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Monsieur Göthé

Goethes unbekannter Großvater, Die Andere Bibliothek 391

Erschienen am 13.04.2018
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783847720225
Sprache: Deutsch
Umfang: 480 S.
Format (T/L/B): 4 x 22 x 13 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Ahnenforschung beim Großen der deutschen Literatur Es scheint kaum möglich: Der unumgängliche Koloss der deutschen Dichtung, dessen Leben, Schreiben und Wirken den Germanisten und Biografen seit beinahe 200 Jahren offen liegt, verfügt noch über schwarze Stellen in seiner Genealogie. Am 6. September 1657 wurde im thüringischen Dorf Kannawurf Friedrich Georg Göthe getauft. Der Sohn eines Hufschmieds blieb nicht in Thüringen und wurde, anders als vier seiner Brüder, auch nicht Schmied. Friedrich Georg lernte das Schneiderhandwerk und suchte sein Glück als wandernder Geselle. Er war neugierig und tüchtig. Die neueste Mode und die besten Stoffe fand er in der Seidenstadt Lyon. Damit die Franzosen sein "e" nicht verschluckten, setzte er einen Akzent darauf und nannte sich fortan Göthé. Er kam von Lyon über Paris nach Frankfurt am Main, wo er die Tochter eines Schneidermeisters heiratete und wurde zu einem der wohlhabendsten Bürger Frankfurts. Das vererbte Vermögen reichte auch für den Enkel Johann Wolfgang, der davon ein gutes Leben als Student führen konnte, von ihm, dem Seidenschneider und Aufsteiger Göthé, aber nicht abstammen wollte. Allen Enkelstolz übertrug er auf die Textor-, die mütterliche Linie. Die maßgeblichen Biographen machten die Verdunkelung der väterlichen Seite mit. In nachgetragener Gerechtigkeit beleuchtet das Autorentrio Boehncke, Sarkowicz und Seng einen großen Unbekannten seines Stammbaums und fördern schöne Geschichten aus dem Leben des umtriebigen Schneidermeisters Göthé ans Licht, dessen Gerissenheit seinem Urenkel den Weg zum Klassiker ebnete.

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Autorenportrait

Heiner Boehncke, geboren 1944, war Professor für Vergleichende und Allgemeine Literatur-wissenschaft an der Frankfurter Goethe-Universität. Professor für vergleichende und allgemeine Literaturwissenschaft an den Frankfurter Goethe-Universität und Gastprofessor am Leipziger Literaturinstitut. Er ist Mitglied des PEN und leitete bis 2021 das Rheingau Literatur Festival. Er war zehn Jahre lang Vorsitzender der Lesegesellschaft der Anderen Bibliothek und ist ebenso wie Hans Sarkowicz durch seine Studien dem Werk von Grimmelshausen verbunden. Außerdem ist er Mitautor einer vielbeachteten Geschichte der Familie von Georg Büchner. 

Rezension

„Es bereitet allein schon ein besonderes Vergnügen, dieses Buch nur durchzublättern. Weit über sechzig auf leuchtend rotem Untergrund gedruckte Abbildungen von Gemälden, Stadtansichten oder Handschriftenfaksimiles aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert finden sich darin. (…) Den Autoren kann man zu diesem Literaturkrimi nur gratulieren, dem Verlag für die schöne Präsentation ausdrücklich danken und dem Leser äußerst vergnügliche und lehrreiche Stunden mit "Monsieur Göthé" vorhersagen.“

„ … ein herrliches, mit Fakten und Anschauung prall gefülltes Geschichtsbuch …“

"Weil Goethe selbst ihm keine Bedeutung eingeräumt hat, ist Friedrich Georg Goethe auch vom Rest der Welt vergessen worden. 1899 gab es mal einen Aufsatz über ihn, aber das neue 400-Seiten-Buch in der 'Anderen Bibliothek' ist die erste umfassende Studie und zugleich ein Stück spannender Kulturgeschichte. Es gibt viele Illustrationen, Stadtansichten und Landkarten."

"Monsieur Göthé ragt aus den zahllosen Neuerscheinungen dieses Bücherherbstes zur Geschichte heraus, denn es ist zum einen wunderbar gestaltet (…). Zum zweiten aber entfalten die Autoren ein sehr spannendes und anschauliches Zeitpanorama des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Nicht nur die freie Reichsstadt Frankfurt wird hier wieder lebendig, zu erfahren ist sehr viel über den Alltag in Deutschland damals, über das Handwerk, die Rolle der Frau um 1700, über Armut, großen Wohlstand und vieles andere mehr."

"Was für eine Geschichte hätte der Enkel aus diesem Material formen können! Aber Goethe verzichtete. (…) Erzählenswert aber ist die Geschichte bis heute geblieben. Sowohl die, wie man um 1700 als Selfmademan lebt, als auch die, wie man nach 1800 als Dichter sein Leben neu zuschneidert."

"Ein wunderbarer Einband, ein ausgewogener Satzspiegel auf edlem Papier, eine wohlüberlegte Farbgestaltung. Es ist einfach ein traumschönes Buch geworden. Da kann kein E-Book mithalten. Spektakulär weil so unerwartet aber vor allem natürlich der Inhalt. Denn Goethes Großvater väterlicherseits war derart dem Vergessen anheimgegeben, dass es dreier leidenschaftlicher und findiger Literaturarchäologen – anders kann man Boehncke, Sarkowicz und Seng nicht nennen – bedurfte, um ihn ans Tageslicht zu zerren. Zwei Jahre lang gruben sie sich durch Archive und Bibliotheken, forschten wie die Besessenen, und sie können nun stolz sein auf das, was sie den Lesern und Forschern präsentieren."

"Mit detektivischem Spürsinn ist das Trio noch den flüchtigsten Spuren gefolgt, ist hierhin und dahin gereist, in die thüringische Provinz und nach Frankreich, hat Kirchenbücher gewälzt und Berge von Literatur gesichtet, froh über jeden Hinweis, der weiterhalf, jeden Eintrag, der sich irgendwo erhalten hat, und mit Finderglück und der Hilfe vieler Zeitgenossen sind sie diesem Friedrich Georg Göthé auf ihren Ausflügen in die Geschichte tatsächlich immer näher gekommen. Und erzählen nun, wer dieser Mann war und wie sie ihn fanden. Es ist ein starkes, fesselndes Buch geworden."

"Wenn die Quellenlage so schlecht ist wie in diesem Fall, bekommen auch kleine Hinweise großes Gewicht. Aber Heiner Boehncke, Hans Sarkowicz und Joachim Seng sind klug genug, sie mit der gebotenen Vorsicht zu präsentieren. (...) Trotzdem ist es erstaunlich, welche Fakten sie aufgespürt haben, wohlsortiert präsentieren und so gewissenhaft kulturhistorisch unterfüttern, dass trotz aller Lücken ein plastisches Lebensbild entsteht. Das macht die interessante und oftmals überraschende Lektüre zusätzlich sehr unterhaltsam."

"Ausgezeichnet sind jene Passagen dieser Biographie, die den Hintergrund ausleuchten, vor dem sich das Leben Friedrich Georg Göthés tatsächlich oder mutmaßlich abspielte."

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