Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783525352083
Sprache: Deutsch
Umfang: 499 S., 6 Tab., 15 Abb., mit 18 Abb. und 6 Tab.
Format (T/L/B): 3.8 x 23.5 x 17 cm
Einband: gebundenes Buch
Beschreibung
Mehr als eine Million Kinder und Jugendliche wurden nach der Katastrophe von Tschernobyl zusammen mit tausenden von Begleitpersonen auf Reisen geschickt, um sich von der Strahlenexposition, zunehmend aber auch vom Alltag in der (post-)sowjetischen Zusammenbruchsgesellschaft zu erholen. Um diese 'Tschernobylkinder' bildete sich ein dichtes transnationales Netzwerk von NGOs und Privatpersonen. Es übernahm immer mehr Aufgaben, die der Staat nicht mehr leisten konnte. Das mit der Öffnung der Sowjetunion einsetzende weltweite Engagement trug dazu bei, den atomaren Unfall, der in weiten Teilen der Welt zunächst als 'typisch sowjetisch' galt, als transnationale Katastrophe sicht- und wahrnehmbar zu machen, indem es die Realität der Katastrophe in den Alltag hunderttausender Menschen in Europa und Nordamerika holte. Arndt zeigt, wie die 'Tschernobylkinder' zugleich zu Zeugen und Repräsentanten eines untergehenden politischen Systems und der Auflösung der bipolaren Weltordnung wurden.
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Autorenportrait
Dr. Melanie Arndt ist Professorin für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Rezension
»Tschernobyl« brachte in den späten 1980er Jahren Bewegung in die Ost-West-Beziehungen – weit über Fachkreise hinaus. Das transnationale Engagement von NGOs und Privatpersonen für die sogenannten Tschernobylkinder offenbarte nicht nur die ökologischen Folgen einer nuklearen Katastrophe, sondern holte die Realität der Katastrophe in den Alltag hunderttausender Menschen in Europa und Nordamerika. Es forcierte außerdem den Zusammenbruch der Sowjetunion und ein Umdenken am Ende des Kalten Krieges. Melanie Arndt zeigt, wie die »Tschernobylkinder« zugleich zu Zeugen und Repräsentanten dieser Entwicklung wurden.
Die Studie analysiert am Schicksal der sogenannten Tschernobylkinder das Zusammenspiel von nuklearer Katastrophe und Zusammenbruch der Sowjetunion als eine »Mikrogeschichte des Globalen«.