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Verstümmelte Körper?

Lebenswelten und soziale Praktiken von Kastratensängern in Mitteleuropa 1712-1844, Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 257, Abteilung für Universalgeschichte

Erschienen am 11.03.2019, 1. Auflage 2019
75,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783525310700
Sprache: Deutsch
Umfang: 329 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 23.8 x 16.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Kastratensänger standen bislang vor allem im Mittelpunkt des Forschungsinteresses der Musik- und Theaterwissenschaften. Dabei wurden vor allem ihr Wirken auf den Bühnen des italienischen Musiktheaters des 17. und 18. Jahrhunderts oder die Rezeption der hohen Männerstimme auf das barocke Publikum beleuchtet. Die vorliegende geschichtswissenschaftliche Studie konzentriert sich hingegen auf die Personen als soziale Akteure in der Spätphase dieses Phänomens im 18. und frühen 19. Jahrhundert, wobei exemplarisch vier mitteleuropäische Fürstenhöfe (Wien, München, Dresden, Stuttgart) in den Blick genommen werden.In detaillierten Analysen der Lebenswelten des Hofes und der Residenzstadt fächert die Autorin auf, welchen hohen Stellenwert Kastratensänger innerhalb der höfischen Machtrepräsentation bis zum Schluss besaßen, wie sie sich innerhalb höfischer Anstellungsstrukturen immer wieder erneut positionierten, mit den Bewohnern der Residenzstädte interagierten und welche wichtigen Rollen sie gegenüber Familienangehörigen einnahmen.Insbesondere durch die Untersuchung des individuellen Umgangs mit dem vermeintlichen körperlichen Defizit kann sie zeigen, dass die Annahme, Kastraten seien in der Endphase ihres Bestehens grundsätzlich als defizitäre 'verstümmelte Körper' wahrgenommen worden, revidiert werden muss. Auf diese Weise leistet die Autorin einen innovativen Beitrag zur Kultur- und Geschlechtergeschichte am Übergang von der Frühen Neuzeit ins 19. Jahrhundert.

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Vandenhoeck & Ruprecht
ute.schnueckel@brill.com
Theaterstraße 13
DE 37073 Göttingen

Rezension

Johanna Elisabeth Blume stellt in ihrer Arbeit Kastratensänger als soziale Akteure vor. In detaillierten Analysen der Lebenswelten des Hofes und der Residenzstadt zeigt sie, welchen hohen Stellenwert Kastraten innerhalb der höfischen Machtrepräsentation besaßen. Durch die Untersuchung des individuellen Umgangs mit dem vermeintlichen körperlichen Defizit widerlegt sie die Annahme, Kastraten seien grundsätzlich als defizitäre »verstümmelte Körper« wahrgenommen worden. Das Buch leistet einen innovativen Beitrag zur Kultur- und Geschlechtergeschichte am Übergang von der Frühen Neuzeit ins 19. Jahrhundert.

Kastratensänger waren keine einsamen, marginalisierten Opernstars. Das Buch zeigt, wie sie ihre Stellung in der Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts stets neu und kreativ aushandelten.

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