Beschreibung
Das Buch beginnt mit einem Text von Matthias Henke über die Beziehung des Philosophen Bloch zu dem Komponisten Ernst Krenek. Es ist dies eine sehr programmatische Arbeit, da sie als Aufforde¬rung zu verstehen ist, sich zukünftig noch intensiver um Blochs Mu¬siktheorie, deren Eingebundenheit in die Diskussionen seiner Zeit und in interdisziplinäre Arbeitsweise Blochs, die befruchtet wurde durch den Dialog mit Komponisten und Musiktheoretikern, zu beschäftigen. Iwan Boldyrews philologische Arbeit zeigt sehr präzise die Unter¬schiede in den Fassungen von ‚Geist der Utopie‘ und korrespondiert derart mit der Aufforderung von Werner Wild, das Werk zum Anlass zu nehmen, Entwürfe einer besseren Welt in Bezugnahme auf ‚Geist der Utopie‘ zu entwickeln. Gert Ueding selbst widmet sich der bisher vernachlässigten Bedeutung der Komik im Bloch’schen Werk und kann so auch zeigen, dass Philosophen wie Nietzsche und Schopenhauer dessen Denken beeinflusst haben. Jürgen Jahn dokumentiert jüngste Zeitgeschichte, er belegt detailgetreu wie die Stasi einen Maß-nahmenplan erarbeitete, um das in der DDR verbliebene Eigentum der Blochs, seine Korrespondenzen, seine persönlichen und wissenschaftlichen Unterlagen, so wenig wie möglich herauszugeben und dies mit dem Bedürfnis nach Sicherheit legitimierte. Francesca Vidal greift noch einmal das Verhältnis Blochs zum Bauhaus auf, um deutlich zu machen, dass es ihm auch hier nicht um Ablehnung, sondern um produktives Erbe ging. Barbara Smitmans-Vajda beleuchtet in der literarischen Form des fiktiven Gesprächs die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Denken von Bloch und Lukács. Gordana Škorić, Schülerin von Gajo Petrović, einem der wichtigsten Denker der Zagreber „Praxis-Gruppe“ und Freund Blochs, fordert eingängig eine erneute Betrachtung der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dem folgen Hinweise auf schon bestehende Initiativen zur Förderung der Forschung wie etwa die von Heiko Hartmann und Welf Schrö¬ter geschilderten Bemühungen um eine Kritische Gesamtausgabe des Werkes von Ernst Bloch. Abgeschlossen wird der Band durch Rezensionen, die auf aktuelle, die Bloch-Forschung berührende Neuerscheinungen hinweisen. (Aus dem Vorwort)
Inhalt
Inhaltsverzeichnis
Francesca Vidal
Ins Gelingen verliebt. Zum 70ten Geburtstag von Gert Ueding – Vorwort
I. EINBLICKE IN BLOCH’SCHE PHILOSOPHIE
Matthias Henke
Gleichzeitigkeiten – Ernst Bloch und Ernst Krenek
Ivan Boldyrev
Geist der Utopie, der sich erst bildet. Vorläufige Beobachtungen zur Korrektur des Bloch’schen Frühwerks
Gert Ueding
Komische Utopie – Utopie des Komischen
Jürgen Jahn
Ein Gnadenakt besonderer Art. Der Sondervorgang [SV] 5/86 „Kiel“
Francesca Vidal
Zur Montage höherer Ordnung. Ernst Bloch. Kurt Weill. Bauhaus
Barbara Smitmans-Vajda
Scheidung der Geister am Geist der Utopie? „Zwiegespräche“ mit Blick auf das unterscheidend Utopische im Verhältnis zwischen Bloch und Lukács
II. IMPULSE FÜR NEUE SICHTWEISEN AUF DIE BLOCH’SCHE PHILOSOPHIE
Heiko Hartmann, Welf Schröter
Impulse für eine erneuerte Rezeption des Werkes von Ernst Bloch. Überlegungen auf dem Weg zu einer Kritischen Gesamtausgabe – Ein kleines Arbeitspapier
Werner Wild
Der Aufschrei für eine andere, bessere Welt. Sichtweisen auf den neuen Menschen und neue Gemeinschaften als Reaktion auf die Schrecken des I. Weltkrieges
Johan Siebers
Community and Future in the Thought of Ernst Bloch. Discussion paper
Gordana Škorić
Die Aufgaben der Bloch-Forschung
Welf Schröter
Karola-Bloch-Kuratorium gegründet. Erforschung der Lebens- und Wirkungsgeschichte von Karola Bloch
III. REZENSIONEN
Gerd Koch
Michael Bakunin – Ausgewählte Schriften. Ein Rezensions-Essay
Ulrich Müller-Schöll
Der Humanismusstreit zwischen Sartre und Foucault. Zu Mathias Richters „Freiheit und Macht“
Rainer E. Zimmermann
Natur und Identität des Rechts. William E. Conklins „Hegel’s Laws“
Welf Schröter
NS-Täter Werner Ventzki – Der „andere“ Vater. Jens-Jürgen Ventzkis Spurensuche