklich imponierende Forschungsleistung. – Helge Gerndt in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 2014
[D]ie Stärke dieses Buches liegt gerade in der konzisen Quellenforschung aus volkskundlicher Perspektive, der es in der Tat
gelingt, das „‚Bilddenken‘“ als eine kulturelle „Gesamtkommunikationsweise“ (S.18) zu erörtern, die Wandlungen
unterliegt und ihrer jeweiligen Zeit verhaftet ist. Aus Medienwissenschaftlicher Perspektive stellt die Publikation insofern einen Erkenntnisgewinn und eine fruchtbare Ergänzung bisheriger Ansätze dar, als hier ein Bilddiskurs nicht aus wahrnehmungstheoretischer bzw. ästhetisch-epistemologischer Perspektive eröffnet, sondern die einstige Funktion von Imagines, d.h. unterschiedlichen Figuren oder Wachsbildern, auf seinen materiellen Gebrauch innerhalb einer historischen Alltagspraxis untersucht wird. – Patricia Vidovic in MEDIENwissenschaft, 4/2014
Notizen zu einem Buch, das nicht nur in der Volkskunde hohe Beachtung verdient [...]
– Gottfried Korff in: Rheinisch-westfälischen Zeitschrift für Volkskunde, LX/2015