Beschreibung
Gab es im Mittelalter überhaupt Toleranz als Gegenstand der Theologie und Literatur? Und wenn ja, welches sind die Grundlagen mittelalterlichen Toleranzdenkens? Welche dichterischen Darstellungen lassen sich mit Toleranz umschreiben und welcher Art ist diese Toleranz? Dies sind die Ausgangsfragen der vorliegenden Arbeit.
Zunächst wird ein über die Epochen hinweg anwendbarer Toleranzbegriff bestimmt, sodann die spezifische Bedeutungsbreite des mittelalterlichen Wortes tolerantia, die Toleranznorm und der „Toleranzraum“ im Mittelalter untersucht. Vor dem Hintergrund der im 12. bis 14. Jahrhundert üblichen Einordnung von Andersgläubigen und Fremden wird als zentrales Werk der „Willehalm“ Wolframs von Eschenbach auf das Phänomen „Toleranzdenken“ hin analysiert.
Durch die Analyse wird deutlich, dass in mittelalterlichen epischen Werken zwar häufig auf Traditionen intoleranter oder toleranter Heidendarstellung zurückgegriffen wird, letztlich aber für die Darstellung der Beziehung zwischen Christen und Heiden die persönliche Haltung des Dichters maßgebend ist.
Autorenportrait
Barbara Sabel
Studium der Germanistik, vor allem der älteren Sprache und Literatur, der Geschichte und Musikwissenschaft in Bonn, ein Studiensemester in Berlin. Vier Jahre als Lektor des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Estland, Lehraufträge an der Universität Würzburg, Lehrstuhl für ältere Philologie, zudem im Bereich Deutsch als Fremdsprache tätig (u.a. für die Technische Universität München und das Goethe-Institut München). Im Jahre 2000 Abschluss der Dissertation "Toleranzdenken in mittelhochdeutscher Literatur" an der Philosophischen Fakultät II der Universität Würzburg bei Frau Professor Trude Ehlert.
Forschungsschwerpunkt: mittelhochdeutsche Epik