Beschreibung
Dieter Langewiesche untersucht in seiner Studie die politischen Grundüberzeugungen,
die das politische Denken von Theodor Heuss beeinflusst und
geprägt haben. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Heuss weniger ein Verfechter
des individualistischen Liberalismus war. Vielmehr war sein politisches Weltbild
auf den Staat bezogen und sein politisches Handeln orientierte sich an
Begriffen wie Demokratie, Volk und Nation. Der Autor zeigt, dass der Begriff
der Demokratie im Zentrum von Heuss’ politischen Bewusstsein stand und
historisch die Zentralkraft war, aus der aus seiner Sicht die Nation und der
Nationalstaat entstehen konnten. Für Heuss war es die wichtigste Aufgabe
der Politik, den Staat zu gestalten. Dazu bedurfte es einer starken Regierung
und eines starken Parlaments, in denen auf Zeit gewählte Führungspersönlichkeiten
die politische Macht ausübten. Gegenüber föderalen Strukturen
innerhalb des deutschen Staatswesens äußerte sich Heuss hingegen eher
skeptisch. Abschließend geht der Autor der Frage nach, inwieweit sich Heuss’
Staatsverständnis in die geschichtlichen Traditionen des deutschen Liberalismus
und der demokratischen Bewegung einfügen lässt.
Autorenportrait
Dieter Langewiesche, geb. 1943 in St. Sebastian bei Mariazell in Österreich,
studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik in Heidelberg. Von
1974 bis 1978 war er wissenschaftlicher Assistent für Neuere Geschichte an
der Universität Würzburg, wo er sich nach der Promotion in Neuerer
Geschichte und Landesgeschichte habilitierte. Er lehrte zunächst an der Universität
Hamburg, bis er 1988 auf den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere
Geschichte an der Universität Tübingen berufen wurde. Er ließ sich von 1997
bis 2000 von seiner Tübinger Lehrtätigkeit beurlauben, um als Prorektor und
Gründungsbeauftragter am Aufbau der Philosophischen Fakultät der Universität
Erfurt mitzuwirken. Dieter Langewiesche gehört zahlreichen wissenschaftlichen
Akademien und Kommissionen an, darunter der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften, der Historischen Kommission bei der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften und dem Wissenschaftlichen Beirat
der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, den er als Vorsitzender
leitet. 1996 wurde er mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen
Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.