Beschreibung
Die weltweite Wirkung des Liberalismus im 19. und 20. Jahrhundert blieb
widersprüchlich: Während die Weltwirtschaft inzwischen weitgehend von den
Regeln des freihändlerisch-liberalen Kapitalismus bestimmt wird, sind zahlreiche
Länder insbesondere in Asien und Afrika von der politischen Praxis des
liberalen Verfassungs- und Rechtsstaats noch weit entfernt. Läßt sich daraus
schließen, daß der Liberalismus als Modell freiheitlicher politischer Ordnung
an seine kulturellen Entstehungsbedingungen zwingend gebunden ist, liberale
Reformen in manchen Ländern also aus historisch-kulturellen Gründen
notwendig zum Scheitern verurteilt sind? Jürgen Osterhammel bestreitet
diese These: Der weltweite Erfolg anderer europäischer Großideologien
sowie der Primat der Politik, den der Autor am Beispiel der Türkei, Indiens
und Taiwans herausarbeitet, verweisen auf einen „kulturellen Möglichkeitsrahmen“,
innerhalb dessen die Entwicklung einer „civil society“ keineswegs
ausgeschlossen erscheint.
Autorenportrait
Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, 1952 in Wipperfürth geboren, studierte an der
Philipps-Universität Marburg, an der Universität Hamburg und an der London
School of Economics and Political Science. Nach seiner Promotion 1980 arbeitete
er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut
in London sowie als Akademischer Rat für wissenschaftliche Politik an der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., wo er sich 1990 für Neuere und
Neueste Geschichte habilitierte. Sein weiterer akademischer Weg führte ihn
als Professor für Neuere, insbesondere außereuropäische Geschichte an die
FernUniversität Hagen, als Professeur ordinaire für Geschichte der Internationalen
Beziehungen an das Institut Universitaire de Hautes Etudes Internationales
(Genf ) und schließlich an die Universität Konstanz, wo er seit 1999 den
Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte bekleidet.
Veröffentlichungen u.a.: China und die Weltgesellschaft. Vom 18. Jahrhundert
bis in unsere Zeit (1989); Shanghai, 30. Mai 1925: Die chinesische Revolution
(1997); Die Entzauberung Asiens. Europa und die asiatischen Reiche im 18.
Jahrhundert (1998); Geschichtswissenschaft jenseits des Nationalstaats
(2001); Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen (2002); Geschichte der
Globalisierung (zus. mit Niels P. Petersson 2003).