Beschreibung
Francesco Petrarca, Gaspara Stampa und Giovan Battista Marino bedichten nicht nur liebende, brechende und sich verzehrende, sondern auch seufzende, kochende und kopulierende Herzen. In diskurshistorischer Perspektive kann das Herz in der petrarkistischen Dichtung als epistemologischer Kristallisationspunkt untersucht werden, an dem sich das zeitgenössische Wissen vom menschlichen Körper und der ihn umgebenden Welt ablagert. Der Suche nach den an der Herzdarstellung ablesbaren Wissensbeständen liegt die These zu Grunde, dass das menschliche Herz bis zur Entdeckung seiner physiologischen Funktionsweise im Jahr 1628 ein enormes Metaphorisierungspotential bot und religiöse, naturphilosophische, medizinische und nicht zuletzt erotische Aspekte problemlos integrieren konnte. Francesco Petrarca, Gaspara Stampa and Giovan Battista Marino not only write poetry about loving, breaking, longing but also sighing, raging and copulating hearts. In a discourse-historical perspective the heart can be analysed in the Petrarchan poetry as an epistemological crystallisation point where the contemporary knowledge of the human body and its surrounding environment is located. The inquiry on the readable knowledge of the presentation of the heart is based on the thesis, that the human heart, until the discovery of its physical functions in the year 1628 offered, an enormous potential for metaphors and could easily integrate religious, nature philosophical, medical and last but not least erotic aspects.
Produktsicherheitsverordnung
Hersteller:
Vandenhoeck & Ruprecht
ute.schnueckel@brill.com
Theaterstraße 13
DE 37073 Göttingen
Autorenportrait
Dr. Vanessa Schlüter hat Französisch, Italienisch und Geschichte in Mainz, Dijon und Bologna studiert und promovierte in Italienischer Philologie an der Universität Mainz. Ende 2017 hat sie ihr Referendariat am Studienseminar Dortmund angetreten.
Rezension
Das Herz in der frühneuzeitlichen Dichtung Italiens ist (noch) kein Symbol für die Liebe, sondern eine flexible Metapher, die religiöse, naturphilosophische und medizinische Aspekte vereint.
Francesco Petrarca, Gaspara Stampa und Giovan Battista Marino bedichten nicht nur liebende, brechende und sich verzehrende, sondern auch seufzende, kochende und kopulierende Herzen. In diskurshistorischer Perspektive wird das Herz in der petrarkistischen Dichtung als epistemologischer Kristallisationspunkt untersucht, an dem sich das zeitgenössische Wissen vom menschlichen Körper und der ihn umgebenden Welt ablagert. Das menschliche Herz bot bis zur Entdeckung seiner physiologischen Funktionsweise im Jahr 1628 ein enormes Metaphorisierungspotential, welches religiöse, naturphilosophische, medizinische und nicht zuletzt erotische Aspekte problemlos integrieren konnte.