Beschreibung
Das mittelasiatische Sendschreiben über den Beruf, risala-yi kasb, stellt eine Textgattung eigener Art dar, die bislang nur marginal von der Forschung beachtet wurde. In ihr wird der Handwerksberuf durch göttliche Intervention begründet und durch eine Kette von Überlieferern legitimiert. Zugleich stellt die risala einen Moralkodex für die gottgefällige Ausübung des Handwerks sowie die soziale Einbindung des Handwerkers dar.
Mit dieser Arbeit liegt nun erstmals eine dichte Beschreibung der mittelasiatischen Handwerkswelt und ihrer Einbindung in ihr religiöses und ökonomisches Umfeld vor. Der interdisziplinäre Forschungsansatz und die Verbindung von Quellenstudium und Feldforschung macht das Buch zu einer ergiebigen Quelle für Islamwissenschaftler, Ethnologen, Religions- und Wirtschaftshistoriker und gibt Fragestellungen für künftige Forschungen vor.
Autorenportrait
Jeanine Elif Dagyeli
studierte Zentralasienwissenschaft und Islamwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zwischen 2005 und 2007 forschte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zum Thema mittelasiatische Handwerks-risala, zu dem sie 2008 an der Humboldt Universität promovierte. Derzeit ist sie Post-Doc-Stipendiatin der Gerda-Henkel-Stiftung und forscht über Tod und Dienstleistungsgruppen im Bereich der Begräbnisrituale in Mittelasien.