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Buchtipps - Belletristik

Während Hemingway beim Schreiben einen eher schmucklosen Stil bevorzugte, war sein Liebesleben die meiste Zeit ausschweifend. Naomi Wood erzählt in "Als Hemingway mich liebte"  einfühlsam aus der jeweiligen Perspektive seiner vier Ehefrauen vom Zusammenleben mit dem Vorzeigemacho der amerikanischen Literatur. Beginnend in den 20er-Jahren mit seiner ersten Frau Elizabeth spannt der Roman einen Bogen bis zur vierten Angetrauten und schließlich Hemingways Selbstmord 1961.

Samir wächst glücklich als Sohn libanesischer Einwanderer in Deutschland auf, bis sein Vater eines Tages ohne jede Nachricht spurlos verschwindet. Ab diesem Tag ist in der Familie nichts mehr, wie es war. 20 Jahre später reist Samir in den Libanon, um das für ihn gleichermaßen unbekannte und vertraute Land kennenzulernen und vielleicht doch noch etwas über den Verbleib seines Vaters herauszufinden. Wir folgen ihm dabei in diesem faszinierenden Roman durch seine Familiengeschichte und in die wechselvolle Geschichte des Libanon - sehr interessant und spannend!

Ein Mann steht auf und geht. Einen Augenblick zögert Thomas, dann verlässt er das Haus, seine Frau und seine Kinder. Mit einem erstaunten Lächeln geht er einfach weiter und verschwindet. Astrid, seine Frau, fragt sich zunächst, wohin er gegangen ist, dann, wann er wiederkommt, schließlich, ob er noch lebt. Jeder kennt ihn: den Wunsch zu fliehen, den Gedanken, das alte Leben abzulegen, ein anderer sein zu können. Peter Stamm zeigt auch in seinem neuen Roman wieder, dass er ein großartiger Erzähler ist.

Das passende Buch in Zeiten von Heimatsuche, Flucht, Exil und der Suche nach einer besseren Welt. Im Vorwort steht zu Recht, dieses Buch ist keine Kulturgeschichte Deutschlands, sondern eine „Art Roman“, weil sich „vor allem erzählend Klarheit über Gefühle gewinnen lässt“. Eberhard Rathgeb als Sohn deutscher Einwanderer in Buenos Aires geboren, übersiedelte als Kind mit seiner Familie nach Deutschland. Die Lebensgeschichte ist aber nur der äußere Rahmen für tiefergehende Betrachtungen.

La Principal ist ein grosses Anwesen im Norden Spaniens. Die Familie ist reich, man baut Wein an. Im Sommer 1893 vererbt der Vater das Gut seiner Tochter Maria und zieht mit dem Rest der Familie nach Barcelona. Mit Eigensinn und Selbstbewußtsein nimmt sie ihr Schicksal an und führt das Gut mit viel Erfolg weiter. Am Vorabend des spanischen Bürgerkriegs findet man eine Leiche vor den Toren des Gutshofes. Im Verlauf des Romans erzählt die Hausangestellte Ursula in Rückblicken das Leben auf La Principal.

Dieser zweite Roman von Siegfried Lenz konnte erst posthum erscheinen. Trotz vorheriger Zusage hat es der Verlag 1951 in Zeiten des Kalten Kriegs nicht gewagt, ihn zu veröffentlichen. Dies allein macht schon neugierig auf dieses Buch. Die Geschichte um den jungen Wehrmachtssoldaten Walter Proska, der sich 1944 aus Liebe zum polnischen Partisanenmädchen Wanda zum Desertieren entschließt, zeichnet ein eindrucksvolles Zeitkolorit.

„Der Pfau“ lebt auf dem Gelände eines schottischen Herrenhauses - und hasst blau. Dies wird beim Besuch einer zahlungskräftigen Besuchergruppe zum folgenschweren Problem und sorgt während eines verschneiten Wochenendes für allerlei Irrungen und Wirrungen unter den menschlichen und tierischen Beteiligten. Sehr englisch, sehr lustig, sehr lesenswert!

Ein stürmischer Abend verändert 1968 Ambers Leben. Ihre Familie wird von einem tragischen Ereignis aus der rauen Idylle Cornwalls gerissen. Jahrzehnte später stößt Lorna Smith auf der Suche nach dem perfekten Ort für ihre Hochzeit auf das leidlich in Schuss gehaltene Anwesen Black Rabbit Hall. Sofort verliebt sie sich in das Haus und wird in dessen Vergangenheit verstrickt... Eve Chase ist ein spannender Familienroman gelungen, der Vergangenheit und Gegenwart zweier Frauen und ihre Verbundenheit mit der verträumten Landschaft Cornwalls verbindet.

Ein Windpark soll nach Unterleuten, einem kleinen Ort im Einzugsgebiet Berlins. Ein Vogelschützer mit Frau und Baby, ein junges Unternehmerpärchen, der alteingesessene Leiter des größten Unternehmens vor Ort, alle Dorfbewohner müssen plötzlich Stellung beziehen. Und schon findet unter den Bewohnern eine Grüppchenbildung statt. Gespannt folgt der Leser dem roten Faden durch diesen Roman, der zunehmend an Tempo gewinnt und den Leser mitreißt. Ein großartiger Gesellschaftsroman!

„Das ist mein ganzes Leben“ – mit diesen Worten übergibt Charlotte 1942 einem Vertrauten einen Koffer voller Bilder. Sie sind im französischen Exil entstanden und erzählen, wie sie als kleines Mädchen, damals im Berlin der 1920er, nach dem Tod der Mutter das Alleinsein lernt, während sich ihr Vater, ein angesehener Arzt, in die Arbeit stürzt. Dann die Jahre, in denen das kulturelle Leben wieder Einzug hält bei den Salomons. Die Stiefmutter ist eine berühmte Sängerin; man ist bekannt mit Albert Einstein, Erich Mendelsohn, Albert Schweitzer.