Sie reisten aus Deutschland nach Kalifornien, aus Österreich-Ungarn nach Südamerika oder aus dem Russischen Reich in die USA: Mädchen und junge Frauen auf der Suche nach einer neuen Existenz. Ihre Auswanderung wurde fast immer zur riskanten Gratwanderung: Sie sichten Arbeit in Privathaushalten, Gaststätten oder Tanzpalästen, doch ihr Weg führte nicht selten in die Prostitution. Mit Gewalt verschleppt, mit märchenhaften Versprechen verführt oder aus freien Stücken? Die Diskussion darüber wurde schon damals vehement geführt.Dieses Buch macht sich auf die Suche nach Spuren und Dokumenten, die von den Lebenswegen dieser jungen Frauen zeugen. In Fotos, Briefen, Polizeiprotokollen und Zeitungsnotizen werden ihre Hoffnungen, Ängste und Nöte spürbar: Was ihnen in den Jahren 1860 bis 1930 geschah, wirkt heute wieder hochaktuell.

Über die Autorinnen Irene Stratenwerth arbeitet als Journalistin, Autorin und Kuratorin in Hamburg zu Themen aus den Bereichen Gesundheit, Gesellschaft, Justiz und Kulturgeschichte. Für die Stiftung Neue Synagoge Berlin realisierte sie unter anderem die Ausstellungen „Pioniere auf Celluloid. Juden in der Filmwelt“ (2004) und „Wo ist Lemberg?“ (2007). Sie schreibt außerdem Kriminalromane: zuletzt erschien „Im wilden Oster dieser Stadt“ im Rowohlt Verlag, 2012.Esther Sabelus studierte an der Humboldt Universität in Berlin Europäische Ethnologie, Kulturwissenschaft und Ästhetik. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Mediengeschichte und historische Stadtethnologie, Geschichte der europäischen Juden im 20. Jahrhundert, Restitutions- und Provenienzforschung. 2009 publizierte sie „Die weiße Sklavin. Mediale Inszenierung von Sexualität und Großstadt um 1900“ im Panama Verlag. Eine kommentierte Quellenedition zur Geschichte des frühen Kinos in Berlin-Friedrichshain erscheint im Frühjahr 2013.