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Nachricht an den Großen Bären

Roman

Erschienen am 21.03.2017
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783903005273
Sprache: Deutsch
Umfang: 200 S.
Format (T/L/B): 2 x 21.2 x 13.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Geheime Papiere gegen den Faschismus. In naher Zukunft: Die Rechtspopulisten haben die Macht ergriffen, Europa ist in Zonen aufgeteilt, die Menschen sind angesichts des neuen faschistischen Regimes verängstigt. Während Claire hinter Barrikaden kämpft, sitzt ihre Freundin Su mit geheimen Papieren im Zug. Wenn es ihr gelingt, damit unbemerkt die Grenze zu passieren, ist es vielleicht noch nicht zu spät. Eva Schörkhuber erzählt in ihrem hypnotischen Roman von Mechanismen der Angst, von Formen des Widerstands, von Verzweiflung und der Hoffnung auf eine bessere Welt.

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Literaturverlag Poll GmbH
Sarah Legler
office@editionatelier.at
Nußdorfer Straße 62/2
AT 1090 Wien

Autorenportrait

Eva Schörkhuber, 1982 in St. Pölten geboren, aufgewachsen in Oberösterreich. exil-literaturpreis 2012, Theodor-Körner-Preis 2013. Lebt und arbeitet in Wien und Bratislava. Gemeinsam mit Elena Messner Konzeption und Durchführung der Wiener Soundspaziergänge. Zuletzt in der Edition Atelier erschienen: 'Die Blickfängerin' (2013) und 'Quecksilbertage' (2014).

Rezension

»Das ist eine Geschichte aus der (nahen?) Zukunft: wenn die Meute regiert und die Habgeier keinen ins Land lassen, den sie nicht brauchen: Europa ist in A, B, C und D geteilt. ... Eva Schörkhuber hat vor diesem Hintergrund einen anspruchsvollen Roman geschrieben.« (Peter Pisa, Kurier)

»Der Name Eva Schörkhuber ist selbst in der engeren Literaturszene noch ein Geheimtipp. Das könnte sich aber bald ändern.« (Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten)

»Eva Schörkhuber bearbeitet gesellschaftspolitisch brisante Themen unserer Zeit in einem unverkennbaren Stil. ... Sie schafft das, woran viele AutorInnen scheitern: aktuelle, gesellschaftliche Entwicklungen kritisch-literarisch zu reflektieren, ohne dabei die Hoffnung auf eine positive Veränderung aus dem Blick zu verlieren.« (stadtbekannt.at)

»Eva Schörkhubers Roman zeigt die Möglichkeit eines mutigen, organisierten Widerstands.« (Mareike Boysen, vormagazin)

„Ein Plädoyer gegen Hoffnungs­losigkeit.“ - Stefan Hauck & Lothar Sand, Börsenblatt

Leseprobe

I Nun, da ich mich auf den Weg gemacht habe, wird das alles hier ein Ende finden. Welches Ende, das wird sich zeigen, doch so weitergehen wie bisher wird es nicht. Bestimmt nicht. Unter den Rädern ächzen die Schienen. In meinem Kopf, auf meinen Armen und Beinen liegt die Schwere der vergangenen Monate. Bald schon werden wir Fahrt aufgenommen haben. Wir werden durch die Landschaft gleiten, kein Ächzen mehr, keine Schwere mehr. Nur der Leichtsinn des Unterwegs, des Unterwegs-Seins wird uns etwas benommen sein lassen. Ich trage nur wenig bei mir. Die weiche, schwarze Reisetasche auf der Gepäckablage über mir. Der graue Staubmantel, in dem meine Reisedokumente stecken, an dem Haken neben mir. Die Papiere habe ich gut verstaut. Ich habe sie zusammengerollt und während des Abreisegetümmels zwischen zwei der gepolsterten Sitze gesteckt. Wenn sie mich kontrollieren, werden sie nichts bei mir finden. Ich gehe davon aus, dass ich kontrolliert werde. Obwohl ich eine gänzlich unauffällige Person bin. Nahezu. Denn da gibt es diesen kleinen Leberfleck schräg über meinem rechten Mundwinkel. An ihm bleiben die Blicke der Menschen hängen, die sich fragen, ob er echt sei oder aufgemalt. Dieser kleine schwarze Punkt stiehlt meinem Gesicht etwas von seiner reinen Belanglosigkeit. Manche Frauen, mit denen ich auch körperlich verkehrt habe, wollten mir weismachen, dass ich schön sei. Manche Männer, mit denen ich nicht auf diese Weise verkehrt habe, auch. Ich bin überzeugt davon, dass sie sich getäuscht haben, dass sie sich haben täuschen lassen von der nahezu vollendeten Belanglosigkeit meines Gesichts. Meine Eltern haben immer behauptet, ich sähe meiner Großtante Paula ähnlich. Ich kenne sie aber nur von Bildern, von alten Schwarz-Weiß-Fotografien, auf denen sie jung ist und sehr bieder wirkt. Sie trägt das Haar streng zusammengebunden und lächelt gekünstelt. Für den Fotografen werden sie ihr damals gesagt haben, um ihr dieses schmale Lächeln zu entlocken. Ihr Gesicht ist platt und nichtssagend. Aber auch sie hat diesen Leberfleck über dem rechten Mundwinkel. Sie ist die Schwester meines Großvaters väterlicherseits, und sie lebt, soweit ich weiß, mit ihrem Mann in der kleinen Stadt, die auch an der Bahnstrecke liegt. Gesehen habe ich sie nie. Gehört von ihr habe ich so gut wie nichts. Ein alter, schäbiger Mantel des Schweigens liegt über dieser Familiengeschichte, und ich habe es aufgegeben, nachzufragen. Mein Vater weiß nichts oder will nichts wissen, und mein Großvater hat sich zeit seines Lebens geweigert, über seine Schwester zu sprechen. Der Schnellzug kriecht aus der Stadt, langsam wie eine Schnecke, die sich ihres alten, brüchigen Hauses entledigt, um eine neues zu suchen. Die Ränder der Stadt liegen in Trümmern. In den Vororten türmen sich auf den Straßen die Reste der Barrikaden, Sandsäcke, Holzpaletten, Möbelstücke liegen zerstreut, zerrissen und zerstückelt herum. Dass es so weit gekommen ist, überrascht mich auch heute noch. Wehret den Anfängen ist vor ein paar Jahren auf Transparenten gestanden, und ich habe gelacht über diesen historischen Kurzschluss, über diese so geschichtsbeflissen übertriebene Hysterie. Nun ja. Zwei Jahre später schon ist die Wahl annulliert worden.

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