0

Vom Asyl für entlassene Gefangene zur Teilhabe für Menschen mit Behinderungen

150 Jahre Diakonische Stiftung Ummeln (1866-2016), Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Bethel 27

Erschienen am 15.04.2016, 1. Auflage 2016
29,00 €
(inkl. MwSt.)

Lieferbar innerhalb 1 - 2 Wochen

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783739510279
Sprache: Deutsch
Umfang: 424 S., 7 Farbfotos, 34 Illustr., 27 Duotone Abb.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Die Anfänge der heutigen Diakonischen Stiftung Ummeln reichen zurück bis in das Jahr 1866, als in Lippspringe und Enger Asyle für strafentlassene Frauen und Männer gegründet wurden. Anfang des 20. Jahrhunderts verschob sich das Arbeitsfeld hin zur Fürsorgeerziehung für schulentlassene Mädchen und junge Frauen. Im Zuge der 'Krise der Heimerziehung' in den 1970er Jahren veränderte sich das Profil der Diakonischen Stiftung Ummeln abermals. Heute steht die Arbeit für Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung im Mittelpunkt. Dieser spannenden Entwicklung geht die lebendig geschriebene Studie kenntnisreich nach.

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Verlag für Regionalgeschichte UG
Dr. Dirk Paßmann
buchverlag@regionalgeschichte.de
Soester Straße 13
DE 48155 Münste

Autorenportrait

Hans-Walter Schmuhl, Prof. Dr. Geboren 1957 in Oberhausen. Studium: Geschichtswissenschaft, Germanistik und Latein in Bochum und Bielefeld. Freiberuflicher Historiker, apl. Professor an der Universität Bielefeld und stellvertretender Leiter des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel. Forschungsschwerpunkte: Geschichte des Nationalsozialismus, Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, Diakoniegeschichte, Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung. Mitherausgeber der Reihe 'Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal / Bethel' www.idsg-bielefeld.de Ulrike Winkler, Dr. Geboren 1966 in Bad Kreuznach. Studium: Politik-, Rechts- und Erziehungswissenschaft in Marburg. Freiberufliche Politikwissenschaftlerin. Veröffentlichungen zur Diakoniegeschichte, Zeitgeschichte und Sozialgeschichte. www.schmuhlwinkler.de Bücher im Verlag für Regionalgeschichte: Aufbruch in die Moderne. Der evangelische Kirchenkreis Bielefeld von 1817 bis 2006, 2006 Das Evangelische Perthes-Werk. Vom Fachverband für Wandererfürsorge zum diakonischen Unternehmen, 2009, 2. Auflage 2009 Endstation Freistatt. Fürsorgeerziehung in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel bis in die 1970er Jahre, 2009, 2. Auflage 2011 Gewalt in der Körperbehindertenhilfe. Das Johanna-Helenen-Heim in Volmarstein von 1947 bis 1967, 2010, 2. Auflage 2013 'Als wären wir zur Strafe hier'. Gewalt gegen Menschen mit geistiger Behinderung - der Wittekindshof in den 1950er und 1960er Jahren, 2011, 3. Auflage 2012 Heimwelten. Quellen zur Geschichte der Heimerziehung in Mitgliedseinrichtungen des Diakonischen Werkes der Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers e.V. von 1945 bis 1978, 2011 'Der das Schreien der jungen Raben nicht überhört'. Der Wittekindshof - eine Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung, 1887 bis 2012, 2012 'Es war eine enge Welt'. Menschen mit Behinderungen, Heimkinder und Mitarbeitende in der Stiftung kreuznacher diakonie, 1947 bis 1975, 2012 Von Anfang an evangelisch. Geschichte des Krankenhauses Gilead in Bielefeld, 2013, 2. Auflage 2014 Vom Frauenasyl zur Arbeit für Menschen mit geistiger Behinderung. 130 Jahre Diakonie Himmelsthür (1884-2014), 2014 125 Jahre Stiftung kreuznacher diakonie (1889-2014). Wandel und Beständigkeit, 2014 Diakonie in der Diaspora. Das Evangelische Diakoniewerk Gallneukirchen von der Habsburgermonarchie bis in die Zweite Republik, 2015 Vom Asyl für entlassene Gefangene zur Teilhabe für Menschen mit Behinderungen. 150 Jahre Diakonische Stiftung Ummeln (1866-2016), 2016 'Was sind wir also, Herr Pastor?'. Evangelische Christen jüdischer Herkunft in Westfalen unter nationalsozialistischer Herrschaft, 2016 https://www.buchhandel.de/suche?q=&title=&ean=&contributors=Schmuhl+Winkler&publisher=Verlag+f%C3%BCr+Regionalgeschichte&wgi=&release_f=&release_t=&price_f=&price_t=&sort_order=releasedate_asc

