Beschreibung
Das O von Ousia sei ein Kreis. Zeichen einer Periode, in welcher die Vorkommnisse, vor allem Kommen und Gehen, vielleicht reine Wiederkehr waren. Was ist nun mit den Vorkommen der Erde? Werden die Menschen je in ihr aufgehoben sein? Werden sie flüchten? Wer besitzt das glitzernde wieder und wieder sich selbst gebärende Öl, Wasser oder Gletscherland? Diese goldenen Schleifen Besitz. Die Besitzerin, dass ich nicht lache, verkauft sie als kringelnde Ornamente. So vieles entschlüpft der Mutter im Denken, Nahendes dreht ihre Kinder in unüberblickbare Ringe. Para dies, Flößerei, Der schwarze Fluss: Die Trias einer Flusslandschaft, die seit Jahrhunderten für die Gegend um das oberösterreichische Molln
unterschiedlichste Bedeutung hatte. Vom Flößen der Stämme aus hintersten Gebirgen über den Antrieb großer Schaufelräder bis zur Abgrenzung des gesamten Verlaufs als Schutzgebiet, ein Beobachten und Nachdenken über Geheimnis und Kräfte des Fließens, über die Kindheitslandschaft hinaus. Tetsu-Sen, ein Zyklus über eine die Erde
verlassende Gesellschaft, die auf eine andere Fläche übersetzt, hin zu einem anderen Ankommen, einem vielleicht völlig anderen Aufgehobensein. Hummingbird als ringförmiger Text, der sich von der Gewalt innerhalb einer Diktatur in ein Reich
pflanzlicher Würde auflösen möchte, um dann wieder in brutalen Handlungen gegenüber sich frei fühlenden Frauen zu gefrieren. Nicht minder kaltblütig der chinesische Zauberer, der im Reigen Laterne der wechselnden Köpfe nach einem neuen Kopf für seine Ehefrau sucht, weil ihm der alte nicht mehr gefällt. Und alles Getrennte, das später wieder zusammenfinden will, zu Einem, einer vielleicht unveränderlichen Anwesenheit. Nennt es Ousia – das in tausend Stücke zerbrochen und nun wieder zusammengesetzt wird.
— Verena Stauffer
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Rezension
Mit Verena Stauffer geht der manuskripte-Förderungspreis an eine der außergewöhnlichsten Stimmen der österreichischen Gegenwartslyrik. In ihrer ebenso unverbrauchten wie unverwechselbaren Bildsprache verbindet sich Lebenserfahrung mit jugendlichem Freiheitsdrang – Stauffers Texte scheuen vor den „scharfen Schmerzen“, die ein umfassender Blick auf Glanz und Elend der menschlichen Existenz mit sich bringt, nicht zurück … Neben ihrer formalen Bandbreite ist auch die Unvorhersagbarkeit dieser Texte faszinierend. Nie weiß man beim Lesen, was auf der nächsten Seite, ja, im nächsten Vers, auf einen zukommt. Und immer wieder trifft es ins Schwarze. Ins Herz.
— aus der Jury-Begründung von Alfred Kolleritsch und Andreas Unterweger
Unter den abgedruckten Gedichten sind es Verena Stauffers Zyklus „Hummingbird“ und Ulrich Kochs abgründige Erkundungen einer unentrinnbaren Alltäglichkeit, die gleich auf Anhieb faszinieren. In Stauffers Zyklus „Hummingbird“, der im Titel auf den Suchalgorithmus von Google verweist, sind extrem gegensätzliche Affekte, assoziative Energien und Motivkreise in den Gedichten präsent. Er beginnt und endet mit Bildern des Hasses und der Destruktion, während in anderen Teilen des Zyklus ruckhaft an Wörtern entlangrollende Suchbewegungen in Gang gesetzt und Naturphänomene aufgerufen werden.
— Michael Braun