Beschreibung
Die Industrialisierung setzte im 19. Jahrhundert Ängste vor einem biologischen und sozialen Zerfall moderner Gesellschaften frei, die vor der Wissenschaft nicht Halt machten. So versuchte die Rassenbiologie noch bis in die 1980er Jahre, durch aufwendige anthropologische Vermessungen genetische Differenzen zwischen Rassen und Sozialschichten zu bestimmen. Ziel war es, eine vermeintlich 'natürliche' Sozialordnung zu restaurieren, welche die Mittelschicht gegen 'minderwertige' Rassen und Sozialschichten zu sichern vermochte.Thomas Etzemüllers Gesellschaftsanalyse zeigt: Die Rassenanthropologie ist ein ideales Lehrstück dafür, wie eine Weltanschauung mit wissenschaftlichen Methoden objektiviert werden konnte.
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Autorenportrait
Thomas Etzemüller, geb. 1966, ist Professor für Kulturgeschichte der Moderne an der Universität Oldenburg. Er studierte Geschichte, empirische Kulturwissenschaften und Filmwissenschaft in Tübingen und Stockholm. Seine Forschungsschwerpunkte sind die europäische Kulturgeschichte seit 1800 und die Wissenschaftsforschung.
Rezension
Besprochen in:IDA NRW, 3 (2015)DHIVA, 9 (2016), Ulrich BrömmlingNeue Politische Literatur, 61 (2016), Christoph WichtmannGermania, 95/1-2 (2017), Gisela Grupe
»Das Buch [untersucht] die ›Praxis wissenschaftlicher Arbeit‹ und die ›fatale Erzeugung von Evidenz‹.Besonders innovativ sind dann auch die Kapitel, in denen gezeigt wird, wie Rassenanthropologen Daten erhoben und diese dann in Balken-, Linien-, Kreis-, Kurven- und Flächendiagrammen so aufbereiteten, dass sie visuelle Überzeugungskraft erlangten.«
»Ein angenehm zu lesendes, nachvollziehbar argumentierendes Werk zur deutschen Rassenanthropologie [...], das verdeutlicht, wie soziale Differenzierung zu körperlicher Differenzierung gemacht wurde.«