Rezension

Die Diakonische Stiftung Ummeln blickt zurück auf ihre 150-jährige Geschichte – und vergisst dabei die Opfer nicht. Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler haben die Fakten und Jahreszahlen akribisch zusammengetragen, aber auch viele Einzelschicksale erzählt. Alle Entwicklungsphasen werden ohne Vorbehalte dargestellt; das bezieht auch die Schattenseiten der Heimerziehung sowie die NS-Zeit mit ein. Ihre Anfänge hatte die Stiftung in der Gefangenenfürsorge: 1866 wurden in Enger das Asyl für haftentlassene Männer und in Bad Lippspringe das Asyl für Frauen gegründet. Weil das erste Aufnahmebuch des Frauenasyls vorliegt, können Schmuhl und Winkler tiefen Einblick in das Leben vor 150 Jahren geben. Häuser wurden eröffnet, verlegt, geschlossen. Im Grunde hat sich die Einrichtung mehrmals neu erfunden. Die erste Neuerfindung erfolgte Anfang des 20. Jahrhunderts mit Einführung des preußischen Fürsorgeerziehungsgesetzes. Erstmals gab es Ansätze, der Verwahrlosung von Kindern und Jugendlichen vorzubeugen. Der Charakter ändert sich grundsätzlich: Frauen und Mädchen waren nicht mehr freiwillig in den Einrichtungen. Die Türen waren abgeschlossen, körperliche Züchtigungen an der Tagesordnung. Die Einrichtung in Bad Lippspringe wurde 1907/1908 nach Ummeln verlegt. Auch das Thema Zwangssterilisation während der Nazi-Diktatur wird nicht ausgespart. Die Forschungen ergeben, dass allein im Haus »Waldheimat« in Werther 137 Frauen sterilisiert wurden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurd die Fürsorgearbeit nach bewährtem Muster fortgesetzt. Aber Ende der 60er rüttelt es im System. Die Personalnot nimmt zu; die Diakonissen ziehen sich zurück; in den 70er Jahren springt man auf den Zug der Eingliederungshilfe. Kerstin Sewöster, in: Westfalen-Blatt, 16.4.2016

»Wir haben genau das Buch bekommen, das wir uns gewünscht haben«, sagt Pastor Uwe Winkler. Text und Bilder erzählen die Geschichte der Diakonischen Stiftung Ummeln von 1866 bis 2016. Vor allem die Veränderungen und Neuausrichtungen machen die Lektüre so spannend. »Wir sind froh, dass im Buch deutlich zu sehen ist, dass es hier immer auch Umbrüche gab«, sagt Vorstand Frank Plaßmeyer. Die Stiftung hatte bei der Auftragsvergabe explizit gefordert, dass die Historiker auch die dunklen Ecken der Vergangenheit beleuchten. Das betraf vor allem die Arbeit während der NS-Zeit und die 1950er und 1960er Jahre, in denen vor allem nach dem Konzept der Heilerziehung gearbeitet wurde. »Wenn diese Geschichten im Buch gefehlt hätte, wären wir mit der Betrachtung unserer Entstehung und Entwicklung als Institution unglaubwürdig«, sagt Winkler. Thomas Klüter, in: Neue Westfälische, 16.4.2016

