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Gau, Volk und Reich

Friedrich Rainer und der österreichische Nationalsozialismus. Eine politische Biographie nach Selbstzeugnissen

Burz, Ulfried / Fräss-Ehrfeld, Claudia
Erschienen am 01.01.2005
30,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783854541066
Sprache: Deutsch
Umfang: 312
Format (T/L/B): 24.0 x 16.0 cm

Beschreibung

Friedrich Rainers politischer Werdegang bietet ein bilderbuchmäßiges Beispiel für den Karriereverlauf eines jungen, ehrgeizigen, durchaus intellektuellen Mannes, der mithalf, dass das System des Nationalsozialismus funktionieren konnte. Maurice Williams rekonstruiert in seinem Buch den Aufstieg eines Kindes der Provinz in die höchste NS-Nomenklatura Hitler-Deutschlands. Nach dem gescheiterten Juliputsch (1934) wird Rainer zielstrebig und schnell zu einem der wichtigsten Drahtzieher in der illegalen NS-Bewegung Österreichs. Ursprünglich strebe man ein selbständiges nationalsozialistisches Österreich an. Als Österreich zu einem Teil Großdeutschlands wurde, war der in Kärnten sozialisierte und an der Universität Graz ausgebildete Jurist dennoch weiter bereit, seine Fähigkeiten in den Dienst der Ideologie zu stellen, in der die kulturelle, politische und rassische Überlegenheit des Deutschtums propagiert wurde, Vorstellungen, die schließlich furchtbare Konsequenzen zeitigten. Als einer der Hauptorganisatoren des inneren „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde Rainer vom Führer belohnt: zunächst als Gauleiter von Salzburg, dann von Kärnten, installiert, Reichsstatthalter, ab 1943 Oberster Kommissar der Operationszone Adriatisches Küstenland. Williams stellt dar, wie Rainer die Politik des Dritten Reiches im Südosten Europas umzusetzen suchte und wie der spätere Kriegsgefangene der westlichen Alliierten und Tito-Jugoslawiens sein ehemaliges Tun interpretierte: es ist eine teilweise groteske Rechtfertigungsstrategie, die noch heute ihre Anhänger findet. Was die Studie zusätzlich lesenswert macht, sind politische Analysen Rainers zur unmittelbaren Nachkriegszeit, die Einblick in ein Stück spannungsgeladener Zeitgeschichte rund um den Kalten Krieg, nicht nur aus der Perspektive eines Nationalsozialisten gewähren. Dass Rainer nach seinem Prozess 1947 nicht sofort von den Jugoslawen – entgegen offizieller Bekanntmachungen – hingerichtet worden ist, sondern dem kommunistischen Staat seine Kenntnisse zur Verfügung stellte, gewinnt im Zusammenhang mit der kürzlich erfolgten Öffnung von US-amerikanischem Archivmaterial, das die Zusammenarbeit zwischen dem CIA und ehemaligen Nationalsozialisten thematisiert, zusätzlich an Bedeutung.

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