Inhalt

Geleitwort • 9 / Dank • 11 / Einleitung • 13 Gründung und erste Ausbauphase (1866-1900) • 21 Die Anfänge der Gefangenenfürsorge • 21 / Die Gründung der Asyle in Lippspringe und Enger • 26 / Organisationsstrukturen • 33 / Personal • 34 / Bautätigkeit • 36 / Finanzen • 40 / Die Erweckungsbewegung • 44 / Dimensionen der praktischen Arbeit • 46 / Die ersten Bewohnerinnen im Frauenasyl in Lippspringe • 48 / Das Sozialprofil der Bewohnerinnen • 50 / Der Weg ins Asyl • 52 / Neue Gruppen von Bewohnerinnen • 56 / Das Leben im Asyl • 60 / Wege aus dem Asyl • 67 / Konfessionelle Konflikte • 71 / Das Männerasyl in Enger • 73 Der Übergang zur Fürsorgeerziehung (1900-1919) • 81 Eine neue Herausforderung • 81 / Der Ausbau des Frauenasyls in Lippspringe • 84 / Die Gründung des Asyle in Tecklenburg und Soest • 89 / Die Bewohnerinnen des Asyls in Lippspringe • 91 / Die Gründung der Asyle in Werther und Ummeln • 97 / Das Männerasyl in Enger • 104 / Personal und Kuratorium • 105 / Zwang und Gewalt • 108 / Fortbildungsunterricht • 111 / Grenzen der Erziehung • 113 / Die Asyle in Ummeln und Werther im Ersten Weltkrieg • 118 / Die Novemberrevolution 1918 • 123 Im Weimarer Wohlfahrtsstaat (1919-1933) • 125 Organisationsstrukturen • 125 / Die vertagte Wirtschaftskrise, 1919-1923 • 134 / Die »Goldenen Zwanziger« • 136 / »Psychopathenheim« und »Geschlechtskrankenhaus« • 139 / Religiöse Unterweisung • 146 / Debatten um die körperliche Züchtigung • 151 / Die Mädchenheime in Ummeln und die linke Presse • 158 / Die Krise am Ende der Weimarer Republik • 163 Im »Dritten Reich« (1933-1945) • 167 Die Machtübernahme der Nationalsozialisten • 167 / Zwischen Begeisterung und Ernüchterung • 173 / Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses • 177 / Quantitative Dimensionen • 182 / Drei Einzelfälle • 185 / Kontinuität der Erziehungspraxis • 196 / Die Jahre 1938/39 • 200 / Die Evangelischen Mädchenheime im Zweiten Weltkrieg • 206 In der Nachkriegszeit und der »Adenauer-Republik« (1945-1967) • 215 Eine »diakonische Autokratie« • 215 / »Zusammenbruchgesellschaft« • 217 / Finanzen • 223 / Bautätigkeit • 227 / »Aufnahmenot« • 236 / »SBZ-Mädchen« • 240 / Personalnot • 241 / Fortbildungsbemühungen • 245 / Das Männerheim in Enger und Haus »Zuflucht« in Ummeln • 253 / Das Töchterheim »Sonnenwinkel« in Tecklenburg • 260 / Organisations- und Leitungsfragen • 262 / Die Praxis der Heimerziehung • 268 / »Wie ein Tag dem andern gleicht« • 270 / Arbeitserziehung • 273 / Religiöse Erziehung • 278 / Freizeit • 280 / Schulische und kulturelle Bildung • 283 / Ärztliche und psychiatrische Versorgung • 284 / Medikamentengaben • 287 / »Am Sonnabend ist Familienabend« • 289 / Beschwerden • 293 / Die Situation der Diakonissen • 296 / Die Perspektive der Mädchen • 301 Bildteil • 305 Im voll entfalteten Sozialstaat (1968-1985) • 337 »1968« in der »Waldheimat« • 337 / »1968« im Haus »Sonnenwinkel« • 349 / Die Aufgabe von Haus »Sonnenwinkel« • 352 / Zukunftssicherung in Wiedenbrück • 355 / Das Ende der Fürsorgeerziehung in der »Waldheimat« in Werther • 359 / Die Reduzierung der Erziehungsarbeit in Ummeln • 360 / Der Ausbau der »Behindertenarbeit« in Werther und Ummeln • 364 / Von der Arbeitstherapie zur »Werkstatt für Behinderte«? • 372 / Der Neubeginn in der Erziehungshilfe in Ummeln • 377 / Neue Strukturen und ein neuer Name • 378 Auf dem Weg in das 21. Jahrhundert (1986-2016) • 385 Ein neuer Direktor • 385 / Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung • 387 / Die Evangelische Jugendhilfe Ummeln • 393 / Arbeit, Beschäftigung, Förderung • 396 / Das Jahr 2009 • 399 Frauenheime in Deutschland 1899 • 402 Das Leitbild der Diakonischen Stiftung Ummeln • 405 Auswahlbibliographie • 412 / Personenregister • 415

Weitere Artikel aus der Kategorie "Geschichte/Regionalgeschichte, Ländergeschichte"

Alle Artikel anzeigen